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Was wollte sie? Ich sehe es schon, dass ich gleich noch von Frau Winter verprügelt werde. Mir war kalt und ich wollte weg. Weg von dieser unangenehmen Situation. Trotzdem musste ich antworten. "Hey."  Es war das Einzige, was ich grade heraus bekam. Sie trat näher auf mich zu.

"Es tut mir leid, ich wollte nicht so gemein zu dir sein. Sie hat mir grade erzählt, dass der Kuss von ihr aus ging. Auch wenn es nicht so gewesen wäre, aber ach naja es war einfach eine Überreaktion von mir tut mir leid. Wirklich."
Sie klang aufrichtig und ich glaubte ihr. Jetzt sah ich sie das erste Mal in meinem Leben von ganz nah. Sie war wunderschön. Ihre Haare hatte sie hochgesteckt und ihr Pony hing wild durcheinander über ihrer Stirn. Sie hatte eine schwarze Hose an und eine beige Bluse war in die Hose eingesteckt. Erst jetzt viel mir auf, wie sehr ich sie über die Ferien vermisst hatte.

"Es ist schon okay. Jeder reagiert mal über. Ich hätte bestimmt auch so reagiert." antwortete ich, als ich merkte, dass sie nervös an ihren Ärmeln der Bluse rumspielte, da sie auf eine Antwort wartete. Sie lächelte mich an was mich fast dahin schmelzen ließ.

"Bist du ganz alleine hier?" fragte sie mich.

"Nein, ich war mit meiner besten Freundin hier, aber sie hat sich einen Typen geklärt. Ich glaube, dass ich sie heute nicht mehr sehe. Und Sie? Sind Sie alleine hier?" Ich weiß nicht woher mein Mut auf einmal kam, aber es war dumm sie zu siezen. Wer siezt denn jemanden, den man im Club kennengelernt hat? Toll gemacht.

"Ich bin alleine hergekommen, war dann nicht mehr alleine, wie du ja gesehen hast und jetzt steh ich hier mit dir. Ich bin übrigens Kaja. Du kannst mich ruhig duzen. So alt bin ich jetzt auch nicht." antwortete sie mir. Kaja... war ja klar, dass sie einen unbeschreiblich schönen Namen hat.

"Ich glaube, dass ist keine gute Idee, wenn ich sie duze." ich kann euch sagen...für diese Antwort hätte ich mich gerne selbst Geohrfeigt.

"Warum? Wie heißt du? Bist du schüchtern? Ich bin eigentlich auch schüchtern, aber heute nicht. Liegt vielleicht an den Cocktails. Wie alt bist du?" Frau Winter redete und redete und ich hätte ihr Stunden zuhören können, doch ich musste ihr Antworten geben.

"Ähm... Ich bin Mila, ich bin 18 und ja ich bin schon schüchtern.

"Schön, ich bin Kaja, aber das hab ich ja schon gesagt. Ich bin auch schüchtern, aber das hab ich ja auch schon gesagt. Ich bin 29 Jahre alt und bin Lehrerin in Englisch und Sozialkunde an einem Gymnasium."plapperte sie los. Ich konnte nicht anders als sie anzugrinsen. Als sie mich ansah und fragte was denn so lustig wäre, ließ ich das Grinsen ganz schnell und wurde dann doch wieder so rot wie eine Tomate. Sie wusste nicht, dass ich eine Schülerin an der Schule bin, an der sie unterrichtete. Sie wusste nicht, dass ich seit ein paar Monaten für sie schwärmte und sie wusste auch nicht, dass sie grade einer Schülerin das Du angeboten hatte, private Informationen rausgab die ich zu tausend Prozent nicht wissen durfte und ach was weiß ich. Ich überlegte eine Weile, ob ich ihr sage, dass sie meine Lehrerin ist, aber ich entschied mich doch dagegen.

"Hast du Lust zu tanzen?" fragte sie mich.
Mir rutschte mein Herz in die Hose und ich verschluckte mich beinahe an meiner Spucke. Sollte ich es wagen? Ich meine, wann hätte ich nochmal die Gelegenheit mit Frau Winter...Kaja zu tanzen? Sie unterrichtete mich ja eh nicht, also würde sie es nie herausfinden.
„Ja, gerne." antwortete ich und folgte ihr wieder in den Club hinein auf die Tanzfläche. Wir tanzten eine ganze Weile und es machte total Spaß einfach die Musik zu genießen.

Auf einmal kam sie mir ganz nah und ich vergaß alles um mich herum. Ich war unsicher und hatte angst, dass ich dieses schönen Moment zerstören könnte. Doch ich wich nicht zurück, wann hätte ich schon wieder die Chance ihr so nahe zu sein? Sie griff an meine Hüften und wir tanzten ganz eng aneinander. Ich konnte ihr Parfum riechen. Sie zog mich von der Tanzfläche und ging mit mir einen Gang entlang . Ich konnte die Musik noch hören aber sie war nichtmehr so unerträglich laut. "Was hast du vor?" fragte ich. Als Antwort drückte sie mich gegen die Wand und küsste mich. In diesem Moment war mir alles egal. ich gab ein scheiß auf meine Moral und erwiderte den Kuss. Hätte ich nicht an der Wand gelehnt, wäre ich wahrscheinlich umgekippt. Nach dem Kuss grinste sie mich an und zog mich wieder auf die Tanzfläche.

Irgendwann sah ich auf die Uhr und es war schon 3 Uhr. Erst jetzt merkte ich, dass ich ganz schön müde war. Ich suchte den Blick zu Frau Winter dann kam sie mit näher, dass sie mich besser verstehen konnte.
„Ich muss langsam Nachhause." brüllte ich.
Sie zeigte auf ihr Ohr und verzog das Gesicht. Anscheinend hatte sie mich trotzdem nicht verstanden. Sie griff meinen Arm und zog mich nach draußen vor den Club. Mein Arm brannte nur durch ihre Berührung. Mir war sofort heiß und meine Handflächen waren nass. Was macht sie bloß mit mir?
„Was hast du grade gesagt?" fragte sie lachend.
„Ich muss langsam Nachhause."
„Warum?"
„Meine Mutter hat Frühdienst und ich würde ungern meinen kleinen Bruder alleine lassen."
„Du hast einen Bruder?"
„Ja, er ist 5."
„Oh...schade. Dann mach's gut vielleicht sieht man sich bald wieder." sagte sie und zwinkerte mir zu.
Ich sag ihr hinterher sie ging nicht zurück in den Club sondern lief einfach die Straße runter. Ich schaute ihr nach, bis ich sie nicht mehr sah.
Ich ging in den Club um Leni aufzusammeln. Ich fand sie nach 3 Minuten an der Bar. Ich nahm sie mit und fuhr sie Nachhause. Sie schlief die ganze Rückfahrt. Ich stellte das Auto bei ihr ab und lief nochmal 20 Minuten Nachhause. Als ich die Tür aufschloss, stand meine Mutter in der Küche und machte sich ihr Frühstück für die Arbeit.
„Na mein Schatz, hattest du Spaß?" fragte sie mich.
„Ja, es war toll."
„Das freut mich. Ich habe euch schon Frühstück gemacht, du musst nachher nur Kakao für Franz warm machen und vergiss nicht, dass er seinen Dino-Teller braucht."
„Ja, wie könnte ich das vergessen." antwortete ich gespielt entsetzt. Ich hab meiner Mutter einen Kuss und ging hoch auf mein Zimmer.
Ich legte mich in Bett und sagte es noch einmal vor mich her
„Kaja Winter." Dann schlief ich ein.

stirb nicht an Herzdrücken (txs)Where stories live. Discover now