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2 Uhr 30 Morgens Schichtwechsel

Man konnte diesen Abend Tyra nicht hören. Verwunderlich. Ich hoffte, es ging ihr gut. Ich wartete, bis Chris und Clara mein Zimmer aufsuchten.

Sobald sie eintraten, stand ich vom Bett auf.
"Schlechte Nachrichten", kam Clara gleich darauf zu sprechen.
"Bitte nicht", grummelte ich vor mich hin.
"Morgen bist du die Nächste, die er im Auge hat".
Jegliche Farbe wich mir aus dem Gesicht. Ich war die Nächste? Es war klar gewesen, dass ich irgendwann dran kommen würde, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass es schon so bald war. Unwillkürlich versuchte ich an der harten Matratze Halt zu finden. Mein Herz hatte einen schnellen Rhythmus gewonnen und ich spürte, wie mein Wolf sich quer stellte und in Angriffsposition gelang. Es war nicht notwendig gewesen. Schlussendlich hatten wir keine Chance. Ich war bloß ein Omega. Der Direktor der Klinik wusste von den Rängen Bescheid. Er konnte es nur mit Schwächlingen wie mir aufnehmen.

"Sag mir dir geht es gut?" Carlson hatte in dem Moment meines Schocks, Kontakt aufgenommen.
"Sag mir, dass es dir gut geht!", warf ich dasselbe zurück.
"Dein Mate?", gesellte sich Chris zu mir. Ich nickte. Als Werwolf wusste man sofort, wenn man mit jemanden in Kontakt trat. Die Augen vernebelten sich und man verlor an Konzentration.

"Ich sagte doch, mach dir keine Sorgen um mich", meldete Carlson sich wieder in meinen Gedanken.
"Carlson, ich hoffe du hast was herausgefunden!"

Wir haben Haare in einem Säckchen in seiner Schreibtischschublade gefunden".
Mein Herz hämmerte und ich biss mir auf die Lippe.
"Es sind deine, Clementine. Ich habe es riechen können".

Ich suchte die Aufmerksamkeit von Clara und Chris auf. Langsam involvierte ich sie in meine Situation und übermittelte alle Informationen, die ich errungen hatte.
"Das sind Beweise!"
"Schon", setzte ich an.
"Aber wir würden nur Polizist Thorsten auf unserer Seite haben. Falls er uns überhaupt glaubt, dass Tyra hier drinnen sitzt".
Ich seufzte und versuchte wieder mit Carlson Kontakt aufzunehmen.

"Ihr habt doch keine Verwüstung angerichtet?", fragte ich vorsichtshalber nach.
"Nein, aber wir planen damit zu Thorsten zu gehen", meldete er sich zurück.

"Die Polizei darf nicht wissen, dass ihr eingebrochen seit!"
"Clementine!", protestierte Carlson sofort.
"Du wirst von der Schule verwiesen", versuchte ich es ihm auszureden.
"Meine Mate sitzt in der Nervenklinik und bekommt es mit der Panik zu tun. Das ist das Einzige was ich machen kann und ich werde es in Kauf nehmen!"

"Carlson!"
Doch er ließ nicht mit sich reden.
"Was ist los?" Clara schrack mich mit ihrer Hand auf meiner Schulter auf.
"Mein Mate will mit dem Beweis zur Polizei gehen".
"Das ist gut. So können wir vielleicht Anreize bringen, das du unschuldig bist", mischte sich Chris ein.
Ich verstand deren Einwände, aber wie konnte man bekräftigen, dass es einen Grund gab in die Schule einzubrechen? Auf Verdacht? Ich hielt mein Lachen zurück.
Das war für die Polizei zu wenig und wieder würden wir unser Geheimnis ins Rampenlicht stellen. Ich schwenkte meinen Kopf. Das durfte nicht passieren, nicht nachdem alle bereits für unser Rudel lügten und ich hier gefangen saß!

"Ich bin unschuldig", bekräftigte ich.
"Aber das ist der falsche Weg, wenn ich andere mit reinziehe, um meine Unschuld zu beweisen!"
"Was nun?", fragte Clara in die Runde.
"Vielleicht bekomme ich etwas heraus, wenn ich in diesem Raum bin".
Chris seufzte.
"Es wird nicht lustig werden. Seine Methoden versteht niemand".
Ich konnte es mir vorstellen.
"Egal was passiert, du darfst nicht deinen Wolf rauslassen. Er sucht Beweise".
Ich nickte wissend.

"Carlson", suchte ich wieder mein Mate auf.
"Egal, was du morgen Abend fühlst. Kontaktier mich nicht. Hast du verstanden?"
Ich wartete auf seine Reaktion.
"Das kann ich nicht machen ohne verrückt zu werden!"

"Carlson", versuchte ich es wieder.
"Nein, Clementine. Was hast du vor?"
Ich fürchtete mich vor seiner Reaktion. Ich würde seine Angst spüren und seine Wut könnte seinen Wolf rauslocken, aber ich musste es ihm dennoch sagen.
"Ich bin morgen dran, Carlson. Ich werde zu den Experimenten geholt!"

"Ich komme!"
"Nein!", hielt ich ihn zurück.
"Carlson ich kann es nicht glauben, dass es Direktor Parray ist!"
"Und deswegen lässt du diesen Psychopathen an dich ran?!", keifte mein Mate zurück. Seine Sorge um mich, schnürte mir die Kehle zu. Es war sein Recht, es zu tun.

"Carlson, du vergisst dabei etwas!"
Er blieb still und wartete, dass ich mit meiner Denkweise voranging.
Morgen ist Vollmond
Werwölfe gewannen an Stärke an Vollmondnächten. "Trotz meines Ranges im Rudel, spürte selbst ich meine Kräfte. Das Besondere nun: Mein Mate war ein Beta. Ich würde seine Stärke spüren, die mich gleichzeitig auch stärker machte".
"Bot das nicht einen Grund mehr, dass du ein Werwolf bist?", hinterfragte es Carlson und klang wesentlich optimistischer.

"Das wäre es, aber wieso sollte ich daraus ein Geheimnis machen, wenn der Psycho es schon weiß?"

Ich erinnerte mich an die Vorfälle, inwessen ich darauf Aufmerksam gemacht wurde, dass ich ein Omega war. Er wusste es.
Die Frage blieb offen, genau wie ich es mir erhofft hatte.

Beta's nerdy enemyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt