16 - Liv

267 9 0
                                    

In zwei Wochen ist die „I love you"-Szene von Ricky und Nini, und ich kann nicht aufhören, daran zu denken.
Ich bin nervös wegen des Kusses - das ist jedes Mal irgendwie strange wenn man bedenkt, dass einem zwanzig Leute dabei zusehen - aber auch, weil die Szene zwischen Nini und Ricky total intensiv ist, weil die beiden sich ihre Liebe gestehen.
Außerdem ist der Unterschied zu dem Kuss zwischen Matt und mir, dass das Josh ist.
Josh, mit dem ich stundenlang Musik mache, unterm Sternenhimmel quatsche und mir Wasserschlachten liefere. Der, dessen Augen, wenn er lächelt, anfangen zu leuchten, und dessen Haare immer so unglaublich zerstrubbelt sind. Es ist Josh, der mich zum Lachen bringt, und der auch mal zugibt, wenn es ihm nicht gut geht. Er ist offen und ehrlich, und ich könnte mir keinen besseren besten Freund vorstellen. Ich knibble an meiner Jeans, während ich über meinen Mathesachen brüte. Algebra ist wirklich nicht mein Fach, aber um meinen Abschluss zu machen, muss ich trotzdem meine Schulsachen erledigen. Die mathematischen Gleichungen auf dem Bildschirm vor mir fangen nach einer Weile an, auf und ab zu hüpfen, und ich zwinkere heftig. Endlich habe ich die Aufgaben hinter mir und kann mich dem nächsten Fach widmen.

„Überraschungggg", meine Tür schwingt auf, und im Rahmen steht Ethan. Er strahlt mich an und streckt seine Arme aus. Ehe ich weiß, wie mir geschieht, habe ich mich schon hineingeworfen, und er wirbelt mich im Kreis.

„Was machst du denn hier?", frage ich, als ich wieder Luft bekomme.

„Dich besuchen?"

„Offensichtlich."

„Ich hatte Sehnsucht nach meiner Freundin und wollte sie überraschen", erklärt er und holt zwei Kinokarten aus seiner Tasche. „Und da hab ich gedacht, wir unternehmen etwas zusammen."

„Du bist den ganzen Weg nach Salt Lake gekommen, damit wir ins Kino gehen können?" Ich starre ihn an.

„Natürlich. Wobei mich meine Eltern natürlich begleitet haben, aber die sind im Hotel, und ich bin hier, und deshalb..." Ich ziehe ihn zu mir, um ihm einen Kuss zu geben.

Früher haben wir uns jeden Tag am Set getroffen und bevor ich für HSMTMTS gecastet wurde, haben wir auch viel zusammen unternommen. Aber seit ich in Salt Lake bin und er auch sein nächstes Projekt in Angriff genommen hat, führen wir eine Fernbeziehung. Eine, in der wir uns nur einmal im Monat sehen, maximal, und ansonsten skypen. Ich gebe zu, ich habe das mehrmals vernachlässigt, weil ich zu müde war oder ich mit Josh an dem Song für die Show geschrieben hab.

Ethan hat sich nie beschwert, aber ich weiß, dass er es schwierig findet. Ich finde es ja auch schwierig. Aber jetzt ist er ja da.

„Ich mache mich eben fertig, hast du Hunger? In der Cafeteria gibts bestimmt noch den ein oder anderen Brownie, falls du willst."

„Nein danke, aber ich würde mir gerne mal das Set angucken." Ethan grinst. „Ich muss doch sehen, wo meine Freundin den ganzen Tag schikaniert wird ."

„Es ist keine Schikane, es sind alle super nett", korrigiere ich ihn. „Geh einfach durch und sag, wer du bist. Du kennst ein paar ja schon, und Tim Federle hat mit Sicherheit kein Problem damit, dass der Star von Bizaardvark HSM einen Besuch abstattet..."

„Dann bis nachher."
„Ja, bis gleich." Als die Tür hinter Ethan zugeht, lasse ich mich auf mein Sofa sinken. Es ist irgendwie komisch, dass er jetzt hier ist, live und in natura. Wenn wir uns nicht sehen, dann vermisse ich sein Lächeln und seinen Humor und das Kribbeln, das er in mir auslöst, wenn er in meiner Nähe ist. Aber wenn ich ehrlich bin, dann weiß ich nicht, ob das Kribbeln nicht jetzt gerade auch fehlt, obwohl er da ist. Die meiste Zeit komme ich gar nicht dazu, mir groß Gedanken über unsere Beziehung zu machen - sie ist seit einem Jahr eine Konstante in meinem Leben. Aber manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich in meinem Bett liege und mir auffällt, dass ich den ganzen Tag nicht an ihn gedacht habe, und dann habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich Angst habe, eine schlechte Freundin zu sein.

Just for a moment - JoliviaWhere stories live. Discover now