24

545 25 0
                                    

Erschöpft stand ich in der großen Küche. Das ganze Haus war irgendwie kalt und unpersönlich. Es war meine erste Nacht in dem großen Haus und ich vermisste mein kleines Zimmer. Selbst in meiner Wohnung wäre ich lieber gewesen, dabei hasste ich die kleine Wohnung eigentlich. Ich hatte sie meist nur zum schlafen benutzt.
Doch hier fühlte ich mich fehl am Platz. Ich fühlte mich wie ein Eindringling in einem Haus das dem großen Scott King gehörte. Doch ich kannte diesen Kerl nicht. Er war arrogant und großspurig. Und im Moment, war er wütend und verbittert.
Ich war nervös. Denn nachdem ich in der letzten Woche meinen kleinen, irren Ausbruch gehabt hatte, war ich direkt in der Klinik gewesen und hatte um eine Reduzierung der Stunden gefragt. 
Nachdem ich die Umstände geschildert hatte brauchte ich nur noch den Segen meines Abteilungsleiters. Zerknautscht war ich also zu Cartwright gegangen und zu meiner Überraschung hatte er sofort zugestimmt.
Es hatte fast vier Stunden gedauert, alles zu organisieren, Moe und Reid meine Situation erklärt hatte und dann Kevin besucht hatte. Er war zerknautscht, doch ich versicherte ihm jedes Wochenende zu kommen und seine Fortschritte im Augen zu behalten. Denn ich machte mir Sorgen. Das war nicht optimal. 
Hinzu kam, dass ich nicht wusste, wie ich es überleben sollte in Scotts Nähe zu sein. In seinem Haus zu wohnen. Abi hatte mir einen Job angeboten. Sie würde mich dafür bezahlen. Auch wenn ich mich hatte sträuben wollen, brauchte ich das Geld. Immerhin hatte auch ich Rechnungen zu bezahlen. 
Und als sie mir eines der Gästezimmer im ersten Stock gezeigt hatte war mein Blick wie von selbst zu der Tür geschweift, in dem ich Scott an seinem Geburtstag getroffen hatte. Zu meinem Glück war mein Zimmer nach hinten in den Garten gerichtet und lag direkt neben einer Treppe, die hinunter in einen kleinen Nebenraum des Wohnraumes führte, von dem auch Scott Schlafzimmer abging. Ein altes Arbeitszimmer, dass erst vor ein paar Wochen extra umgebaut wurde.
Ich war noch keine zehn Minuten in dem hellen Raum, als die Tür aufging und Lilly hineingestürmt kam. Sie ließ sich auf das Bett plumpen und lächelte. "Ich bin so froh, dass du hier bist." Rief sie mit einem Seufzen. "Das wird Scott gut tun. Und mir auch." Sagte sie fröhlich. Doch ich war mir nicht so sicher.
"Wie geht es ihm heute?" Fragte ich und sah sie kurz an. "Keine Ahnung. Er ist eigentlich jeden Tag irgendwie miesgelaunt." Ich hob die Brauen. "Aber du musst doch wissen..." Sie seufzte theatralisch. "Ich bin nicht seine Mutter." Gab sie aus und ich schluckte meine Worte herunter. Es war nicht so, dass ich wahnsinnig Verständnisvoll ihm gegenüber war, doch ihre Respektlosigkeit verblüffte mich trotzdem. "Aber du bist seine Verlobte." Erklärte ich ihr nach einer Weile. Sie verzog das Gesicht.
"Aber das heißt ja nicht, dass ich kein eigenes Leben mehr habe." Erklärte sie mir. "Ich will auch mal wieder feiern gehen. Wir sitzen seit zwei Monaten nur noch in der Bude. Und er ist echt ein... Langweiler." Führte sie weiter aus. "Weißt du Lilly..." Begann ich und setzte mich zu ihr aufs Bett. "Wenn du das nicht kannst, dich um ihn kümmern, dann ist das in Ordnung. Doch..." Sie riss den Kopf hoch und sah mich an. "... wenn du keine Stütze sein kannst, dann sei auch kein Hindernis." Es war als hätten meine Worte etwas in ihr ausgelöst. Doch sie sagte kein weiteres Wort. Ich drängte sie nicht. 
