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Carlson ließ mich nicht aus seinen Augen. Ich konnte mich wenig an das 'danach' erinnern. Ich wusste nur, dass Mitschüler zum Tuscheln begonnen hatten und mein Kopf damit nicht klar kam. Zu viele Stimmen hatten sich eingedrungen. Wie im Filmriss. Das einzige was ich noch mitbekommen hatte, war wie Carlson zu mir geeilt war und mich zurück von meinem Spind zog. Wie wollte er das seinen Bettgeschichten erklären?

Alpha Nick trat ins Krankenzimmer dazu, nachdem er Zoe nach Hause gebracht hatte. Mein Kopf wandt sich endlich von Carlson's Brustmuskeln zu Nick. Ich wollte aufstehen und zu ihm rennen, aber meine Beine fühlten sich noch zu wackelig an.
"Wie geht es Zoe?"
"Wie einem verschrecktem Mädchen. Habt ihr etwas herausgefunden?"
Ich schüttelte den Kopf. Carlson blieb weiterhin regungslos sitzen und schien in Gedanken versunken zu sein.

Ich legte meine Hand auf seinen Oberschenkel, was ihn kurz zusammen zucken ließ, bevor er seine Position auf dem Stuhl änderte und Alpha Nick bemerkte.
"Hast du was gesagt?"
Ich wechselte mit Nick einen Blick aus, bevor er sich auf den Drehsessel, der Schul-Krankenschwester setzte.
"Ob du was herausgefunden hast?"

Carslon ließ seine Zunge kurz rausschlüpfen um seine trockenen Lippen zu befeuchten. Normalerweise hätte er einen Konter parat. Er bemerkte nicht einmal, wie ich meine Hand von seinem Oberschenkel entzog.
"Carlson ist etwas?"
Er zögerte, bevor er eine Antwort gab.
"Nein, alles gut. Ich war nur am Überlegen, wie man meine Reaktion den Menschen erklären könnte."
Er mied meine Augen.

Zum ersten Mal seitdem- generell seitdem diese Vorfälle passierten-, hatte Carlson seine Augen nicht von mir gelassen. Bis auf jetzt.
Nick gewann wieder meine Aufmerksamkeit. Er war am Lachen gewesen, während Carlson mit seinen Beinen zu Zappeln begann.
"Ja, das wird schwierig. Ein knurrender Mensch, der Clementine, seine Feindin dabei in den Armen hält."
Carlson schnaubte.

"Sie war nie meine Feindin."
"Auch nicht in der Grundschule? Wo Mark sie mehr mochte als du?" Nick grinste wissend. Carlson lief stattdessen rot an und schien wieder abwsend aus dem Fenster zu starren.
"Ich mache mir eher Gedanken, was wir dem Rektor sagen können, der gerade mit deinen Eltern spricht." Ich seufzte. Ich hatte keine Ahnung.
"Wer ist hinter uns her, Nick?" fragte ich nach. Natürlich hatte Nick selber keine Ahnung, wer und warum und ob man tatsächlich nach uns her war.

"Ich kann dir nur sagen, dass du ab jetzt unsere Priorität bist."
"Was heißt das?" Meine Augen weiteten sich. Hieß das keine Schule mehr? Hieß das Isolation im Rudelhaus?
"Wir sind das falsch angegangen. Du wirst nun immer jemanden an deiner Seite haben müssen."
Meine Lippen teilten sich. Das hätte mir klar sein können. Das hieß wohl: Carlson hatte endlich seinen Grund bekommen an mir zu kleben.

Auch wenn ich es nicht wahrhaben wollte, gefiel mir die Idee. Er war der Beta des Rudels und mein Mate. Wer fühlte sich da nicht sicher?
Zu meiner Verblüffung aber stieß sich mein Mate vom Sessel ab und schenkte dem Alpha ein Nicken.
Meine Augen ruhten auf seinem Gesicht. Seine Augenfarbe verblasste ins hellgrüne. Ich wusste, er führte gerade eine Gedankenkonversation mit jemanden. Er ließ mich nur nicht teilhaben. Die Erkenntnis, dass er etwas verheimlichte, hinterließ einen bitteren Nachgeschmack. Es verletzte mein Ego. Ich war seine Mate. Auf der anderen Seite war ich ihm gegenüber auch nicht gerade fair.

Nick hinterfragte das Gleiche, sodass sich unsere Augen im selben Moment trafen.
"Sorge dafür, dass Clementine gut zum Rudelhaus kommt.", sprach Carlson nach seiner Konversation.
"Cornelia wird auf dich warten.", wandte er sich zu mir. Er bückte sich kurz zu mir runter um mir einen knappen Kuss auf meine Lippen zu hauchen.

Verwirrt stand ich auf und trat nach ihm nach, als er sich von mir entfernte.
"Carlson?"
"Warte nicht auf mich."
Irritiert von seinem plötzlichen wortkargen Abgang nahm ich langsam auf dem Krankenbett wieder Platz.
Nick pfiff daraufhin durch den Raum.
"Komisch dieser Junge. Davor heult er fast, weil er nicht mit dir öffentlich zusammen sein kann und jetzt besteht die Möglichkeit und er flieht." Er begann zu Lachen, hörte aber nach meiner Stille auf.

Meine Schultern sackten ein. Er hatte Recht. Genau jetzt war er nicht an meiner Seite. Vor allem hatte er seitdem, er mich ins Krankenzimmer gebracht hatte, kein Wort mit mir gewechselt. Irgendetwas stimmte nicht. Bloß was? Hatte es mit dem Omega-Vorfall zu tun? War ich zu einer Last geworden?

"Er ist ein Idiot.", meldete sich Nick bei dem Anblick meiner Miene. Ich nickte ihm zu. Er war ein Idiot, doch das brachte mich nicht weiter. Er war nicht da und ich wartete mit Nick, dass ich zum Rektor gerufen wurde.

"Miss Sage, Sie werden im Direktorat erwartet.", gab die Assistentin in den Lautsprechern bekannt. Ich schätzte, ich musste improvisieren...

Beta's nerdy enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt