𝟎𝟐|𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬

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K A P I T E L 2
Die Stadt war wie leergefegt, nur die vereinzelten Straßenlaternen schenkten Licht in den Straßen. Ich habe mir fest vorgenommen mich bei Daniella zu verabschieden. Sie war eine ältere Dame mit schwarzen langen Locken und liebevollen Teddybär Augen. Sie besaß ein italienisches Restaurant, das besonders bei der reichen Gesellschafft anerkannt war. Doch trotz ihrer vielen Anerkennung hat sie nie auf uns herabgeschaut.

„Guten Abend Daniella." Rief ich, nachdem ich durch die Hintertür eingetreten war. Rucco, ein emotionsloser Riese und ein enorm guter Koch nickte mir stumm zu. Dannis dunkler Haarschopf ragte durch die Tür und sie schenkte mir ein überraschtes Lächeln." Il mio piccolo. Was für eine Überraschung." Sie schloss mich in eine mütterliche Umarmung und küsste meine Wangen. „Hast du Hunger June?" Ich schluckte und nickte. (meine Kleine)

„Ich werde gehen Danni.", hauchte ich, nachdem Rucco mir, ohne ein Wort zu sagen ein Sandwich reichte. „Wohin?" Es herrschte Stille. „Hön din Wäschdn." Meinte ich kauend und sie nickte. Sie akzeptierte meine Entscheidung und schwieg.

Unser kleines Dorf war in zwei sehr spezifische Gruppen geteilt. Die in Geldbadenden Reichen und die bedauernswerten Armen. Nun konnte jeder Blinde erkennen, dass ich und die anderen Waisenkinder keinesfalls den reichen angehören konnten. Ich würde nicht gerade übertreiben, wenn ich sagen würde, dass Danni und ihre Großzügigkeit uns Mädchen des Öfteren schon das Leben gerettet haben Der Riese reichte mir auf einmal eine weiße Plastiktüte. „Proviant." Murmelte er vor sich hin und machte sich wieder an die Arbeit. Ich lächelte ihn dankbar an und warf mich dann wieder in Dannis Arme. „Ich werde dich vermissen June." „Ich dich auch."

Ein schmaler Mann in einem teuren Smoking stürzte durch die Tür und sah aufgeregt zu Danni. „Eine Gruppe von 25 Menschen und drei Werwölfen." Ich musste nicht in der Gastronomie arbeiten, um zu wissen das das etwas Gutes war. „Ich nerv schon nicht weiter. Viel Glück." Wünschte ich dem Rest und wandte mich wieder der Hintertür zu.

Draußen war es viel kälter als zuvor. Ich steckte mir die weiße Tüte in den Rucksack und lief zwischen den Mülltonnen entlang. Ein gigantischer Schatten weckte meine Aufmerksamkeit. Eine Hand legte sich auf meinen Mund, welche meinen überraschten Schrei abdämmte.

„Denkst du kannst abhauen." Er lachte. „Dummes dummes Mädchen." Mit voller Wucht schlug ich ihm meinen Ellenbogen in die Margengrubbe. Er ächzte und schubste mich gegen eine der vielen Mülltonnen. Ein widerliches Knacken ertönte und ein darauffolgender Schmerz. Ich wollte mich schnell aufraffen, da spürte ich schon den ersten Tritt, dann den zweiten. Schwarze Punkte tanzten mir vor meinem inneren Auge und ich konnte Blut an meinem Mundwinkel schmecken. Er zog mich an meinen Haaren zu sich hinauf, so dass ein mühseliges Wimmern meine Lippen verließ. Er war lang und hässlich, zu schwach für ein Werwolf, doch zu stark für einen Menschen. „Zu schade, dass ich dich lebend brauche." Erklang seine Stimme an meinem Ohr. Ich währte mich. Ich spuckte, kratzte und schlug wild um mich, doch all dies half mir nicht. Er versuchte mich hinter sich her zu ziehen, doch die Hintertür öffnete sich erneut und ich nutzte die kurze Ablenkung, um mich aufzurappeln und zu rennen. Adrenalin pumpte durch meine Adern und ließ den brennenden Schmerz für einige Sekunden vergessen.

Ich rannte Zickzack Muster und Schlangenlinien. In meinem gesamten Leben hatte ich noch nie solch eine Angst verspürt, wie in diesem Moment. Ich hörte ihn dicht hinter mir Keuchen. Verdammt. Mein Herz ging noch schneller als sich die Fußstapfen hinter mir vermehrten.

Nur beiläufig erkannte ich das Warnschild, an dem ich vorbeilief. Werwolf Territorium. Ich hörte hinter mir ein paar Leute stoppen, doch das hielt mich nicht auf weiter zu laufen. Plötzlich hörte ich ein knurren und erneut dichte Fußstapfen hinter mir. Meine Knie wurden weich und ich wusste, dass ich nicht mehr weit kommen würde. Mein Rücken schmerzte zu sehr, genauso wie meine Füße.

Mein Körper glitt an einem breiten Baumstamm hinab und ich zischte. „Wo ist Sie hin?", hörte ich eine tiefe Stimme sagen. Sie waren nicht weit weg, vielleicht fünf bis zehn Meter. Ich musste weiter, doch meine Beine waren zu schwach, um mich weiter zu tragen. Die Antwort konnte ich nicht hören, mein Herzschlag pochte mir dafür zu laut in den Ohren. Auf einmal hörte ich die getrockneten Blätter neben mir knirschen und ein Schatten legte sich über mich. „Na wen haben wir denn da." Das war nicht die Stimme des Mannes davor. Diese war neu.

Mein Blick lag immer noch auf meinen zitternden Beinen. „Komm schon kleines wir tun dir schon nichts." Meinte der andere. Seine Stimme war sanfter und melodischer als die von seinem Kameraden. Das Adrenalin pumpte durch meine Adern und meine Zähne begannen zu knirschen. Der sympathischere Kerl seufzte. „Ich bin Adam und der Brummbär neben mir ist Eric." Begann er und ich konnte sein aufgesetztes Lächeln förmlich hören. Dann begriff ich erst das die beiden keinesfalls meine Verfolger waren, sondern ganz normale Rudelwölfe, Werwölfe. Ich blickte auf und funkelte ihn böse an. „Und wie ist dein Name?" Seine Augen hatten die Farbe von fließendem Honig welche mir tief in meine Seele blickten; freundlich und aufrichtig.

„Werdet Ihr mich töten?", hauchte ich krächzend. Nun kam auch der andere Mann in die Hocke und pflanzte sich neben Adam. Er trug einen dunklen Bart über der Oberlippe. „Hör auf mit den Spielchen." Maulte er. Ich schnaubte verächtlich. „Spielchen? Ihr Hunde wart es doch, die mir hinterher gerannt sind ohne jeglichen Grund."

Ich hörte mich an wie ein kaputter Wasserhahn, so trocken war meine Kehle. „Oh nein." Meinte Eric und fuchtelte mit seinem Finger in meinem Gesicht herum. „Du bist in unser Territorium eingedrungen. Es ist unsere Aufgabe unser Rudel vor Bedrohung zu beschützen." Ich lachte nur trocken und sah hinauf in die Baumkronen. Meine Augenlieder waren plötzlich so schwer. Die kleine Wühlmaus in ihrem kleinen Bunker war wahrscheinlich eine größere Bedrohung als ich, doch trotzdem wurde nur ich gejagt.

Adam kaute nachdenklich auf seiner Wange herum. „Na gut. Wir führen dich einfach hinaus aus unserem Gebiet und vergessen die Sache okay? Komm schon steh auf!" meinte er enthusiastisch und schwang sich zurück nach oben. Ich schüttelte schnell den Kopf. „Ich... ich kann nicht." Die beiden Männer begutachteten mich kritisch. „Du kannst nicht?" Wieder schüttelte ich den Kopf. „Ich kann mich nicht bewegen. Ich habe keine Kraft mehr." Hauchte ich.

„Ist das normal für einen Menschen?" Eric zuckte nur mit den Schultern. „Woher soll ich das denn wissen." „ich dachte du wärst mit einem verwandt." Er wedelte nur abwertend mit der Hand. „Achja und dabei habe ich noch gleich Human Medizin gelernt. Klingt plausibel. Du Idiot." Die beiden stritten sich noch weiter, doch ich hörte nichts mehr. Und auf einmal fühlte ich auch nichts mehr. Keinen Schmerz, keine Angst und keine Müdigkeit. Ich fühlte mich frei und leicht. Fast wie ein Vogel, bloß noch besser. Ich war weg.








Hi ,

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Bis zum nächsten Kapitel

𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬Where stories live. Discover now