23 - Josh

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Ich habe Liv heute morgen nicht getroffen, und jetzt sitzt sie in der Maske - genau wie ich. Ich umklammre meine Gitarre so als würde mein Leben davon abhängen, und zum ersten Mal in meiner Schauspielkarriere habe ich wirklich keine Ahnung, ob ich diese Szene hinkriege. Es sind so viele Emotionen, die ich hinkriegen muss, und es ist die Endszene, bei der die Leute entweder schluchzen oder die Augen genervt verdrehen. Es soll kitschig sein, aber nicht zu kitschig. Und dann so authentisch wie nur möglich. Nicht mal meine Gitarre beruhigt mich gerade. Ich zupfe an den Seiten und spiele eine Melodie nach der nächsten, während ich fertig gemacht werde. Den Text kann ich - wir haben ihn hundert Mal geübt - aber was ist mit dem Rest?

„So fertig Josh, viel Erfolg gleich!" Die Stylistin entlässt mich mit einem freundlichen Lächeln, das ich einigermaßen erwidert bekomme. „Danke."

„Hör mal Josh, auf ein Wort", der Producer und Autor der Show zieht mich ein Stück beiseite. Hinter uns wuseln die Kamera-Leute, Ton- und Lichttechniker und Stylisten hin und her.

„Was gibt's?"

„Wie geht es dir? Du wirkst ein bisschen nervös", Tim schaut mich aufmerksam an.

„Ein bisschen." Ich lache. „Dabei ist ja wirklich nichts dabei, oder?"

„Das würde ich so nicht sagen. Pass auf, ich will das du gleich Folgendes machst: Du wirst die Sätze die im Script stehen sagen, aber bevor wir zu dem großen Moment kommen, improvisierst du, okay? Sag einfach das, was dir in den Sinn kommt und was du fühlst. Du brauchst dir keinen Kopf machen, alles, was privat ist, schneiden wir am Ende raus. "

Langsam nicke ich, während sich meine Gedanken überschlagen. Ich soll die Szene einfach improvisieren? Das ist keine schlechte Idee, aber das kann auch auch schief gehen. Mein Griff um die Gitarre verstärkt sich. Tim dreht sich in der Tür noch um. „Ach ja, sag Olivia nichts davon, okay? Es geht um die bestmögliche Interaktion zwischen euch beiden, und ich glaube, es wird super, wenn du euch einfach durch die Szene leitest." Er lächelt mir motivierend zu. „Bis gleich!"

„Bis gleich", murmle ich und zupfe noch ein paar mal an meiner Gitarre, bevor ich ihm zum Set folge. Da, wo wir gleich drehen, ist in der Serie die Maske, also der Ort, wo sich alle fertig machen. Überall stehen Wagen voller Kleider rum, ähnlich Gepäckwagen, und an den Spiegeln leuchten jede Menge runde Lämpchen. Kurz, der Raum sieht genauso aus, wie man sich das Theaterambiente hinter den Kulissen vorstellt.

Just for a moment - JoliviaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt