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"Du hast meinen Bruder gesehen?", hielt Tyra mich im Aufzug zurück.
"Er ist der Polizist, der mich befragt hat", gab ich zu. Ihre Augen glitzerten im Licht des Aufzuges. Ich konnte nicht erkennen, ob es wegen dem Schock oder der Freude war, die sich in ihren Augen wiederspiegelten. Ihre Hand fand meine und drückte sie dabei fest. Ich werde Fingerabdrücke für einige Minuten sehen, aber das nahm ich in Kauf. Man konnte sich nicht wirklich in die Patienten reinversetzen, aber zumindest konnte man versuchen sie zu verstehen.

"Wieso hat er mich bis jetzt nicht gefunden, wenn er in der Nähe ist?" Mir brach das das Herz. Soetwas konnte ich nicht beantworten. Wie auch? Es war nicht einmal mein Recht es zu Wissen.
"Tyra, ich weiß du hinterfragst es. Verzweifle aber nicht daran. Es hat bestimmt seine Gründe".
Der Aufzug kam an und mir blieb keine Zeit mehr.
"Ich hole uns hier raus", flüsterte ich ihr zu, bevor ich ihre Hand von meiner entfernte und nach den Patienten raustrat, die sich wie Klone aufführten.

Nachdem ich den Schalter für 5 Minuten im Raum wieder herabdrückte, konnte ich wieder ausatmen.

"Carlson", nutzte ich die Gedankenverbindung. Meine Augen schlossen sich und warteten auf seine tiefe Stimme, die mich heimelig fühlen lies. Ich gehörte zu ihm.

"Sag mir nicht, der Wichser hat dich irgendwie angefasst", spie er gleich wütend raus.
Ich schwenkte meinen Kopf und öffnete meine Augen um das Übliche im Zimmer zu sehen. Bett, Schrank, Nichts.
"Nein, Chris war da".

"Ich schulde ihm ein Dankeschön". Ich musste kichern. Carlson und sich bedanken? Nein, das passte nicht. Dennoch konnte ich das nicht kommentarlos stehen lassen.
"Schick ihm Wein. Er wird sich darüber freuen".

Ich wusste er grinste, obwohl ich ihn nicht vor meinen Augen hatte.
"Carlson", ergriff ich wieder das Wort, wo ich zu erstehen bekam, dass er nicht wusste, wie er mich auf Alpha Bruno ansprechen sollte.
"Ich bin dem Rudel nicht böse".

"Bist du sicher? Sie verstehen es, falls schon", klärte er mich auf. Es war dennoch in Ordnung. "Spitzel war nun mal ein gruseliger Typ, der Taten begangen hat, die unverzeihlich waren.
So konnte ich zu einer weiteren Information gelangen".

Carlson wurde hellhörig.
"Eine der Patientinnen ist die kleine Schwester vom Polizist Thorsten, Carlson".
"Nein!", schoss er zurück.
"Dachte ich mir auch, aber sie hat ihn an mir gerochen. Das kann kein Zufall sein, Carlson".

Ich bezweifelte es, aber dennoch mussten wir auf Nummer sicher gehen.
"Sieh was du rausfinden kannst".
"Was hätte ich zu ihm sonst sagen können? Wenn Tyra tatsächlich Polizist Thorstens Schwester war, dann würden wir eine weitere Person für Informationsgewinnung haben".
"Hast du es ihr gesagt?", fragte er nach.
"Sie hat es selbst erahnt".

Ich seufzte lange aus, bevor ich eine andere Sache ansprach.
"Habt ihr irgendetwas über unseren Direktor herausgefunden?"

"Das werden wir. Heute Nacht!", schoss er darauf gleich zurück.
"Carlson, sag mir du machst nichts Dummes!", ermahnte ich ihn so gut es ging. Carlson würde zwar wenig auf mich hören, dennoch versuchte ich es.
"Nein, wir brechen nur in die Schule ein und suchen nach irgendetwas verdächtigen".

"Was?!", schreckte ich auf.
"Wie sollen Nick und ich sonst an Informationen kommen?"
"Vielleicht ihn verfolgen?", wandte ich ein.
"Und dann glaubt er, wir stehen auf ihn".
Ich fuhr mir mit meiner Hand übers Gesicht.

"Sei vorsichtig", gab ich es auf, die Jungs zu verstehen.
"Mach dir keine Sorgen um mich".
Ich musste schmunzeln, als er es nur auf sich bezog. Seine minimale Eifersucht auf Nick war doch süß.
"Wir machen uns eher um dich Sorgen. Deine Eltern, Cornelia, Nick, Zoe. Selbst meine Eltern fühlen sich dreckig deswegen, dass meine Mate, nicht bei mir ist und unsere Hände noch gebunden sind".

"Warum haben sie gelogen, Carlson?", fragte ich die Frage, die ich nicht geglaubt hätte jemals auszusprechen. Aber ich musste es wissen, es musste dafür einen Grund geben!
"Sie konnten nicht anders. Wie hättest du die Verfolgung beweisen können, ohne zu sagen, dass Nick und Maddox davon Bescheid wussten? Das würde andere Fragen mit sich ziehen..."

"Die ums Rudel gegangen wären", fügte ich gedanklich hinzu. Okay, es beruhigte mich, dass es ein plausiblen Grund gab, warum ich mich weiter in Isolation befand.
"Keiner ist mit der Situation glücklich, Clementine. Du hast keine Ahnung, wie es ist, all deine Ängste und Sorgen zu spüren und gleichzeitig machtlos zu sein, um dir irgendwie beizustehen. Oder zu wissen, was dir wiederfährt? Aber wir holen dich da raus! Auch wenn es das Letzte ist was ich machen werde!!"

Was meinte er damit? Doch der Schalter schoss wieder rauf und ich sah mich wieder in derselben Position wie davor wieder, nur diesmal in Beobachtung. Ich schloss die Gedankenverbindung und musste mich damit zufrieden geben. So viele Fragen standen offen, aber es blieb mir nichts anderes übrig, als mich damit abzufinden. Es war nur eine Frage der Zeit und ich musste mich in Geduld üben.

Beta's nerdy enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt