7.Kapitel

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Geräusche von klimperndem Besteck und das laute Gemurmel der ganzen Schüler machten sich in dem großen Raum breit. Neben mir am Tisch saß Malena, die noch kurz davor Cara zu uns gerufen hatte. Sie saß zwar gegenüber von Malena, aber das Essen war mir trotzdem unangenehm. Ich fühlte mich beobachtet, obwohl mich eigentlich die meiste Zeit niemand ansah. Malena und Cara unterhielten sich sowieso ständig nur miteinander und der Platz mir gegenüber war frei.

Ich drehte also konzentriert die Spaghetti auf meine Gabel, darauf bedacht, die Tomatensoße dabei nicht in alle Richtungen spritzen zu lassen. Die meisten in diesem Raum aßen die Nudeln mit Hackfleischsoße, wie es eigentlich auch vorgesehen war. Nur für die Vegetarier gab es auch noch Tomatensoße, und da ich es so gut wie es ging vermied, Fleisch zu essen, war ich nun eine der wenigen mit Tomatensoße. Würde mich das Fleisch nicht so anekeln, hätte ich die andere Soße genommen, um so wenig aufzufallen wie nur möglich. Denn wegen meiner vegetarischen Essgewohnheit war ich schon oft verspottet worden.

»Darf ich mich noch zu euch gesellen?«, unterbrach eine mir bekannte Stimme meine Gedanken. Ich blickte von meinem Teller nach oben und sah in Markus' Gesicht.

»Ja, klar, setz dich einfach«, meinte Cara sofort und er ließ sich daraufhin neben sie auf den letzten freien Platz am Tisch sinken. Warum setzte er sich nicht zu Jamie und David? Seine Freunde sahen ebenfalls verwirrt in unsere Richtung und zogen die Augenbrauen hoch. Was machte Markus hier?

»Cara? Markus? Die diesjährige Klassenfahrt geht doch nach London und die nächstes Jahr nach Berlin, oder?«, warf Malena die Frage in den Raum und ich hätte fast die Nudeln, die ich gerade in meinem Mund hatte, wieder ausgespuckt, so schlecht wurde mir in diesem Moment. Ich würgte hastig das Essen hinunter und trank gleich noch ein paar Schlucke Wasser hinterher.

»Alles in Ordnung?«, fragte Markus mich überflüssigerweise auch noch und ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief. Ich nickte schnell und schaute nach unten auf meinen halbvollen Teller.

Die diesjährige Klassenfahrt. In meiner Magengegend bekam ich ein schummriges Gefühl. Diese eine Woche im Jahr war für mich immer die schlimmste. Und genau diese Woche war für den Rest meiner Klasse die Woche, auf die sie sich unter anderem am meisten im ganzen Schuljahr freuten. Ich bekam schon allein bei dem Gedanken daran Panik.

Dass Malena aber nur Cara und Markus gefragt hatte und nicht mich, verletzte mich irgendwie. Sie erwartete also auch schon, dass sie von mir keine Antwort bekommen würde. Das tat weh. Ich wusste zwar selbst, dass ich auf die Antwort der anderen gewartet hätte, aber die Tatsache, dass Malena mich nicht einmal mit angesprochen hatte, traf mich trotzdem sehr.

Den geplanten Kinobesuch hatten wir verschoben, da Cara am Samstag kurzfristig doch keine Zeit hatte. Markus hatte mich vorhin in der Schule noch gefragt, was ich heute vorhatte und somit vom Kinobesuch erfahren. Er wollte den Film mit ansehen und nachdem ich Malena deswegen gefragt hatte, war das beschlossene Sache. Wir waren gemeinsam mit dem Zug in die Stadt gefahren. An sich war der kleine Ausflug schön gewesen, nur hatte ich mich oft überflüssig gefühlt. Malena und Cara hatten sich die meiste Zeit unterhalten und Markus hatte versucht, am Gespräch teilzunehmen. Ich stand dabei einfach nur daneben und hörte zu.

»Also tschüss, bis morgen. Schön, dass du mitgekommen bist«, verabschiedete sich Malena von mir, als wir vor unseren Häusern stehengeblieben waren.

Wir verabschiedeten uns mit einer kurzen Umarmung, die für mich mittlerweile gar nicht mehr so unangenehm wie beim ersten Mal war, und so trennten sich unsere Wege.

Malena fand es bestimmt nicht schön, dass ich mitgekommen war. Die ganze Zeit hatte ihre Aufmerksamkeit auf Cara gelegen. Mich hatte sie kaum wahrgenommen. Wieso sollte sie es also schön gefunden haben, dass ich dabei gewesen war?

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