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Ich hatte gerade das Essen auf dem Tisch, als Lilly durch die Tür gefegt kam und laut seufzend auf einen Stuhl fiel. Sie grinste verträumt und rief zu mir in die Küche. "Ach Scott ist so ein charmanter Mann." Erklärte sie und ich ignorierte den kleinen Stich.
"Er hat mich ins La Bouché ausgeführt. Der Laden ist über Monate ausgebucht." Erklärte sie und ich schnaubte. "Wow." Kommentierte ich gleichgültig. "Du freust dich überhaupt nicht für mich." Sagte sie, doch klang nicht wirklich verärgert. "Doch ich freue mich wirklich." Eine Lüge. Was nicht daran lag, dass es hier um Scott ging. Sondern eher, dass es um einen weiteren Mann ging. Denn eigentlich hatte sie ständig neue Männer und jeder von ihnen ist der eine, wahre Mann. Mr.Right. Doch am Ende stellte sich heraus, dass sie es alle doch nicht waren.
"Er ist wirklich unglaublich." Schwärmte sie gerade als Dad durch die Tür kam. Er lächelte Lilly an. Überrascht sah sie ihn an, dann warf sie mir einen Blick zu. Ich lächelte. 
Er setzte sich auf seinen Platz. Ich brachte den Topf zum Tisch und lächelte. Es war nur ein Eintopf. Doch es fühlte sich eigenartig gut an. Ich war mir nicht mal sicher, wann wir das letzte Mal am Tisch zusammen gegessen hatten. 
"Übrigens Scott hat mich zu seinem nächsten Spiel eingeladen und gesagt, dass ich dich mitbringen könnte." Erklärte Lilly, nachdem ich alle Teller beladen hatte. Ich biss die Zähne zusammen. Am liebsten hätte ich abgelehnt. Doch wir standen kurz vor dem Meisterschaftsspiel und eine Karte kostete mehr als ich bereit war auszugeben. "Plätze ganz vorne." Sagte Lilly und wusste, dass sie mich damit hatte. Geschlagen Seufzte ich. "Es gibt eine Bedingung." Sagte ich aber und hob drohend den Zeigefinger. Sie nickte eifrig. 
"Du wirst mich das gesamte Spiel über in Ruhe lassen." Sie lächelte und nickte. "Ich will mich eh mit den Spielerfrauen anfreunden." Ich verdrehte die Augen. Dad blickte nur zwischen uns hin und her. "Scott?" Hakte er vorsichtig nach und musterte mich, doch ich war plötzlich sehr mit meinem Teller beschäftigt. "Ja, Scott Knight." Erklärte sie mit einem lächeln. "Er ist Stürmer bei dem Eishockeyteam, das Harper so toll findet." Als ich den Blick hob sah er mich noch immer an. "Scott Knight?" Fragte er und Lilly nickte. Doch er sagte nichts. Abwesend wand er den Blick ab und aß weiter. Unbehaglich rutschte ich auf meinem Stuhl umher. 
Lilly redete ununterbrochen weiter. Sie redete von dem Essen in dem teuren Restaurant. Redete von Scott und seinem Haus. Von seinem Leben. Von dem fantastischen Mann. Doch mir fiel auf, dass sie nichts über ihn sagte, außer dass er mit ihr Dinge tat. Essen ging, Einkaufen, auf Veranstaltungen und immer im Luxus lebte. Ein Leben, das genau nach Lillys Geschmack war. Ein Leben im Luxus. Nach einer Weile schaltete ich auf Durchzug. Doch insgeheim stellte ich mir vor, wie es wäre mit Scott, dem alten Scott, in ein romantisches Restaurant zu gehen. Er würde mich abholen, gekleidet in perfekt sitzenden Kleidern. Und wenn ich die Tür öffnete, würde er mich ansehen. Mit funkelnden Augen würde er mich verschlingen und mich kaum aus den Augen lassen. Er würde mir die Wagentür aufhalten, die Tür des Restaurants. Er würde mich flüchtig berühren, wann auch immer er die Chance bekam. Er würde mir Dinge ins Ohr flüstern und würde mich damit in Brand setzen. Er würde mich zum lachen bringen und über meine Witze lachen. Und er würde mir erzählen, warum er so müde war. Und ich würde ihm zuhören. 
Und dann würde er mich nach Hause bringen. Ein Kuss. Nur ein Kuss. Wir würden beide mehr wollen, doch keiner wollte etwas überstürzen und so würden wir uns trennen und die ganze Nacht nur daran denken, was wir hätten tun können. 
Genervt sprang ich auf. Unterbrach Lilly in ihrer ewigen Tirade dabei. Scott stand auf dünne, wunderschöne Frauen. Er hatte sie rauswerfen wollen ohne ihr ins Gesicht zu blicken. Er hatte ein ganzes Semester jeden Tag neben ihr gesessen und sie nun nicht mal erkannt. Sie und er würden niemals passieren. Ich musste mir das aus dem Kopf  schlagen.
"Alles in Ordnung?" Fragte Lilly überrascht und ich nickte. "Ich hab vergessen, dass ich noch etwas arbeiten muss." Sagte ich, schnappte meinen Teller, lächelte Dad an und ging in die Küche. 
Es war reine Folter. Meine Gedanken waren furchtbar. Ich konnte nicht aufhören daran zu denken, was wäre wenn. Seit ich in seinem Haus aufgewacht war, hatte ich mich mehr als einmal angefasst und ihn mir vorgestellt, wie er dort stand. Groß, einschüchternd und unheimlich sexy. Doch wenn er sich zu mir umdrehte, dann war er nicht wütend. Dann war er heiß. Er sah mich mit Verlangen an. Mit einer Unruhe die nur ich beruhigen konnte. Es war zum verrückt werden. 
Es hatte mir in den letzten Jahren immer gereicht die Spiele auf dem kleinen Display meines Laptops zu schauen. Doch seitdem ich mit Lilly bei dem bescheuerten Spiel war und Scott sie gesehen hatte war meine Fantasie wieder angesprungen. 
Es war nicht so, dass ich noch immer in Scott Knight verknallt war. Aber ich begehrte eine Version von ihm und ich fragte mich, ob er mit dieser Version in meinem Kopf Ähnlichkeiten hatte. War er noch immer wie früher? Oder war ihm der Ruhm wirklich zu Kopf gestiegen? Spielte er auf dem Klavier noch oder hatte er es aufgegeben nachdem seine Eltern ihn nicht mehr dazu zwingen konnten? Und hatte er meine Platte gefunden? Hatte er sie gespielt? Warum hatte er mich nicht geweckt? Und warum hielt er mich noch immer in der Nacht wach?
Erst als ich meine Zimmertür hinter mir geschlossen hatte merkte ich, dass ich die gesamte Zeit über die Luft förmlich angehalten hatte. Ich wollte nichts mehr über Scott Knight hören. Wut rauschte durch mich hindurch und ich grinste zufrieden. Ja, das war ein guter Weg. Ich konnte wütend sein. Wütend auf Scott. 
Denn verdammt dieser Idiot hatte mir die beste Chemienote seines Lebens zu verdanken und nun erkannte er mich nicht mal mehr. Er hielt mich für ein Groupie, dass bei ihm einstieg und in seinem Sessel einschlief. Was für ein Idiot! Klarer Fall von Selbstüberschätzung. 

ICECOLD - 1 - Scott KnightМесто, где живут истории. Откройте их для себя