55. Psychopath

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Mittlerweile habe ich eine kleine Bank inmitten des dichten Waldes gefunden, auf die ich mich gesetzt habe, um mich auszuruhen. Ewigkeiten bin ich durch den Wald gerannt und ich sehe immer noch kein Ende. Zaubern kann ich auch nicht, da mein Vater mein Zauberstab und mein Handy hat. Was soll ich jetzt nur machen? Woher soll ich wissen wann dieser verfickte Wald endlich aufhört? Ich nehme mir einen Stock, der neben mir auf dem Boden liegt und zerbreche ihn aus Wut.

„Wen haben wir denn da?"
höre ich plötzlich hinter mir eine männliche Stimme. Sofort springe ich auf, drehe mich zu der Person um und will wegrennen, als ich auf einmal stolpere. Ich falle auf den harten Waldboden und stoße mir dabei den Arm. Der Mann kommt näher auf mich zu und ich erkenne meinen Dad. Wie hat er mich gefunden? Ich versuche so schnell wie möglich aufzustehen, aber es geht nicht. Auf dem Boden rutsche ich immer weiter von meinem Dad weg, doch er hält nur seinen Zauberstab auf mich und schreit:
„Flipendo"
Der Fluch trifft mich und ich fliege im hohen Bogen mit dem Rücken gegen einen Baum und falle zu Boden.

Ich kann mich nicht mehr bewegen und Dad läuft mit festen Schritten auf mich zu.
„Warum tust du mir das an?"
wimmere ich.
„Weil du unsere Familie verraten hast du Miststück!"
Flucht er und ich schreie zurück:
„Was kann ich dafür, dass ich ihn liebe?"
Mein Vater schweigt und fesselt mir meine Hände. Schon beugt er sich zu mir herunter und nimmt mich auf den Arm.
„Lass mich los!"
schreie ich, während ich strample und versuche mich irgendwie aus seinem Griff zu lösen. Doch mein Vater geht einfach weiter und lässt sich davon nicht beeindrucken.

An seinem schwarzen Mercedes angekommen, macht er die Beifahrer Türe auf und setzt mich hinein. Schließlich fesselt er mich noch an den Sitz, sodass ich mich jetzt kaum mehr bewegen kann und lässt sich dann auf den Fahrersitz fallen. Der Motor brummt auf und Dad fährt los. Einen kleinen unscheinbaren Waldweg entlang. Niemand würde uns hier je finden.
„Wir haben ein Treffen mit deinem Loverboy Y/N"
erzählt er mir, während er seinen Blick nicht von der Straße nimmt.
„Bitte tue ihm nichts. Ich liebe ihn. Warum verstehst du das nicht?!"
bettele ich ihn schon fast an, aber er lächelt nur und sagt dann:
„Er soll vor deinen Augen sterben"
Ist das noch mein Vater? Schon lange nicht mehr. Ich sitze neben einem kranken Psychopathen, der nichts anderes mehr als diesen dämlichen Familienstreit im Kopf hat.

Mattheo wird das schaffen. Er muss es schaffen. Ohne ihn kann ich mir mein Leben nicht mehr vorstellen. Mir wird heiß und kalt. Immer abwechselnd. Mein Herz rast. Denn bei dem Gedanke, dass Mattheo wegen mir etwas zustoßen könnte, werde ich verrückt. Dad lenkt den Wagen um eine Kurve und wir kommen an einer kleinen Holzhütte an. Davor ist eine Stelle für ein Lagerfeuer und es sieht allgemein sehr verlassen aus. Keine Spur von Mattheo. Hoffentlich kommt er einfach nicht. Bitte. Der schwarze Mercedes hält vor der Hütte und Dad steigt aus. Er macht meine Türe auf und zerrt mich aus dem Auto. Der Wald ist hier nur noch dunkler und dichter geworden und es ist ziemlich kalt.

Tausende Sorgen schießen mir durch den Kopf und das einzige an das ich denken kann, ist Mattheo. Dad hat mittlerweile einen Stuhl aus der Hütte geholt und setzt mich auf ihn. Ich habe keine Wahl. Ich bin geschwächt von dem Fluch. Geschwächt von seiner Anwesenheit. Er schnürt die Seile so fest zu, dass ich schon fast nicht mehr atmen kann.
„Gleich müsste er da sein. Dieser Abschaum"
murmelt mein Vater und ich sage nur:
„Du bist der einzige den ich kenne, der Abschaum ist"
Er dreht sich zu mir und schlägt mir plötzlich hart auf die Wange. Sie beginnt zu brennen und leuchtet bestimmt feuerrot.
„Höre auf so mit deinem Vater zu reden"
ermahnt er mich, aber ich entgegne nur weinend:
„Du bist schon lange nicht mehr mein Vater"

In diesem Moment höre ich ein Knacken im Wald und ich schaue in die Richtung aus der das Geräusch kam. Da ist er. Mattheo. Er hat schwarze dunkle Augenringe, die ich aus dieser Entfernung schon klar erkennen kann. Entschlossen hält er seinen Zauberstab in der Hand und geht auf uns zu.
„Mattheo renn!"
schreie ich, doch er kommt nur näher und hört nicht auf mich. Sein Blick ist starr auf meinem Dad gerichtet und er sieht ziemlich wütend aus.
„Er wird dich umbringen"
wimmere ich noch leise, da ich keine Kraft mehr habe. Mein Vater geht freudig auf Mattheo zu und zieht auch seinen Zauberstab.
„Sieh an. Sieh an. Ein Riddle. Ein Riddle, der für eine Conners kämpft. Ihr seid erbärmlich"
sagt er gehässig.
„Lassen Sie sie frei!"
ruft Mattheo, doch mein Vater lacht nur.
„Glaubst du wirklich, dass ich mich so leicht geschlagen gebe Riddle?"

Die beiden umkreisen sich und gucken sich tief in die Augen. Eine Verbindung aus reinem Hass entsteht und die beiden stehen kampfbereit da. Kurze Zeit über ist es still, doch plötzlich schwingt mein Vater seinen Zauberstab und schreit:
„Expelliarmus"
Mattheo ruft im selben Moment:
„Flipendo"
Die Flüche schießen nur förmlich aus ihren Zauberstäben heraus und treffen sich in der Mitte. Mattheo und mein Vater strengen sich beide an und halten ihre Zauberstäbe fest. Die beiden Strahle kämpfen um die Oberhand, aber trotzdem sind sie gleichstark. Auf einmal bricht mein Vater die Verbindung ab und weicht dem Fluch von Mattheo aus.
„Expelliarmus"
schreit er erneut und dieses Mal war Mattheo zu langsam. Sein Zauberstab fliegt ihm aus der Hand und er stürzt zu Boden.

Bad Romance - Mattheo RiddleWhere stories live. Discover now