22. Epilog

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-zwei Tage später-

Fest in Taddls Arme geschlossen schauten Simon und er von der kalten Burgmauer hinaus ins Mondlicht.
Der Kleine fühlte sich so sicher aufgehoben wie noch nie und er hoffte das dieses Gefühl niemals enden würde.
Er wünschte das Taddl ihn für immer in den Arm nehmen würde, ihn für immer streicheln würde, ihn für immer Lieben würde.
Doch das war Schwachsinn, das musste er sich eingestehen. Aber das wollte er nicht. Noch nicht jetzt, dachte er zumindest.
Denn Taddl nahm ihm in dem Moment die Aufgabe ab.
„Ich muss morgen wieder zurück reisen.. nach Hause. Wenn du aufwachst bin ich nicht mehr da."
Er blickte zu dem Blassen in seinen Armen hinunter und beobachtete wie er versuchte sich zu verstecken, sein Gesicht in Taddls Schulter drückte.
„Hey, ist schon gut. Ich bleib doch trotzdem hier."
Er hob Simon auf seinen Schoß sodass er ihn ansah und deutete auf sein Herz. „Da werde ich immer bleiben falls ich einen Platz gefunden habe."
Nicht ganz zu Frieden aber deutlich besser drauf nickte Simon, etwas gerötet davon so auf seinem Schoß zu sitzen. Die Gefahr runter zu fallen bestand nicht und trotzdem war er so nervös wie noch nie.
Dann schwiegen sie ein paar Minuten. Das war auch gut so. Es handelte sich nicht um ein unangenehmes Schweigen, sondern um ein nachdenkliches. Sie beide mussten verdauen was passieren würde und das machte sie krank. Beide.

Dann, wie aus einer Bewegung, einer festen Entscheidung hinaus legte Taddl seine Hände um Simons Hüfte, streichte seine Seiten ab und schloss die Augen.
Sie waren sich gerade so nah.
So nah wie noch nie.
So anziehend nah.
Und dann passierte es.
Der kleine Vampir küsste ihn.

Sofort erwiderte Taddl so sanft er konnte. Er steckte alle seine Gefühle hinein und das war nicht leicht, er fühlte irgendwie gerade jedes Gefühl auf dieser Welt.
Trauer, das er Simon vielleicht nie wieder sehen konnte, dieses Kunstwerk an Monster niemals wieder bestaunen konnte.
Wut, das er als Sterblicher geboren wurde und nicht einfach für immer mit Simon zusammen in einem Sarg schlafen konnte.
Freude, das Simon ihm nun endlich mitgeteilt hatte das sie nicht nur Freunde waren, auch, wenn es nur körperlich war.
Vertrauen, das Ava recht behielt. Der Kuss eines Vampires war wirklich noch viel besser als Taddl es sich vorgestellt hatte.
Ihre Lippen bewegten sich wie eins gegeneinander und immer mal grinste einer von den beiden in den wirklich gefühlvollen und intensiven Kuss.
Sie hatten dieses Gefühl gebraucht ohne es zu wissen, die ganze Zeit.
Aber jetzt war der richtige Zeitpunkt.

So schön wie es aber auch war mussten die beiden sich irgendwann voneinander lösen. Auch Vampire verspürten Luftmangel.
Sofort schmiegte Simon sich aber wieder an ihn und vergaß das er gehen musste. Das er loslassen musste.
Ja, Vampire waren wahrlich stolz.
„Die Sonne geht auf.. geh schlafen, mein kleiner Vampir."
Der Blasse gab ihm kein Nicken oder Kopfschütteln als Antwort, nur die Stille und T wusste, er wollte alles andere als schlafen gehen.
Er gab ihm einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.

„Solange ich träumen kann, werde ich immer von dir träumen."

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Und manchmal, wenn es dunkel ist, kann man sie noch immer sehen. Und bis er starb war er sich sicher, Simon würde da draußen auf ihn wachen.
Für immer.

bloodsuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt