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Unruhig folgte ich, mittlerweile um zweiundzwanzig Uhr Abends, die Polizisten zur Klinik. Es war keine normale Klinik. Es war eine Nervenklinik für Patienten oder Insassen mit unstabilem Gemütszustand. Besser gesagt, ich war in einer Psychiatrie gelandet. Erfreute es mich? Ich wusste nicht ob ich verrückt wurde oder irgendwer versuchte mich zum Verrückt werden zu bringen.

"Name?", fragte die höflich und freundlich blickende Empfangsdame.
Schöne Ambiente, fiel mir bei dem Anblick der verschiedenen, Kunstformen Sessel ein. Ich konnte aber nur das beurteilen, die richtigen Zimmer würde ich wohl noch kennen lernen.
"Clementine Sage."
Der Empfangsdame entfiel ein Ton, dass meine Ankunft fürchtete. Sie schreckte zurück, bevor sie wieder langsam nach vor trat.
"Wir haben Sie erwartet.", rappelte sie sich schnell hoch und ließ mich wundern, ob mein Anblick so furchteinflößend war. Okay, ich stank etwas nach abgetrenntem Kopf-Hund.

"Ja.", räusperte sich der Polizist Jones.
"Sollen wir Ihnen folgen?"
"Was?", schrie sie auf.
"Doch nicht mir. Sie wird abgeholt, als ob ich zu der Abteilung hin will." Ich bemerkte wie die Polizisten einen stillen Blick wechselten. Irgendwie bekam ich ein schlechtes Gefühl dabei, dass mir den Rücken runter glitt. Instinktiv krallten sich meine Hände seitlich an meine Hose. Ich musste Rückgrat zeigen. Ich war nicht allein und bald würde ich genügend Zeit haben, um mit meinem Rudel zu kommunizieren.

Ein kahlköpfiger, junger Muskelprotz erschien in Sekunden bei den Polizisten. Er überragte an Größe und Statur, doch Polizist Thorsten konnte er nicht einschüchtern. Besser gesagt keinen Werwolf, aber durchaus mich. Er roch nach... Rogue. Wusste man, dass dieser Werwolf ein Rudelloser war? Ich erstarrte, was Thorsten dazu brachte zurück zu blicken.
"Ich sollte Miss Sage raufbegleiten.", ertönte seine tiefe Stimme und bekam die Aufmerksamkeit. Er klang kalt und unnahbar. Totaler Knasti, aber wer fragte mich schon. Zoe würde auf ihn stehen. Die Erinnerung an meine Familie holte mich wieder ein. Nein, ich musste tapfer sein.

"Ja, sie bekommt ein Zimmer."
"In einer besonderen Abteilung.", grinste mich der Knasti an. Das war aber kein Grinsen der freundlichen Sorte. Es erschütterte mich bis zum Mark.
"Was hat diese Abteilung auf sich?", fragte Polizist Jones neugierig nach.
"Das bleibt wohl ein Geheimnis."
"Polizist Jones, wir sollten sie vielleicht raufbegleiten.", wandte Thorsten dabei hinzu, worüber ich ziemlich dankbar war.
"Da muss ich Sie leider bitten hier zu bleiben. Das ist gegen die Hausregeln." Mir wurde schlecht. Was hieß das? Würde ich dann nicht mehr rauskommen?
Ich glaubte, ich war in einem schlechtem Horrorfilm gefangen. Zoe würde ausrasten vor Freude. Warum war das nicht ihr Plot?

"Sie sprechen mit der Polizei."
"Und ich sehe keinen Durchsuchungsbefehl, noch eine andere Anweisung, dass es Ihnen erlaubt ist mich zu begleiten. " Der Glatzkopf trat neben mich. Die Polizisten hatten wohl keine andere Wahl und mussten sich damit abfinden. Meine Wahl war mir schon längst abgenommen worden. Ich hoffte bloß auf ruhige Minuten um runter zu kommen und alles Revue passieren zu lassen.

"Wenn Sie mir folgen Miss Sage." Es war eine Aufforderung gewesen. Der Kahlkopf zeigte in Richtung eines Aufzuges hin. Meine Augen suchten die von Thorsten, doch er zeigte keine Regung. Ich konnte meinen Abgang nicht lange heraus zögern. Ich wandte meine Augen in Richtung Aufzug. Nebensächlich versuchte ich mir jegliches Detail einzuprägen. Jede Fluchtmöglichkeit, jede noch so winzige, komische Darstellung, die auf etwas eigenartiges hinwies. Aber ich fand nichts. Alles deutete auf einen normalen Empfang an.

"Armes Mädchen.", hörte ich die Empfangsdame von weitem sagen. Menschen hätten es nicht wahrgenommen. Ich war bloß kein Mensch.
"Das verdient sie nicht..."
Ich konnte nichts mehr weiter mitbekommen, da sich die Aufzugstür aufschloss und ich mit einem leichten Schubser vorgedrängt wurde.
Ich lehnte mich an der hintersten Ecke an und versuchte so bestmöglich Abstand zu dem Kahlkopf zu gewinnen, der gerade auf Nummer zwanzig drückte, der höchsten Abteilung. Sich zu verwandeln und aus dem Fenster zu fliehen rückte nun in den Hintergrund meiner Fluchtoptionen.

Die Aufzugstür schloss sich. Automatisch suchte ich nach einem Aufnahmegerät. Fand aber keines.
"Auf der Suche nach Kameras?", wandte sich der Kahlkopf zu mir und beantwortete gleich seine Frage.
"Einer der wenigen Räume, wo es diese nicht gibt."
"Was macht ein Rudelloser in der Nervenklinik?", konfrontierte ich ihn direkt.
"Genauso viel wie eine Rudelanhängerin."
"Jeder Alpha würde dich umbringen." Er lachte.
"Dann wurde ja deine Frage beantwortet, warum ich gerade hier an Unterkunft gefunden habe." Das stimmt.

Keiner würde nach einen Rogue unter Menschen denken.
"Ob du es glauben willst oder nicht, lil Miss.", gab er mir einen Spitznamen.
"Ich bin nicht der Feind hier. Du hast einen Größeren hier." Der Aufzug kam zu Halt und ich war gezwungen ihm zu folgen.
Es war ein kahler Korridor. Keine Bilderrahmen, kühles, grelles Licht und vor allem keine Topfpflanzen.
"Dein Zimmer.", er holte aus seiner Hosentasche einen Schlüssel heraus.

Ein komplett, normales Zimmer erschien vor meinem Auge. Ohne Schickschnack, wie eine Minibar oder Kaffeebereich. Ein Bett, Vorhänge und ein kleiner Schrank. Der Glatzkopf trat ins Zimmer rein und schloss die Tür hinter sich. Ich fürchtete er würde etwas machen, stattdessen trat er neben den Schrank auf und betätigte dahinter etwas.
"Schaltanlage der Kameras. Wissen nur die Wenigen.", begann er zu reden.
"Das verschafft dir 5 Minuten, bevor die Wache auftaucht und überprüfen kann ob du nicht abgehauen bist."
"Wieso hilfst du mir?" Es war klar, dass ich die Frage stellen würde. Er war ein Rogue. Sie kooperierten nicht. Wo blieb die Falle?

"Weil du unter den Anderen, die in dieser Abteilung sind, zu Unrecht drinnen bist."
"Was weißt du?", hinterfragte ich es sofort.
"Zu viel. Hör zu... Du hast nicht immer den Luxus etwas Zeit zu haben um mit deinem Rudel zu kommunizieren. Mit mir Sprechen kannst du auch später. Wie gesagt: ich bin nicht der Feind, noch dein Freund." Mit diesen Worten trat er abrupt aus dem Zimmer und ließ mich endlich aufatmen.
Ich befolgte seinen Rat und öffnete meine Gedankenverbindungen.

Dad?, suchte ich meinen Vater per Gedankenverbindung auf.

Beta's nerdy enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt