14.Kapitel

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Draußen an der Bushaltestelle der Schule stand ich zusammen mit Malena und Cara frierend in der Ecke. Mittlerweile war es schon ziemlich kalt. Kein Wunder, immerhin war es schon Mitte Dezember und Weihnachten stand bald vor der Tür. Markus unterhielt sich mit Jamie und David und die restlichen meiner Klasse waren auch alle hier. Frau Fischer, unsere Klassenlehrerin, versuchte mit Herrn Fischer zusammen, die Klasse zur Ruhe bringen. Sie scheiterten. Die Lautstärke der Schüler übertönte deren Stimme fast komplett.

»Alle halten jetzt ihre Klappe!«, schrie schließlich Herr Fischer in den Tumult hinein und tatsächlich wurde es leiser, nur Leon, Luca, Oliver und Theo unterhielten sich noch lautstark, ohne auch nur Anstalten zu machen, damit aufzuhören. Ich verstand diese vier Jungs nicht. Warum führten sie sich so auf?

»Auch ihr da hinten seid jetzt leise«, befahl unser Geschichtslehrer den Jungs es und diese drehten sich genervt zu ihm um. Oliver verschränkte seine kräftigen Arme vor seinem Oberkörper und starrte unseren Lehrer missmutig an.

»Gut, also ich hoffe, jeder hat sein Zeug. Ihr dürft jetzt in den Bus einsteigen, wir werden erst dort zählen, ob ihr vollständig seid. Eure Parallelklasse ist schon drin und ihr -«, versuchte Frau Fischer nun zu erklären, doch die meisten fingen jetzt an zu murren und man verstand das Ende von dem Satz unserer Lehrerin nicht mehr. Auch ich war nicht besonders begeistert, das zu hören. Augenblicklich merkte ich, wie mir schlecht wurde. Wenn die andere Klasse schon da war, hieß es, ich musste schnell sein, um mir noch einen freien Platz ergattern zu können, auf dem die Fahrt zumindest aushaltbar war. Neben Malena konnte ich mich schließlich nicht setzen, da sie bestimmt Cara als Sitzpartner bevorzugte und Markus wollte wahrscheinlich lieber bei seinen Freunden als bei mir sein. Verständlich.

Die meisten hetzten schon zum Bus und obwohl ich es wirklich versucht hatte, kam ich erst als eine der letzten in den Bus. Ich lief immer weiter nach vorne, fand aber keinen freien Platz. Dann musste ich es wohl im hinteren Teil des Busses versuchen, wo auch Leon und seine Freunde Platz genommen hatten. Ich wollte dort nicht hin. Und was, wenn ich dort auch keinen Platz mehr fand? Ich kämpfte gegen die Tränen. Lächerlich. Warum musste ich auch immer wegen so unnötigen Dinge gleich anfangen wie ein Baby loszuheulen? Ich konnte nicht einmal etwas dagegen tun. So sehr ich mich auch anstrengte und sogar wusste, dass es keinen richtigen Grund für Tränen gab, ich hatte nicht die Kontrolle darüber.

Ich drehte um und lief in den hinteren Teil des Busses. Was dachten nur die anderen von mir, wenn ich jetzt schon wieder an ihnen vorbeilief? Bestimmt lachten sie mich in Gedanken aus, aber auch zu recht.

»Kathrinchen, komm hier her«, rief Markus mich zu ihm, als ich an ihm vorbeilief. Verwundert starrte ich ihn an, nickte dann aber, als mir einfiel, dass Jamie und David bestimmt nebeneinander saßen und tatsächlich, die beiden hatten ihren Platz genau vor Markus beansprucht. Ich lächelte und wollte mich zu ihm setzen, doch er schüttelte den Kopf. Mitten in der Bewegung hielt ich inne. Warum durfte ich jetzt doch nicht zu ihm? Hatte ich etwas falsch gemacht? Hatte er es sich anders überlegt und wollte mich doch nicht neben ihn haben?

»Du setzt dich ans Fenster, ich will innen sitzen«, erklärte Markus sich und stand mit diesen Worten von seinem Platz auf und ging in den Gang, damit ich mich setzen konnte. Erleichtert atmete ich auf und beeilte mich, Platz zu nehmen. Meinen Rucksack setzte ich auf meinen Schoß ab. Markus ließ sich wieder auf den Platz neben mir fallen und küsste mich auf den Mund. Überrascht starrte ich in an, doch er hatte sich bereits wieder seinen Freunden zugewendet und fing an mit ihnen über irgendetwas zu diskutieren. Anscheinend ging es um Essen, denn sie redeten über Chips und Eis.

»Könnt ihr eigentlich eislaufen? Also ich kann das ja nicht«, fragte Jamie auf einmal in die Runde und drehte den Kopf so schnell zu Markus und mir, dass seine roten, etwas längeren, aber immer noch kurzen Haare durch die Luft flogen. Ich spannte mich automatisch an. Hatten sie nicht gerade noch von Schokoladeneis gesprochen?

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