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Ich wartete bis alle ihre Sachen eingepackt hatten und sah Leni aus der Tür gehen, die sich noch einmal umdrehte und mir einen Blick zuwarf, den ich nicht deuten konnte, dann schloss Leni die Tür. Ich war alleine mit Kaja in einem Raum nur war sie jetzt nicht Kaja sondern Frau Winter. Ich wagte es nicht vor zu ihr zu gehen und blieb hinten an meinem Tisch stehen. Ich blickte auf den Boden und spielte an meinen Ringen.  Ich hörte ihre Schritte auf mich zukommen und dann brach sie die Stille.

"Du wusstest es. Oder?" ich entschied mich zu ihr aufzusehen, aber was ich sah war Enttäuschung. Ich schaffte nicht zu reden ich nickte einfach nur.

"Mila, warum hast du es so weit kommen lassen?" 

"Ich weiß es nicht. Es tut mir leid, okay?"

"Ich könnte meinen Job verlieren, wenn das ans Licht kommt."

"Ich weiß. Es tut mir leid. Darf ich gehen?" Ich wollte einfach nur weg. 

"Ja ich glaube, dass wäre das beste." ich schnappte mir meine Sachen und stürmte aus dem Raum. Diese fünf Stunden waren unerträglich und ich konnte nicht mehr. Ich schwang mich auf mein Rad, steckte mir AirPods ins Ohr und radelte los. Es spielte das Lies "Love will come through" von Travis

"If the world isn't turning
Your heart won't return
Anyone, anything, anyhow
So take me, don't leave me
Take me, don't leave me
Baby, love will come through
It's just waiting for you"

Ich merkte, dass mir die Tränen kamen doch ich schluckte es runter. Ich fuhr mit meinem Fahrrad am See entlang.Ich wusste nicht wie ich da hingekommen war, doch ich fuhr weiter. Nach einiger Zeit bremste ich und setzte mich ans Ufer. Ich lies Steine flitschen und genoss die Ruhe. Ich wusste nicht wie lange ich schon dort war aber plötzlich klingelte mein Handy. Die Nummer hatte ich eingespeichert "Kindergarten" stand auf dem Display. Mein herz blieb stehen. Ich hätte Franz heute abholen müssen und der Kindergarten hatte eigentlich seit 5 Minuten geschlossen.

"Ja, hallo es tut mir leid. Ich mache mich sofort auf den Weg."

"Alles gut. So etwas passiert." antwortete mir Franz Kindergärtnerin.

Ich schwang mich auf mein Rad und trat so doll ich konnte in die Pedale. Wenn ich mich beeilte, war ich in 10 Minuten da. Nach 10 Minuten kam ich am Kindergarten an und Franz saß schon in der Garderobe und zog sich alleine an. 

"Hallo Mila."

"Hey mein Schatz. Wie gehts dir? Es tut mir leid. Ich hab es total vergessen dich abzuholen. Ich hatte so viele andere Sachen im Kopf. 

"Ist schon gut. Ich hab ganz viel mit Kristin gespielt."

"Wer ist denn Kristin? Ein neues Kind?"

"Nein Kristin ist die neue Eziren." Franz konnte zwar gut sprechen, doch manche Wörter vielen sogar ihm schwer.

"Eine neue Erzieherin? Davon weiß ich ja gar nichts."

"Sie kommt bestimmt gleich. Sie ist die einzige von den Großen, die noch da ist."

"Na dann, zieh dich fix an und ich geh mal zu deiner neuen Erzieherin."

Ich ließ Franz in der Garderobe zurück und suchte die Erzieherin, um mich bei ihr zu entschuldigen. Ich lief die Zimmer ab, doch fand sie nicht. Dann sprach mich jemand an, der hinter mir war.

"Hey, kann ich ihnen helfen?"

"Oh, hallo. Ich wollte-" als ich mich umdrehte blickte ich das Gesicht von Kristin. Meiner Clubbekannstschaft.

"Was machst du denn hier?" fragte ich entgeistert.

"Ich arbeite hier seit dem neuen Schuljahr. Und was machst du hier?"

"Ich hol meinen Bruder Franz ab. Ich wollte mich entschuldigen, weil ich zu spät bin."

