𝟎𝟖|𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬

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K A P I T E L 8

Seit unserem kleinen ‚Gespräch' vorhin hat keiner mehr ein Wort mit mir geredet. Atlas war gerade dabei meine Blutergüsse zu untersuchen, als er wieder seine Stimme fand. „Du bist gar nicht neunzehn, habe ich Recht?" hauchte er ruhig und strich mir freundschaftlich über mein Schulterblatt. „Keine Sorge, ich verrate dich nicht, allerdings würde mich schon interessieren, weswegen du gelogen hast."

Ich zögerte kurz, doch meine Karten lagen sowieso schon offen im Spiel, was hätte ich also zu verlieren. „Ich bin siebzehn- werde sehr bald achtzehn. Ich bin auf der Flucht vor der Dunkelheit." „Dunkelheit?" fragte er neugierig und ich nickte schwach. „So nennen wir das Mysterium, das nachts die Mädchen aus ihren Betten stiehlt." Seufzend schloss er die Augen. „Killian wird sich darum kümmern June. Du bist hier fürs erste sicher, das schwöre ich dir." Ich nickte und ließ mich zurück auf mein Bett sinken. „Doc?" „Ja?" „Denken Sie...denken Sie, dass ich jetzt die ganze Zeit in diesem Krankenzimmer bleiben muss?" Ich bemerkte wie sich seine Augen vergrößern und er im Raum hin und her sah. Es scheint das er so weit noch gar nicht gedacht hat. „Natürlich nicht June, ich rede mit Killian und dann kriegst du dein ganz eigenes Zimmer." Ich schenkte ihm ein dankbares Lächeln und sah zu wie er den Raum verließ.

k i l l i a n

Nach einem hitzigen Gespräch mit dem Vorgesetzten des Werwolf Rats warf ich mich erschöpft in meinen Sessel. Ich griff nach meinem Whisky und wollte gerade an meinem Glas nippen, als ein Klopfen mich dabei aufhielt. „herein." grollte ich und sah einen abgehetzten Altas hereinkommen. „Was denkst du wie lange sie bleiben wird?" fragte er und ließ sich auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Ich zuckte bloß mit den Schultern „Ich werde kein Mädchen durch die halbe Welt reisen lassen, solange diese Bedrohung noch unterwegs ist."

„Soll ich jemanden beauftragen der ihr ein Zimmer fertigen lassen soll?"

„Ja." Er nickte und wollte aus dem Raum verschwinden, als ich ihn nochmal aufhielt. „Halt! Was ist, wenn sie gar kein Einzelzimmer haben möchte? Sie kommt aus einem Waisenheim, da gibt es Gruppenräume." Er sah mich verwirrt an. „Aber wir haben keine Gruppenräume." „ich kümmere mich darum, danke Atlas." Er nickte und verschwand dies Mal wirklich aus meinem Büro.

Ich dachte über das Zimmer nach. Ich wollte ihr nur ungern ein vorgefertigtes Zimmer geben, etwas Unpersönliches. Schließlich soll sie sich wohl fühlen und nicht versuchen bei der nächsten Gelegenheit zu verschwinden.

Ich glaube ich wüsste auch schon, wie wir das arrangieren können.

j u n e

ich steckte gerade mit meinem Kopf in einem Buch über die Anatomie von Werwölfen, als es an der Tür klopfte. Ich hatte bereits stark mit Adam oder Eric gerechnet, da die zwei mich nach ihrem Training besuchen wollten, allerdings lag ich dabei wohl oder übel falsch. Vor mir stand niemand anderes als Alpha Killian. Überrascht schlug ich das Buch zu und wandte mich zu ihm. „Ich bräuchte für kurzen Moment deine Hilfe June." Brummte seine Stimme und ich brummte verdutzt zurück. Meine Hilfe? „Ümm klar." Meinte ich unsicher und sprang mit Anlauf vom Bett. Meine langen Haare waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und mein Körper steckte in einem wolligen Pulli und einer lockeren Jeans.

Ich folgte ihm durch die vielen mir unbekannten Flure des Rudelhauses, bis wir vor einer Tür stehen blieben. Killian blieb kurz stehen und sah mich an, als ob er die Lage begutachten will. Dann nickte er und drehte den vergoldeten Tür Knauf.

Das erste was ich sah waren große Panoramafenster, welche viel Sonnenlicht spenden und mir ins Gesicht schienen. Dann sah ich den Rest des Zimmers. Weiß. Alles war leer und die Wände kahl. Neben dem Fenster standen viele verschiedene Eimer mit Farbe in allen erdenklichen Farben und unzählige Kataloge. „Ich- ich glaub ich versteh nicht ganz Alpha." Gestand ich und ignorierte darauf das folgende enttäuschte Ausstoßen. Wohlmöglich, weil ich ihn erneut Alpha genannt habe. „Wir werden in der nächsten Zeit dein Zimmer gestalten. Die meiste Farbe habe ich schon gekauft, doch die Möbel müsstest du dir selber aussuchen. Kleb einfach Post-its in die Katalog Seiten und ich werde dir die Sachen besorgen." Unter Schock merkte ich gar nicht wie mir die Kinnlade runterklappte. „Wirklich?" er nickte abwesend und blätterte durch einen der Zeitschriften. „Ich hatte noch nie ein eigenes Zimmer." Hauchte ich ehr an mich selbst, doch hatte nicht mit dem guten Gehör eines Werwolfs gerechnet. „Willst du dir lieber mit jemanden ein Zimmer teilen? Das lässt sich einrichten. Ich kann sogar-„

„Nein! Ich find's toll. Danke." Sagte ich ehrlich und schenkte ihm ein aufrichtiges Lächeln. Dies schien ihn zu überraschen da er mich für eine kurze Weile bloß verdutzt anschaute, bis er sich räusperte und die Arme an die Hüften stammte. „Wir beide können morgenfrüh nach dem Frühstück direkt anfangen, wenn du willst. Wenn wir uns anstrengen ist es bestimmt bis Ende der Woche fertig." Ich nickte zustimmend.

Wir schwiegen für eine Weile, bis er das Schweigen brach. „Hast du Hunger? Wir können in die Küche und uns etwas holen gehen." Schlug er vor und ich hatte das Gefühl als hätten seine Wangen einen Hauch von einem roten Schimmer angenommen.

„Klingt nach einem Plan." 

𝐧𝐲𝐤𝐭𝐨𝐬Where stories live. Discover now