1 - Joshua

403 10 0
                                    

Die Audition für High School Musical - Das Musical die Serie ist einfach der Hammer. Es summt wie in einem Bienenkorb. Überall sitzen Jugendliche in den Gängen auf Stühlen und üben Texte und Songs. Mehrmals höre ich Zeilen aus "Start of something new". Wow, das Lied haben anscheinend echt ne Menge Leute gewählt, um vorzusingen. Ich bin froh, dass ich etwas anderes genommen habe.
Bis eben war ich nicht allzu nervös, aber während ich mich umsehe, merke ich, wie mein Adrenalinspiegel zu steigen beginnt. Hier sind so viele talentierte Menschen versammelt, wie soll ich da eine Chance haben?! Das ist die falsche Einstellung, Josh, ermahne ich mich und erinnere mich daran, warum ich hier bin. Ich will Schauspielern. Ich will Musik machen. Die Rolle von Ricky ist beides. Ich bin hier richtig. Mein Puls beruhigt sich wieder ein bisschen.

„Nummer 52 bitte, Jessica!" Ein zielstrebig wirkendes Mädchen mit kringeligen blonden Locken macht sich auf den Weg zum Vorspielen. „Viel Glück", wünsche ich ihr im Vorbeigehen, aber sie beachtet mich kaum. Nach einer Weile wird die Nächste reingerufen, und dann die Übernächste. Während sich die Zeit wie Kaugummi zieht, fange ich an, meine Gitarre zu stimmen. Sobald ich den hölzernen Griff zwischen meinen Händen spüre, entspanne ich mich, und die Umgebung wird unwichtig. Es ist eine Linkshändergitarre, aber ich kann sie auch mit Rechts spielen - Gehirnjogging und gleichzeitig eine bessere Technik sind das Ergebnis jahrelanger Übung.

„Nummer 75, Olivia!" Die Nächste wird aufgerufen, und am Ende des Flurs rappelt sich ein Mädchen auf. Sie hat lange dunkle Haare und einen Gang, der nur so vor Energie strotzt. Als sie an mir vorbei kommt, hebe ich einen Daumen, und sie schenkt mir ein Lächeln, das - ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Auftreten - scheu und etwas nervös wirkt. Dabei zeigt sie weiße und gerade Zähne, und ich frage mich unwillkürlich, ob sie zu denen gehört, die jahrelang eine Zahnspange tragen mussten, um so schöne Zähne zu haben oder ob sie einfach das Glück hat, in dieser Hinsicht einen perfekten Genpol zu haben. Bevor ich mir dazu aber tiefsinnige Gedanken machen kann, werde ich aufgerufen.

„Nr. 22, Joshua bitte!"

„Ready." Ich stehe auf und folge der Assistentin in den Raum. Tim Federle, der Producer der Show ist da, genauso wie Kenny Ortega, der auch schon bei den Filmen die Choreographien entworfen hat. Allein, wenn ich schon an die ganzen Musik-Aufnahmen und Choreos denke, spüre ich den heftigen Wunsch, die Rolle des Ricky zu bekommen.

Ich hänge mir die Gitarre um und schlage leicht eine Saite an. Perfekt, alles ist in Ordnung.

„Wie schön, endlich mal jemand, der sich selbst begleitet, und nicht einen Pianisten oder ein Metronom braucht", murmelt eine Frau gedämpft zu ihrem Sitznachbarn. Kenny Ortega lacht schnaubend. Die Frau ist die, die das Casting leitet, und jetzt richtetet sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich. „Wie geht es dir Joshua?"

„Solange ich ein Instrument dabei habe, geht's mir gut, danke", antworte ich, und sie lacht. „Das ist die richtige Einstellung. In den Unterlagen steht, dass du Gitarre, Schlagzeug und Klavier spielst?"

„Ich spiele noch mehr Instrumente, aber die Zeile zum Ausfüllen war ein bisschen kurz."

„Wir werden sie bei Gelegenheit verlängern", Tim Federle grinst und rückt seine Brille zurecht. „Bist du bereit zu starten?."
Ich nicke.
„Dann leg mal los."

Im Nachhinein betrachtet, lief die Audition wirklich ziemlich gut. Ich sang, spielte Gitarre, ein paar Takte am Klavier, improvisierte etwas, und spielte die einstudierte Szene aus dem Drehbuch.
Dann werden noch einige Fragen zu meiner Motivation, in der Serie mitzuspielen, gestellt. Und es sind viele Fragen - Fragen, von denen ich mir sicher bin, dass ein Großteil der Bewerber irgendwelche seichten Antworten gibt, und nur ein Bruchteil wirklich wahrheitsgemäß antwortet.
„Warum bist du hier?", ist die erste Frage, die sie mir stellen. Ich antworte wahrheitsgemäß: „Weil ich hier sein will. Ich will schauspielern."
„Nun, das kannst du ohne Frage, das haben wir gesehen", Tim Federle lacht.
Eine andere Frage ist: „Was ist deine Lieblingsszene bei HSM? - Egal welcher der drei Filme."
„Schwer zu sagen, ich habe viele Lieblingsstellen. Die Lustigste ist wahrscheinlich die Audition im ersten Teil. Ich könnte mich jedes Mal auf's Neue kugeln vor Lachen, wenn sich diese beiden Kids auf dem Bühnenboden zu ‚it's hard to believe' rumwälzen und Ryan's Blicke immer ungläubiger werden, bis ihm zum Schluss der Mund aufklappt." Bei dem Gedanken daran muss ich automatisch grinsen. „Aber ich bin auch ein großer Fan von Choreographien, bei denen das Gemeinschaftsgefühl spürbar ist. „We're all in this together" und „The boys are back" haben so eine unglaubliche Energy. Man fühlt direkt die Connection des Cast und der einzelnen Schauspieler. So was finde ich großartig."

Just for a moment - JoliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt