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"Ich hab da dieses Angebot und es ist wirklich gut. Für meine Karriere wäre das fantastisch." Erklärte Lilly mir, während ich abwesend in den Akten blätterte.
Obwohl ich mir einiges an Arbeit aus dem Krankenhaus mitgebracht hatte, fand ich einfach keinen klaren Kopf dafür.
"Dann musst du das tun, Lilly." Sagte ich  schlicht. Ich würde sie nicht aufhalten, wenn sie glaubte, dass es sie beruflich voranbringen würde.
"Ich will Scott aber nicht allein lassen. Jetzt wo es ihm beginnt wieder besser zu gehen. Er hat echt gelitten und wir waren ewig schon nicht mehr aus. Hörst du mir überhaupt zu?" Ich schreckte aus meinen Gedanken auf. Lilly war vor einer halben Stunde einfach ins Zimmer geplatzt, hatte sich aufs Bett gesetzt und begonnen zu reden. Leider war mein Tagesablauf eng getaktet. Und ich hatte die letzten Tage schon ein wenig den Papierkram schleifen lassen.
"Ich höre dir zu." Seufzte ich geschlagen und drehte mich zu ihr herum.
Siegreich lächelte sie und setzte sich aufrechter hin. "Also glaubst du ich sollte fahren? Ich meine es ist eine wahnsinns Chance und er sitzt eh nur drin. Sonst würde ich ja fragen, ob er mitkommt. Aber egal. Und es sind halt drei Monate. Aber gutes Geld. Wirklich gutes Geld..." Sie lachte zufrieden. "Wirklich Harper, damit hab ich es geschafft!" Rief sie und sah mich glücklich an. Es klang so als habe sie sich schon entschieden. Und drei Monate in Californien waren für sie vielleicht wirklich die Chance.
"Ich wünschte ich wäre Single." Fügte sie leise hinzu und sah sich im Raum um, als hätte sie Angst, dass Abi gleich aus dem Schrank hüpfen würde.
"In Californien wird es eine Menge hübscher Männer geben." Erklärte sie träumerisch und lachte.
"Ja aber du bist nicht Single und due liebst Scott.' Sagte ich schlicht, konnte aber nicht verhindern, dass es wie eine Frage klang. Sie sah mich zerknautscht an.
"Ich..." begann sie. "Du liebst ihn doch?" Fragte ich nach, weil mich ihr langes Zögern verunsicherte. Doch eigentlich war es Wut.
"Ich mag ihn wirklich. Aber wir sitzen doch nur auf der Couch. Es ist immer das gleiche." Jammerte sie und ich platzte.
Wütend sprang ich auf. "Das kann nicht dein Ernst sein? Es ist immer das gleiche. Du lachst dir einen Mann der dich ausführt und dich als Accessoires führt." Riwf ich aufgebracht. "Ich habe dich gefragt, ob du ihn wirklich heiraten willst, Lilly. Du warst doch so glücklich? Und jetzt, wo er verletzt ist und nicht raus kann, liebst du ihn nicht mehr? Was ist los mit dir?" Fragte ich sie und spürte die Wut in mir brodeln. Am liebsten hätte ich sie geschüttelt. Dabei wusste, ich dass ich nur eifersüchtig war. Denn sie hatte ihn und ich nicht. Und jetzt wollte sie ihn nicht mehr. Das Leben war echt nicht fair.
"Unglaublich." Schimpfte ich und ging zum Fenster, damit sie mir kicht ansah, dass es hier kicht nur um sie ging.
"Ich kann für meine Gefühle doch auch nichts." Beschwerte sie sich genervt. Und ich lachte nur. Doch eigentlich wollte ich weinen.
Denn so machte sie das immer. Ihr ganzes Leben schon. Dabei verstand sie nicht, dass nicht alles Gold war was glänzte.
"Was ist aus in guten und schlechten Zeiten geworden?" Fragte ich sie enttäuscht.
"Das ist einfach nicht das Leben, das ich mir vorgestellt habe. Was wenn das nochmal passiert?" Fragte sie mich und ich fand es beinahe schon tragisch, wie sie mich ansah.
"Dann werdet ihr daran arbeiten. Zusammen." Versuchte ich es, doch sie schaute mich nur an, als wäre ich bescheuert.
"Wie soll ich ihm denn helfen? Du bist doch die große Wunderheilerin." Sagte sie und klang ein wenig verbittert. Ich hatte noch nie von ihr gehört, wie sie so verbittert über meinem Job sprach.
"Du kannst für ihn da sein." Sie schnaubte. "Und wenn ich das nicht will? Ich bin jung. Ich will was erleben." Sie klang jung. Wie ein kleines Kind.
"Lilly, es ist dein Leben. Du musst mit deinen Entscheidubgen leben. Ich kann dir keinen Freifahrtschein geben. Dass musst du selbst tun." Gab ich nach einer Weile aus und sah sie an. Egal was ich davon hielt. Ich wollte nicht, dass sie unglücklich war. Immerhin war sie meine Schwester und auch wenn sie manchmal ein wenig egozentrisch war, verdiente sie doch ihr Glück. Wenn sie glaubte das in Californien zu finden, würde ich sie nicht aufhalten.
"Ich mag ihn wirklich und ich will, dass er gesund wird." Sagte sie leise und das glaubte ich ihr. "Er wird jemanden finden, der ihn liebt und unterstützt. Sieh ihn dir an. Er ist Scott Knight." Ich lachte auf. Ja, also damit hatte sie auch recht. Er war Scott Knight und er war heiß.
"Ich tue ihm einen Gefallen. Auch wenn er das vielleicht nicht so sehen wird." Überlegte sie nüchtern. "Gib mir nur Bescheid bevor du es beendest." Bat ich sie. Ich wollte darauf vorbereitet sein, meinen Job zu verlieren. Denn immerhin konnte er mich rausschmeißen. Ich würde das vielleicht auch tun, an seiner Stelle.
"Naja ich muss in ein paar Tagen in Miami sein." Erklärte sie schlicht.
Ein paar Tage? Das waren vielleicht meine letzten Tage mit Scott. Ich seufzte. Nun vielleicht war auch heute mein letzter Tag gewesen? "Sag mir einfach wann du mit ihm sprechen willst, damit ich Bescheid weiß. Und mich drauf einstellen kann." Sie nickte eifrig. "Ich muss mir aber erst überlegen, was ich sage." Nun das konnte ich verstehen. Sie war nie gut mit mitfühlenden Worten. Es wäre sicherlich kicht schlecht, wenn sie darüber nachdachte und sie zurechtlegte, was sie sagen wollte.
"Danke, Harper." Brachte sie nach einem langen Moment raus, erhob sich und kam auf mich zu. Sie umarmte mich. Fest.
Schnell erwiderte ich den Druck und lächelte. Egal was mich auch an ihr oft störte, sie war ein guter Mensch und sie wollte, dass es allen gut ging. Auch wenn sie es manchmal nicht zeigen konnte, hatte sie einen weichen Kern. Und ich liebte sie. Das hieß aber noch lange nicht, dass ich alles was sie tat guthieß.

ICECOLD - 1 - Scott KnightWhere stories live. Discover now