22 - Liv

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Der Alltag am Set ist wirklich bis zur Kante gefüllt. Proben, Dance-Lessons, Choreographie und Gesangsstunden, Gesangsaufnahmen im Studio, Schulsachen. Und natürlich der Dreh an sich. Die Tage gehen wahnsinnig schnell vorbei. Dadurch, dass 'All I want' neben 'Just for a moment' einen Platz in der Show bekommen hat, habe ich noch ein bisschen mehr zu tun als die anderen, aber ich bin auch noch glücklicher darüber.

Ethan und ich haben zwischendurch einmal telefoniert und auch ein paar Mal belangloses Zeug hin und her geschrieben, und die Stimmung zwischen uns ist etwas seltsam, aber eigentlich okay. Es tut immer noch weh, wenn ich daran denke, wie es früher mal zwischen uns war, aber gleichzeitig fühle ich mich auch besser, weil ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenke, wie es zwischen uns läuft. Mehr und mehr spüre ich, dass unsere Trennung gut für uns beide war. Das zwischen uns war mal gut, aber jetzt soll es nicht mehr sein.
Die Dreharbeiten lenken mich so sehr ab, dass ich sowieso keine Zeit habe, Trübsal zu blasen. Über all den Sachen, die mich den ganzen Tag auf Trab halten, habe ich auch die "I-Love-You"-Szene zwischen Nini und Ricky verdrängt, und als ich heute morgen aufgestanden bin, wurde mir mit einem Mal klar, dass wir sie heute drehen.

Ich bin schon um zwei Stunden früher wach, als sonst, was bedeutet, es ist wirklich früh, als ich aufstehe und mich fertig mache. Draußen ist es noch dunkel. Das Anziehen geht irgendwie automatisch, und am Buffet ist nichts los, außer ein paar Leuten vom Set, alles Frühausteher, die mir fröhlich zuwinken. Ich nehme mir ein Brötchen mit und gehe dann wieder zum Trailer, wo ich mir meine Ukulele schnappe. Dann mache ich mich auf den Weg zu dem Ort, wo man den besten Sonnenaufgang beobachten kann: Das Dach meines Trailers. Bitte fragt nicht, wie man darauf kommt, sich auf das Dach seines Wohnwagens zu setzen, aber es ist ohne Frage der beste Ort, um ungestört zu sein und der Sonne beim Aufwachen zuzusehen. Ich kuschle mich in meine Jacke, lehne mich zurück und betrachte den rosa-gelb gefärbten Himmel, der sich allmählich blassblau verfärbt. Hin und wieder schlage ich ein paar Akkorde an und summe vor mich hin, aber leise - ich will die anderen ja nicht aus ihrem Schlaf reißen. Nach einiger Zeit, in der die Vögel ihr Konzert erklingen lassen, beginnt auch für alle anderen der Morgen. Neben mir im Trailer höre ich Dara rumoren, und ich merke, dass auch Julia wach ist, weil ich sie gutgelaunt singen höre. Klar, sie hat ja heute auch keine Szene vor sich, der sie seit Wochen mit Spannung entgegen sieht. Und da bin ich wieder mit meinen Gedanken bei Josh. Ich beiße mir auf die Lippe. Wie lange habe ich es geschafft, nicht an ihn und den Kuss zu denken? Zwanzig Minuten? Wie er sich wohl fühlt? Wahrscheinlich ist er nicht nervös, und für ihn ist es nur eine Szene wie jede andere.


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Die Bilderrechte liegen nicht bei mir. (Google Bilderssuche)

Just for a moment - JoliviaWhere stories live. Discover now