Tres ~ Cena

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Caro verteilt sieben Teller auf dem Tisch, nur ein Platz am rechten Kopfende bleibt frei. Vermutlich gehört ein Platz zu den Schritten, die eben nach oben gelaufen sind und einer zu Oliver, aber für wen die anderen beiden Gedecke sind, habe ich keine Ahnung.

„¡La cena está lista!", ruft Caro ins Treppenhaus und schon Sekunden später kommt etwas nach unten, das sich wie eine kleine Elefantenherde anhört. Ein kleiner Junge streckt seinen Kopf ins Esszimmer, dicht gefolgt von einem Mädchen, das ihm sehr ähnlich sieht.

Die beiden haben dunkelblonde Locken und strahlende blaugraue Augen, die mich neugierig anblitzen. Ich vermute, dass sie Zwillinge sind, denn sie scheinen auch etwa gleich alt zu sein.

„Quién es?", fragt das Mädchen und zeigt auf mich, während der Junge schon zu einem der Stühle hopst und darauf klettert. Erst jetzt fällt mir auf, dass auf zwei der Stühle jeweils ein großes Kissen liegt, damit die beiden an den Tisch drankommen.

„Das ist Lennox, ein Schulkamerad und er kann kein Spanisch, deswegen müssen wir heute Abend alle Deutsch sprechen", erklärt Caro. „Och nö", mault das Mädchen, doch schon im nächsten Moment grinst sie wieder und setzt sich ebenfalls an den Tisch.

„Ich hab Hunger", verkündet sie dann. „Wir können essen, sobald deine Brüder hier sind, Juliana", sagt Sofia, die gerade eine große Schüssel Nudeln auf den Tisch stellt.

Caro deutet auf den Stuhl, der auf der Seite gegenüber der beiden kleinen in der Mitte steht. „Du kannst da drüben sitzen." Ich nicke und lasse mich auf den Stuhl fallen. Caro setzt sich neben mich.

„Das sind meine Geschwister Juliana und Aurelio und das", sie zeigt auf einen etwa zwölfjährigen Jungen, der gerade durch die Tür kommt, „Ist Linus. Jetzt fehlt nur noch Oliver."

Linus hat hellblonde Haare, aber die gleichen graublauen Augen wie Juliana und Aurelio und wenn ich mich nicht täusche auch Caro. Sofia setzt sich gerade hin, als das bis gestern einzige mir bekannte Familienmitglied den Raum betritt.

Caro wirft ihrem Bruder einen nervösen Blick zu, den ich nur aus dem Augenwinkel erkennen kann. Als Oliver mich sieht stockt er kurz und sein Gesichtsausdruck wird, wenn möglich, noch verschlossener als zuvor.

Er setzt sich auf den letzten freien Platz, zwischen Aurelio und Juliana. Sofia beginnt, die Schüssel mit Nudeln und danach die Soße herumzureichen. Anders als ich erwartet hätte, fangen selbst die beiden Kleinen noch nicht an, sondern warten, bis alle etwas haben.

So gut erzogen sind meine Cousinen nicht, schießt es mir durch den Kopf. Als alle ihr Teller gefüllt haben, sieht Sofia Linus erwartungsvoll an. Als er nicht reagiert, spricht sie ihn direkt an und er seufzt leise.

„Okay", murmelt er dann. Juliana und Aurelia nehmen begeistert die Hände ihrer Sitznachbarn und ehe ich mich versehe, werden auch meine beiden Hände von Caro und Linus festgehalten.

„Danke Gott für das Essen, dass du uns geschenkt hast. Danke, dass wir satt werden und uns auch um morgen keine Sorgen machen müssen. Bitte beschütze unsere Freunde und Familie und lass besonders Samuel schnell wieder gesundwerden. Amen."

„Amen", murmeln die anderen und sogar Olivers Lippen bewegen sich. Dann fangen alle an, zu essen. Aurelio fällt direkt beim ersten Löffel die Hälfte der Nudeln runter, weswegen Oliver ihm kurzerhand den Teller wegnimmt und die Nudeln mit seinem Messer zerkleinert.

Das gleiche macht er danach auch bei seiner kleinen Schwester. Dann fällt mir jedoch auf, dass ich mein Gegenüber gerade irgendwie beobachte und ich wende mich schnell meinem Essen zu. Die Soße schmeckt wirklich gut und für eine Weile ist es still, weil alle mit Essen beschäftigt sind.

Meine Gedanken wandern zu dem kleinen Tischgebet eben. Sind Spanier nicht auch sonst ziemlich religiös? Vielleicht verhalten die beiden sich auch nur deswegen so distanziert, weil sie irgendwelchen religiösen Bräuchen folgen.

Wird es schwieriger für mich, Caro dazu zu bringen, mich zu küssen, wenn sie so religiös ist? Ich hoffe nicht, sonst könnte das problematisch werden. Nicht, dass ich auf den Wettgewinn angewiesen bin, im Zweifel schaffe ich das auch alleine, aber ich will Max beweisen, dass ich das schaffe.

Oliver legt als erster die Gabel zu Seite, dabei ist sein Teller noch nicht halb leer. Bevor ich mich darüber wundern kann, ergreift Linus neben mir das Wort: „Oliver, backst du morgen?"

Oliver sieht seinen Bruder kurz an und zuckt dann die Schultern. „Weiß ich noch nicht", brummt er genervt.

„Oliver", ermahnt ihn Sofia, vielleicht wegen seines Tonfalls und sieht ihn mit gehobenen Augenbrauen an.

„Ich muss gucken, ob ich Zeit habe", fährt er sie an. Sein wütender Blick trifft meinen und plötzlich steht er ruckartig auf. Er zischt etwas auf Spanisch, bei dem man keine einzelnen Worte verstehen kann, dann stürmt er aus dem Raum.

Caro neben mir seufzt leise, dann wenden sie und Sofia sich wieder ihrem Essen zu. Eigentlich hätte ich erwartet, dass mindestens einer von ihnen hinter Oliver herläuft, um mit ihm zu reden, doch vielleicht ist es für sie schon normal, dass Oliver einfach aufsteht.

Mit soll es egal sein, was er macht. Vielleicht ist es sogar besser, wenn er mir nicht in die Quere kommt. Wenn er nicht da ist, kann ich seine Schwester bestimmt schneller von mir überzeugen, als wenn der Schatten danebensteht.

Nach dem Essen bedanke ich mich bei Sofia und helfe noch, den Tisch abzuräumen, dann gehe ich nach vorne in den Flur, um meine Schuhe anzuziehen. Caro folgt mir und sieht mir dabei zu.

Jetzt muss ich noch ein nächstes Treffen ausmachen, dann habe ich den ersten Schritt getan. Vielleicht könnte ich Caro auch einfach so aus dem Nichts küssen, doch ich will sie nicht vollkommen überfallen, deswegen ist es besser, sie mag mich.

Sie sieht auf jeden Fall nicht aus, als würde sie den Nachmittag bereuen, das ist eine gute Voraussetzung. „Wann hast du denn wieder Zeit?", frage ich noch, bevor ich gehe.

„Morgen habe ich keine Zeit, aber vielleicht Freitagnachmittag? Ach nee, da hat ja Linus Geburtstag. Kannst du Samstag? Vermutlich ist Oliver dann auch unterwegs, das könnte vielleicht...hilfreich sein", meint Caro.

„Samstag sollte bei mir passen. Ich schreibe dir dann nochmal wegen der Uhrzeit", antworte ich und sie lächelt mir zum Abschied noch einmal zu, bevor ich aus der Tür schlüpfe.

Zum ersten Mal, seit ich mich auf den Weg hierher gemacht habe, ziehe ich mein Handy aus der Tasche. Ich mehrere neue Nachrichten in unserer Gruppe, denn meine Freunde wollen natürlich wissen, wie es gelaufen ich.

War bis eben bei Caro, glaube sie mag mich, das mit der Nachhilfe geht klar.

Dass muss als Update reichen, wenn es soweit ist, werden sie es schließlich mitbekommen.

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¡Hola chic@s!

Was haltet ihr von Caros Familie?

Es ist irgendwie total merkwürdig, nur noch einmal in der Woche ein Kapitel hochzuladen, das letzte schien schon ewig her zu sein. Wenn ich in nächster Zeit einen größeren Puffer schaffe, dann erhöhe ich die Updateanzahl, aber ich kann es nicht versprechen...

Man liest sich

Sisi <3<3

¡No Desiste!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt