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"Ruhe!", Alpha Brunos Stimme besänftigte die Mitglieder. Das Wirrwarr an Stimmen, von Sorgen bis zu Drohungen hörte mit seinem Befehl auf.

Ich saß in der ersten Reihe, dicht neben Carlson. Theoretisch müsste er neben seinem Vater und seinem Freund stehen. Praktisch saß er neben mir. Cornelia saß einen Stuhl weiter und meine Eltern standen auf dem Podest.
"Wer braucht die Omega Familie?", schrie jemand aus der Menge. Ich kannte nicht alle und doch schmerzte es zu wissen, wie ungerne wir gesehen wurden. Carlson knurrte bei seiner Aussage.
"Genau!", schrie eine jüngere Frau und ließ andere einstimmen.
Meine Hand schnellte automatisch zu Carlson's Hand hin. Ich hielt ihn bewusst zurück. Es war nicht seine Angelegenheit und ich war kein Freund von Schlägerein auf meine Kosten.

Carlson lehnte sich wieder in seinen Stuhl zurück. Ich wusste nicht, ob es an dem mahnenden Blick von Mr. Wise lag oder an Cornelia's Hand die sich auf seine Schulter geschmiegt hatte. Es hätte auch meine Hand gewesen sein können, die er jetzt fest in seiner hielt.
Was es auch immer war, ich war froh, dass er nicht darauf eingegangen war.
"Ich hatte Ruhe gesagt!", brüllte Alpha Bruno regelrecht die Menge an.

Stille trat ein. Ich vernahm nicht einmal Atemgeräusche. Langsam versuchte ich wieder meine Hand von Carlson's Griff zurück zuziehen, stattdessen verstärkte er ihn umso mehr. In Folge dessen bekam ich sogar eine Ermahnung.

Bleib still,

lautete Beta's Kommando. Carlson war nicht gerade der netteste, dennoch der meist beneidete. Aus irgendeinem unerklärlichem Grund, standen die Werwölfe unter dem Rudel auf ihn.
"Ich kann eure Unruhe verstehen.", nahm wieder Alpha Bruno das Wort.
"Die Situation ist für niemanden gerade besonders leicht, vor allem nicht für unsere treuen Mitglieder. Gut nehmen wir euer Vorschlag an. Schmeißen wir die Omega-Familie raus."

Carlson.. meine Gedanken fluteten zu ihm rüber, doch er schwenkte bloß seinen Kopf.

"Dann folgen die Nächsten und wir bleiben in einer Endlosschleife. Mit dem Rauswurf der Mitglieder befürworten wir es nur. Wir wissen, unser Geheimnis könnte aufgedeckt werden. Vielleicht ist es das bereits schon, aber die gegenseitige Beschuldigung bringt uns nicht weiter."
Einige applaudierten, andere blieben ruhig sitzen und ich konnte die angehaltenen Luft wieder ausatmen.
"Was machen wir jetzt?", fragte einer aus der Menge.

"Unseren gewohnten Tätigkeiten nach folgen. Die Kinder sollen weiterhin Schulen besuchen und alle Anderen arbeiten gehen. Wir dürfen jetzt nicht unsere Schwachstelle zeigen und das ist nunmal unser Geheimnis gegenüber dem Menschen." Einigen stimmten zu, andere verfielen in eigene Diskussionen.
"In der Zwischenzeit...", nahm Alpha Bruno einen strengeren Ton an.
"Nehmen wir Kontakt mit anderen Rudeln auf, um etwas mehr in Erfahrung zu bringen. Familie Sage kann unter dem Umständen sich im Rudelhaus einquartieren, nur Clementine..."
"Sie ist jederzeit bei uns willkommen!"
Meine Lippen teilten sich, als Mr. Wise das Angebot brachte.

Mit Carlson unter einem Dach?
Panisch suchten meine Augen die von meinen Eltern, doch sie erahnten meine Gedanken bereits und schwenkten deren Köpfe.

Ich bin sowieso suspendiert worden! Kam die Lage gelgen.

Vergiss es, Kind. Bei den Beta's bist du am Sichersten aufgehoben. Kam die Rückmeldung von meinem Vater.

Aber-

Kein Aber, Clementine, fügte sich nun Mutter hinzu.

Das gabs doch nicht. Es schien, als wäre ich vom Pech verfolgt.
"Die Versammlung ist beendet. Eure Kinder warten auf euch."
Alphas Wort galt. Die Menge löste sich auf und ließ einige Mitglieder zurück.
"Ich wette, sie schläft mit Beta's Sohn, dass sie keine Vorwürfe bekommem hatte. Wäre meine Familie in der Lage, hätte man uns ohne weiteres aus dem Rudel rausgeworfen.", lästerte irgendeine Jugendliche mit einer anderen. Ich wollte mich ungern zurück wenden und in deren Gesichter blicken.
"Du bist doch nur eifersüchtig, weil du keinen Einblick darauf hattest.", kicherte eine etwas jüngere daher.

"Sei leise!", motzte die Ältere zurück, bevor die Stimmen verstummten und ich zu Gedanken kommen konnte. Carlson war gerade in einem Gespräch mit Cornelia versunken. Ich sah die Chance und entzog meine Hand von seiner Klaue. Ich hatte schon erahnt was für Geläster es bringen könnte, aber es laut zu hören war schlimmer als die Vorstellung gewesen. Ich mochte es nicht.

Was sollte das? warf er durch unsere Gedankenverbindung ein, dabei verschränkte er seine Arme vor seiner Brust und gab einen leckeren Anblick ab. Moment Mal. Carlson war nicht lecker zum Betrachten. Sein Kopf wandt sich mit einem verschmitzten Lächeln in meiner Richtung. Ich hatte doch nicht etwa..

Lecker also? hob er seine Augenbraue hoch.
Doch hatte ich...

Carlson, die Mitglieder reden. Bist du nicht besorgt was deine Mate davon halten würde? Ich will es nicht mit meinem Mate verscherzen, wechselte ich das Thema und hoffte die Sache mit dem Lecker war vergessen.

Du würdest es auch nicht mit deinem Mate verscherzen, wenn du ihn endlich erkennst und akzeptierst, konterte er noch immer im stillen Raum zurück. Ich hatte absolut keine Ahnung, wovon der Typ sprach. Wie konnte er vor mir wissen wer mein Mate war? Es sei denn... Mein Blick rutschte zu Nick rüber.

Nein, du dummes Mädchen, beantwortete er meine Frage in meinem Kopf.
Ich dachte, du wärst Einser-Schülerin?

Bin ich auch, antwortete ich zurück.

Wie kann man dann so dumm sein und nicht erkennen wer sein Mate ist?
Ging er in die Offensive.

Verwirrt blinzelte ich ihm mit offenem Mund entgegen.

Ich bin aber nocht nicht neunzehn, lautete meine Verteidigung.

Ich kanns kaum erwarten, wenn du es endlich wirst...

Carlson wandte sich wieder Cornelia zu, die ihn über Geschehnisse Fragen stellte, worüber ich keinen Plan hatte.
Mein Herz pochte wieder. Wieso konnte er es kaum erwarten?

"Sie ist unter deiner Obhut.", trat mein Vater zu uns und ergatterte unsere Aufmerksamkeit.
"Ich werde sie nicht aus den Augen lassen,"

nicht mal Nachts, fügte er gedanklich hinzu.

Beta's nerdy enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt