𝟐𝟑|𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬

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K A P I T E L 23

k i l l i a n

Ich kannte Atlas Winsor seit dem Tag meiner Geburt. Er war seit den ersten Stunden meiner Existenz wie ein Bruder für mich gewesen. Ein Mann voller Zuversicht und Liebe, wie ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Ich kenne keine Seele die Atlas etwas schlechtes wünschen würde und doch muss ich immer wieder zu sehen wie ihm das Glück das er sich so verdient hatte entrissen wird.

Ich kannte Atlas Winsor seit dem Tag meiner Geburt, doch trotzdem habe ich ihn noch nie so aufgelöst gesehen wie in diesem Moment. Er saß auf dem dreckigen Boden, den Kopf zwischen den Knien und weinte. Und wie er das tat.

Lautes Schluchzen entrang seiner Kehle, seine Schultern bebten und seine Hände zitterten. Ich hätte ihm so gerne geholfen, ihm gesagt das alles gut wird, doch das konnte ich nicht. Mir waren die Hände gebunden.

„Atlas, bitte du musst dich beruhigen.", habe ich geflüstert und nur ein aufgebrachtes Kopfschütteln erhalten.  Ich wollte gar nicht wissen was in ihm vorging. „Ich habe meine Mate betrogen, Killian.", entkam es ihm nach einer Weile.  „Atlas-", begann ich, doch er unterbrach mich. „All die Dinge, die ich mir Jahrelang aufbewahrt habe- Das ganze Leben, das ich für mich und meine Mate geplant habe, habe ich mit einer anderen gelebt.", er wischte sich übers Gesicht und stieß ein schmerzhaftes Stöhnen aus. „Es tut so weh. Es tut so weh."

„Was passiert ist, ist nicht deine Schuld. Stacy hat dich getäuscht, du hättest nichts machen können.", munterte ich ihn auch, doch das half nicht.

Wild schüttelte erneut mit dem Kopf und atmete tief ein. „Es hat sich falsch angefühlt mit ihr zu schlafen. Es hat sich alles falsch angefühlt, doch ich habe nichts infrage gestellt. Ich habe es hingenommen. Ich hätte es merken müssen und früher nach meiner richtigen Mate suchen müssen. Gott, ich habe eine andere Frau gefickt, während meine Seelenverwandte was weiß ich für schlimme Sachen durchleben musste, Killian." Er fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. „Das kann ich mir nicht verzeihen, Alpha."

Ich nickte verstehend und setzte mich vor ihn in die Hocke. Fußstapfen zogen unsere Aufmerksamkeit auf sich. „Atlas, kommst du wieder rein?", fragte Josh und Atlas nickte.

June saß immer noch auf ihrem Stuhl und schaute uns besorgt an. Auch ihre Augen waren gerötet.

„Ich muss mit dir das Protokoll durchgehen Atlas, das ist Vorschrift.", gestand er zerrissen und schaute ihn abschätzig an.

„Die Mädchen wurden an Werwölfe verkauft, die zuvor ihre Mate verloren haben-", begann er und ich musste schlucken. Werwölfe ohne Mate waren unberechenbar.  Sie trugen eine unbeschreibliche Wut und Brutalität in sich das sich die meisten von ihnen fernhielten, insbesonders kleine Mädchen.

„Die meisten wurden von ihnen brutal vergewaltigt und misshandelt, das muss dir bewusst sein. Wir haben bereits eine Vielzahl von Mädchen gerettet, es besteht also eine Chance das deine Seelenverwandte schon in Sicherheit ist. Falls sie unter ihnen sein sollte, gibt es allerdings Dinge, die du in Erwägung ziehen musst."

Ich hörte Atlas Wolf in meinem Kopf laut winseln. „Viele Mädchen sind zu dauerhaften Pflegefällen geworden. Wir hatten schon Wölfe gehabt, die ihre Mate deswegen abgelehnt haben, weswegen wir zuerst alle Möglichkeiten besprechen sollten. Die meisten haben genug durchgemacht, eine Ablehnung können sie nicht auch noch gebrauchen.", Atlas nickte verstehend und wartete auf das nun folgende. Ich spürte wie er sich anspannte und sich so gefasst machte.

„Das ist mir alles egal. Ich möchte nur meine Mate." Krächzte er.

Josh blätterte in seinem Protokoll, bis er an den Fragebogen ankam.

„Körperliche Beeinträchtigungen. Deine Mate könnte im Rollstuhl sitzen.", lies er vor und sah zu Atlas. „Meine Hütte ist barrierefrei.", antwortete er bloß und Josh nickte zufrieden. Atlas hatte vor in seiner Hütte alt zu werden, da hatte er auch an die Rentner-Tage gedacht gehabt.

„Manche sind täglich auf Pflege angewiesen, weil sie vielleicht nicht mehr selbstständig essen können."

„Ich kümmere mich um sie, den ganzen Tag für den Rest meines Lebens."

„Sie könnte dauerhaft auf Ärzte angewiesen sein." Fuhr er fort und begann auf den Zettel herumzuschreiben. „Ich bin Arzt.", hauchte er. Sein Wolf schein das langsam für einen Kampf um seine Mate zu halten, den er fing auf einmal an zu knurren. Ihm gefiel wohl nicht das ihm jemand nicht zutrauen konnte das er sich um seine Mate kümmern kann.

„Sie ist wahrscheinlich dauerhaft traumatisiert und wird sich dagegen wehren markiert zu werden.", wir waren bei nah beim Ende der Liste angelangt.

„Dann ist es so, ich will sie nur in Sicherheit wissen. Bei mir." Josh nickte.

„Viele von Ihnen haben Kinder mit ihrem Vergewaltiger bekommen."

Bei dem Punkt hielt Atlas kurz inne. Er hielt die Luft an und zog die Augenbrauen zusammen, um gegen die erneut aufkommenden Tränen zu kämpfen.

„Was halten die Mädchen davon?", fragte er und bewegte sich auf seinem Stuhl hin und her.

Josh zuckte mit den Schultern. „Unterschiedlich, allerdings werden die Kinder von der Mehrheit sehr geliebt. Wie ein Sonnenstrahl in der Dunkelheit, verstehst du.", Atlas seufzte und nickte. June streichelte ihm liebevoll über den Arm. „Wenn deine Mate ein Kind hätte, das sie über alles lieben würde, würdest du das Kind dann anders behandeln als deine eigenen?" geschockt sah Atlas ihn an und schüttelte schnell den Kopf. „Niemals."

„Gut, Dir muss auch bewusst sein das sie wohlmöglich nicht für Fetische offen und für die erste Zeit sehr unterwürfig ist. Das beste was du machen kannst ist ihr zunächst ein Freund zu sein.", mit den Worten stand Josh auf und lief zur Tür.

„In Kürze wird Stacy in diesem Raum verhört. Es kann sein das Sie den Namen deiner Mate kennt. Ich werde dich nicht zwingen mit ihr in einem Raum zu sein, die Entscheidung liegt bei dir."

𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬Where stories live. Discover now