32 - Josh - Der Knoten in meinem Magen

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~ Ein bisschen sehnsüchtig, ein bisschen unsicher, bei dem Gedanken, was die Zukunft für uns bereithält. ~

Der Anruf kommt um neun Uhr morgens und in etwa so plötzlich wie die Fragen mancher Interviewer.
Mr. Bassett - Warner Music - wir haben von Ihnen gehört und würden uns freuen, Sie näher kennenzulernen."

Ich starre in den Hörer - und schweige.

"Mr. Bassett?"

„J-ja?" Ich räuspere mich. „Sagten Sie Warner Music?"

- - -

Car rides to Malibu
Strawberry ice cream, one spoon for two
And tradin' jackets
Laughin' 'bout how small it looks on you
(Ha-ha-ha-ha, ha-ha-ha-ha-ha, ha-ha-ha-ha)
Watching reruns of Glee
Bein' annoying, singin' in harmony

„Ich hab heute Abend keine Lust, irgendwas zu unternehmen, sorry", sage ich und wende meinen Blick nicht von meiner Gitarre ab.
Liv sieht sofort, wenn es mir nicht gut geht, und auch jetzt, wo ich bewusst nur das lackierte Holz meiner Gitarre fixiere, weiß sie, das was los ist. „Was ist passiert, Josh?"

„Ich - nichts. Nur grad einfach viel los."

Liv sieht mich besorgt an, ich spüre es. Aber irgendwie macht es dieser Blick nicht besser. Ich würde lieber lachen und sie in meine Arme ziehen, als jetzt über die Dinge zu sprechen, die mich stressen. „Es ist alles gut, mach dir keine Sorgen."

Sie setzt sich mit gegenüber auf das Sofa, und für eine Sekunde denke ich, sie nimmt es so hin.
Aber Liv ist Liv, und wenn sie spürt, dass es jemandem nicht gut geht, dann kann sie nicht so tun, als würde sie es nicht bemerken. Sie weiß, dass ich mir über die Zukunft Gedanken mache. Viele Gedanken.
Im Grunde so wie sie. Nur, dass ich nicht diese Zuversicht habe, die Liv hat.

Sie versucht es auf einem anderen Weg. „Hey, wenn du über das, was nach HSMTMTS als Nächstes passieren soll, nachdenkst, lass uns doch zusammen darüber nachdenken. Es geht immerhin um unsere Zukunft. Mich macht das auch manchmal etwas unsicher."

„Ich denke nicht über meine Zukunft nach, ich..." Ich unterbreche mich selbst. Ich habe gemerkt, dass ich meine Zukunft gesagt habe. Nicht unsere.

Entweder tut Liv so, als hätte sie nichts gehört, oder sie stört sich nicht daran. Ich glaube das eher nicht. Ich glaube, sie ist ganz schön gut darin, solche Dinge auszublenden, weil ihr unsere Beziehung viel zu wichtig ist.
Dieses ganze Couple-Ding ist schwieriger, als ich gedacht hatte.
Am Set kam mir alles noch so einfach vor.
Da hattest du auch noch keine Fans, die dich in jedem noch so kleinem und unbeliebten Café spotten.
Ich atme tief durch. Mein Lächeln kommt etwas gequält rüber, aber immerhin, es ist ein Lächeln da. „Hör mal, ich weiß auch nicht, warum mich das alles auf einmal so stresst. ...Du hast recht, wahrscheinlich ist es wirklich die Frage, nachdem, was jetzt kommt."

„Es wird eine zweite Staffel von HSMTMS geben", sagt Liv und klingt dabei nur ein kleines Bisschen unsicher. Noch ist nichts bestätigt worden. Diese Unsicherheit nagt am ganzen Cast. Sie nagt auch an ihr.

„Das hoffen wir", antworte ich. „Es wird eine zweite Staffel geben, wenn die erste Staffel ein Erfolg wird - und das wird sie. Aber es geht nicht nur um HSM, es geht auch allgemein um die Frage, wie es mit meiner Karriere weitergehen soll."

Einmal mehr merke ich, dass ich wirklich kein Fan von diesen Deep-Talk-Gesprächen bin. Sie wühlen mich nur noch mehr auf, obwohl Liv der wirklich beste Zuhörer ist, den man sich wünschen kann. Sie gibt Ratschläge, wenn sie denkt, dass jemand sie braucht, und sie kann aber auch einfach schweigen und zuhören.
So wie jetzt.

Ich räuspere mich. „Die Frage ist doch, ob ich nicht auf ein College gehen will, etwas studieren, vielleicht Schauspiel, oder etwas ganz anderes - ich weiß nicht. Oder vielleicht sollte ich mich mehr auf die Musik konzentrieren und darauf setzen, bei einem Label unter Vertrag genommen zu werden - all diese Sachen."
Ich habe Liv noch nichts von Warner Music erzählt.

„Du willst also nicht bei Disney bleiben?"

„Wir haben einen Vertrag für zwei weitere Staffeln unterschrieben", erinnere ich sie. „Dass ich dafür bei Disney bleibe ist klar. Ich habe einfach keine Ahnung, was ich danach will", präzisiere ich.

„Aber... Disney ist dein Sprungbrett, auch in die Musikerwelt - weißt du, wie großartig deine Chancen sind, wenn du bei Disney bleibst?"

„Liv... du bist schon ewig dabei, aber ich...", ich weiß nicht, wie ich sagen soll, was ich sagen will. „Ich weiß, es geht dir doch oft genauso. Wir haben schon ein paar Mal darüber gesprochen", erinnere ich sie. „Schauspiel oder Musik, das fragst du dich doch auch selbst."

Sie will etwas erwidern, sagen, dass sie ihren Weg ausschließlich in der Schauspielerei sieht, dass sie auf keinen Fall aufhören würde, vor der Kamera zu stehen, aber sie schließt den Mund wieder und schaut stattdessen aus dem Fenster. Unter uns rauschen die Autos vorbei, und ein paar Vögel zwitschern auf dem Balkon. Eigentlich wäre es ganz friedlich, wären wir nicht gerade in einer so aufgewühlten, angespannten Stimmung.
Nach einer Weile dreht sich wieder zu mir um.
„Schauspiel oder die Musik, Josh? Schauspiel oder Musik?"

„Ich weiß es einfach nicht. Eine Zukunft als Schauspieler sieht momentan ja ziemlich gut aus. Aber als Musiker? Als Sänger?!"

„Ich denke, ich weiß, was du meinst", Liv stützt den Kopf in die Hände. „Manchmal denke ich, ich bin mehr  Schauspielerin und manchmal denke ich, ich bin mehr Sängerin. Wenn ich Songs schreibe, vergesse ich alles um mich herum, und dann sehe ich meinen Traum genau vor mir. Aber wenn ich schauspielere, weiß ich, dass ich schon einen Traum lebe. Und ich habe Angst, ihn loszulassen, um diesen anderen Traum zu leben." Sie hebt den Kopf und sieht mich an. „Ist es das, was du fühlst?"

Auch wenn ich zuerst gar nicht darüber reden wollte - jetzt bin ich doch irgendwie froh, es getan zu haben.
Sie hat es perfekt ausgesprochen. All das, was mich beschäftigt, mich wachhält, an mir knabbert.

Ich nicke.

Liv greift über den Tisch hinweg nach meiner Hand und überbrückt so den Abstand zwischen uns. Vielleicht bin ich nicht so der Deep-Talk-Typ, aber irgendwie hat das hier dann doch geholfen.
Eine ganze Weile schweigen wir einfach nur gemeinsam, dann wischt Liv sich über die Augen, als wäre ihr etwas ins Gesicht geflogen.
Ich glaube nicht, dass ihr etwas ins Gesicht geflogen ist.

„Sieh uns an, Joshy, zwei Kids, die es nicht so einfach haben, wie alle es denken."

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✨✨✨
AN:

Ups. Wieder ein Kapitel?!

❤️

Just for a moment - JoliviaWhere stories live. Discover now