6.

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Taddl öffnete das Fenster hinter den Vorhängen und warf den Knoblauch weit weg nach draußen.
Der Vampir kam unsicher von dem Bett geschwebt und schaute ihn an.
„Du hast mich nicht an diese Sterblichen verraten.", bemerkte er was wohl als Dankbarkeit ausgehen sollte.
„Wieso sollte ich das tun?"
Er fing an ein klein wenig zu lächeln. Der Weiße versuchte wohl das gleiche aber es sah sehr merkwürdig und gequält aus.
„Waren das deine Eltern?"
Taddl schnaubte auf. „Seh ich aus als wären das meine Eltern?"

Der Vampir verzog das Gesicht.
„Du bist der seltsamste Sterbliche! Wie heißt du?", fragte er neugierig.
„Du kannst mich Taddl nennen oder T wenn es dir lieber ist."
Er hielt ihm aufmerksam die Hand hin. Misstrauisch musterte der Vampir seine Hand und zögerte. Doch dann gab er sich einen Ruck und schüttelte sie. „Simon. Ich bin auch 16. Schon seit 300 Jahren." Wieder versuchte er zu lächeln, was Taddl aber nicht wahrnahm.
Er starrte nur in den Spiegel neben ihnen. Es sah aus, als würde er Selbstgespräche führen und der Luft die Hand schütteln.
Nebenbei bemerkt waren Simons Hände eisig kalt.
„Das stimmt also.. Vampire spiegeln sich wirklich nicht.."
Der Weiße ließ ihn los und fuhr sich durch die Haare. „Das macht es schwierig sich zu kämmen."
Taddl verengte die Augen und legte seinen Kopf begeistert zur Seite.
„Du bist echt cool!"
Sein Gegenüber schmunzelte, was ihm deutlich mehr als lächeln stand.
„Dankeschön.. aber was hat meine Temperatur damit zu tun?"
„Nein! Cool wie abgefahren, durchgedreht!", versuchte Taddl es ihm leichter zu machen. Wer wusste bitte nicht was cool bedeutet?
Der Blasse fasste vorsichtig an seine Stirn. „Ich glaub mir geht es gut..?"
Taddl lachte und boxte ihn in die Schulter. Ganz leicht doch trotzdem konnte Simon sich kaum auf den Beinen halten.
„Du musst noch eine ganze Menge lernen Vampir!"

Simon ließ sich auf dem Boden nieder und gähnte.
„Ich brauch-„
„Einen Sarg! Schon klar..", unterbrach ihn Taddl.
„Hm.. es gibt nicht viele Hotelzimmer mit Särgen."
Simon zuckte mit den Schultern.
„Wo wir abhängen gibt es die schon."
Der Sterbliche ging im Zimmer herum und suchte etwas bis er vor seinem Kleiderschrank stehen blieb. „Wie wäre es hiermit? Hilf mir mal."
Die beiden ließen den Schrank vorsichtig auf den Boden runter, sodass die Türen nach oben zeigten.
„Und du willst mich echt in deinem Zimmer schlafen lassen? Das kann ich kaum glauben.."
Taddl holte noch zwei Kissen und legte sie hinein. „Also ich fasse es auch nicht. Aber eine Sache geht ganz und gar nicht." Sein Ton wurde etwas ernster und Simons Blick skeptischer.
„Hmmm, Kissenschlacht?"
Der Sterbliche nahm zwei Finger und führte sie an seinen Hals während er einen Laut von sich gab, welcher Simons Gefauche sehr ähnlich war.
Es sollte signalisieren das es Simon verboten war ihn zu beißen.
„Keine sorge, ich hatte schon lange nichts mehr von dem roten Saft.", lächelte dieser nur. „Aber Vampire und Blut gehören doch zusammen wie.. Vampire und Blut?-„
„Stimmt, aber wir müssen uns zurück halten, sagt mein Vater."
Er öffnete die Türen des Schrankes in der Hoffnung das Gespräch wäre beendet doch T ließ nicht nach.
„Der mag kein Blut?", fragte er stur.
„Der will absolut nicht das wir uns mit Sterblichen anlegen."
„Du wirst mich also nicht beißen?"

Simon legte seine kalten Hände um Taddls Schultern und zog ihn somit ein bisschen runter. Der Kontrast zwischen seiner weißen Haut und den schwarzen Nägeln war wunderschön doch unwichtig für diesen Moment.
Er strich vorsichtig über Taddls Hals, welcher sich kaum rühren konnte, mit einem gierigen Blick, als würde Simon gerade alles dafür tun um Ts Blut kosten zu dürfen.
„Das werden wir noch sehen", flüsterte er in Taddls Ohr und ließ sich ohne ein Geräusch nach hinten in den Schrank fallen. „Guten Tag Sterblicher."

bloodsuckerWhere stories live. Discover now