Es war eine schwere Situation. Dafür hatte sie nicht unterschrieben. Es war nicht einfach sich um jemanden zu kümmern, der verletzt war. Ich hatte viele Familien gesehen, die daran zerbrochen waren. Und ich kannte Lilly. Selbst die Verlobung war ein großer Schritt. 
Ich musste zugeben, - ungern allerdings - dass Casey recht hatte. Lilly liebte das Leben das Scott ihr hatte bieten können. Doch im Moment war das kein glamouröses Leben. Keine Partys, keine schönen Kleider und keine weite Welt. Und sie wusste nicht, wie sie mit Scott umgehen sollte. Sie war ein Schönwettermensch und es schmerzte mich es zugeben zu müssen. Aber sie war kein schlechter Mensch. Nur konnte sie mit schlechten
Es klopfte und ich blickte auf. Abi steckte den Kopf in den Raum und ich lächelte. Lilly hingegen verkrampfte sich. "Oh. Hallo, Lillian." Begrüßte sie Lilly kühl. Leise erwiderte sie die Begrüßung. Doch ich hatte sie noch nie so eingeschüchtert gesehen und ich runzelte verblüfft die Stirn. 
Sie holte uns zum Abendessen und wir aßen in unangenehmer Stille zusammen in der Küche. Denn Scott hatte das Abendessen ausgelassen. Nun ich ließ ihm seinen Spaß. Denn ab Morgen würde das nicht mehr durchgehen. Dafür würde ich schon sorgen.
Und nach einer Weile hatten sich alle ins Bett verabschiedet. Nun bis auf Lilly, die noch zu einer Veranstaltung ging. Sie hatte einen neuen Auftrag erhalten und war dementsprechend aufgeregt, als sie das Haus verließ. 
Und ich kehrte in mein Zimmer zurück, legte mich ins Bett und lag wach. Seit fast vier Stunden. Es war zu still. Bei Dad konnte man immer den Verkehr der Straßen hören. Daran hatte ich mich gewöhnt. Dazu dieses Gefühl am falschen Ort zu sein. Und meine Gefühle für den Scott den ich noch aus der Schule kannte. 
Dieser Mann war erwachsen. Attraktiv. Arrogant. Und gab mir nicht das süße Gefühl das ich von früher kannte. Dieses Kribbeln, dass mich fliegen ließ. Die Nähe dieses Mannes verursachte ein heißes Brennen in meinem Inneren und ich wusste, dass es bedeutete, dass ich scharf auf ihn war. Ich war keine Idiotin. 
Ich wünschte, dass er mich berührte. Dass seine Finger über meine nackte Haut strichen. Dass er meine Hand nahm und mich küsste. Das er mich packte und an sich presste. Ich wollte die erste und einzige Wahl sein. Ich wollte dass er mich von den Füßen riss. Ich wollte eine romantische Vorstellung von ihm. Mir war klar, dass es diese Version von ihm nicht gab. Doch ich machte mir keine Illusion darüber, dass immer alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Ich hatte gesehen, wie wütend er war und das war in Ordnung. Er hatte alles Recht darauf. Er durfte auch mal etwas sagen, was er bereute. Wir waren alle nur Menschen. Doch ich wollte die Person sein, die ihn zum lachen brachte, wenn er traurig war. Ich wollte es sein, die ihn beruhigte, wenn er aufgebracht war. Ich wollte es sein, der seine Hand hielt, wenn er Nähe brauchte. Und für mein romantisches Gehirn war die Tatsache dass ich nun in seinem Haus war und die nächsten Wochen oder Monate wirklich viel Zeit mit ihm verbringen würde nicht sehr gut. Denn schon jetzt spukten in meinem Kopf wilde Fantasien herum, die meine Knie weich werden ließen. ch war sowas von am Arsch! 

ICECOLD - 1 - Scott KnightWhere stories live. Discover now