"Franz ist ein tolles Kind. Er ist höflich und schlau. Du hast einen tollen kleinen Bruder. Wie war dein Abend dann noch mit Kaja?"

"Ganz schön, aber da will ich jetzt lieber nicht drüber reden."

"Na gut."

"Mila? Können wir gehen?" Franz tappste zu mir und Kristina. 

"Ja klar. Machs gut." sagte ich zu Kristina und ging mit Franz Nachhause. Ich will nicht, dass es nochmal passiert, dass ich wegen Kaj- wegen Frau Winter meine Pflichten vergesse. Diese Frau macht mich irre, aber das darf nicht so sein. Während ich nachdachte, schaute ich auf Franz hinunter, der fröhlich neben mir herlief. Ganz artig lief er an meiner Hand und genoss das schöne Wetter. Ich konnte es mir in diesem Moment nicht verzeihen, dass ich ihn vergessen hatte. Als wir Nachhause kamen, machte ich uns etwas zu Essen und Franz durfte dann noch Sandmann schauen. Ich räumte die Küche auf und dann kam meine Mutter. Ich wusste, dass sie wusste, dass Franz nicht abgeholt wurde. Logischerweise hat Kristina erst meine Mama angerufen, da sie die Erziehungsberechtigte war. Sie wird höchstwahrscheinlich gesagt haben, dass sie bitte mich anrufen, da sie auf Arbeit ist. 

"Hey Mila, alles gut?"

"Hey Mama. Ja alles gut."

"Was war denn heute los?"

"Ich hab die Zeit vergessen es tut mir leid."

"Mensch Mila, wo hast du nur immer deinen Kopf? Alles gut sowas passiert einfach manchmal. Sogar mir ist es einmal mit dir passiert. Sei nicht traurig, okay? Du bist mir eine große Hilfe." sagte sie und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich war froh, dass sie nicht sauer war. Ich ging hoch, legte mich aufs Bett und las noch etwas. Dann stellte ich mir einen Wecker und schlief ein. Ich träumte wirres Zeug. Frau Winter stand vor mir und sagte mir, dass sie mich liebte und danach schlug sie mir mitten ins Gesicht. ich fragte sie was das soll aber sie lachte nur dann küsste sie mich und schubste mich wieder weg. Als der Wecker klingelte schreckte ich hoch. Ich hatte eine Nachricht von Leni: 

hey, schon gesehen? moldau ist nicht da. wir haben vertretung bei frau winter. ich freuu michhhh. bis gleich <3.

Ich freute mich auch, da ich Mathe bei Herr Moldau null leiden konnte, aber ich hatte auch keine Lust vier Stunden mit Frau Winter in einem Raum zu sitzen. Ich hätte mir wahrscheinlich selbst nicht geglaubt, hätte ich vor vier Monaten gewusst, dass ich heute so denken würde. Ich rappelte mich auf und zog mich an. Ich brachte Franz in den Kindergarten, da meine Mutter eine Not-OP hatte. Ich fuhr heute mit dem Bus zur Schule. Da ich nicht eingeplant hatte, dass ich Franz in den Kindergarten bringen musste, war ich extrem spät dran. 15 Minuten nach 9 stand ich vor der Schule. Ich war über eine Stunde zu spät. Ich hatte die ersten beiden Stunden Englisch mit Frau Winter. Ich wollte eigentlich nicht in den Raum, da dann die ganze Aufmerksamkeit auf mir liegen würde aber ich klopfte. 

"Herein?" ich trat ein.

"Oh, hallo Mila. Schön, dass du jetzt auch endlich mal da bist. Dir ist mein Englischunterricht wohl nicht so wichtig oder was? Starke Leistung am zweiten Schultag zu spät zu kommen." sagte sie kalt. Ich war verletzt. Es tat weh, wie sie mit mir sprach. Aber ich lies es mir nicht anmerken.

"Entschuldigen Sie bitte die Verspätung. Es kommt nicht wieder vor." sagte ich und ging mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern zu meinem Platz.

"Du bleibst bitte nach der 4. Stunde hier und erklärst mir deine Verspätung."

stirb nicht an Herzdrücken (txs)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt