Veintiocho ~ claridad

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Homophobe Ausdrucksweise

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Am Donnerstag lässt mich meine Mutter nicht mehr zuhause bleiben und unter großen Protest mache ich mich auf den Weg in die Schule und betrete das Gebäude mit gesenktem Kopf. Ich nehme meine Umgebung kaum wahr.

Erst als jemand nach meinem Arm greif, tauche ich aus meinem Gedanken auf und wünsche mir direkt, ich hätte einfach geschwänzt. Ich blicke direkt in Max Gesicht, der mich wie verbrannt sofort loslässt, als er meine Aufmerksamkeit hat.

„Na, traust du dich auch mal wieder in die Schule, kleine Schwuchtel?", begrüßt er mich und ich verdrehe die Augen. Tim steht neben ihm und wirft mir einen entschuldigen Blick zu.

„Hat der kleine Lenni etwa Angst, dass wir rumerzählen, dass er auf Schwänze steht?", fährt Max fort, nachdem ich auf die erste Aussage nicht reagiere. Alleine wegen des Spitznamens würde ich ihm gerne eine reinhauen.

„Ob du es glaubst, oder nicht, ich habe keine Angst vor dir", werfe ich ihm verächtlich entgegen und balle meine Hand zur Faust. Es kostet mich alle Kraft, sie nicht in sein Gesicht zu schlagen.

„Also ist es kein Problem, wenn ich es jetzt sofort allen erzähle?", fragt er hämisch und ich sehe, was jetzt kommt. „Lass das", zischt Tim, doch es ist zu spät.

„Alle mal herhören", ruft Max durch den Flur und ich sehe, wie sich die Leute zu ihm umdrehen. Mein Blick streift Luis, der mich erschrocken anguckt und auch Oliver, von dem ich meine Augen schnell wegbewege.

„Lennox möchte etwas bekannt geben: Er ist eine Schwuchtel und steht darauf Schwänze zu lutschen. Alle, die Interesse haben, gerne bei ihm melden, auch Arschsex ist drin", verkündet Mas lautstark.

Ich weiß nicht, ob es all die Blicke sind, oder die Tatsache, dass das verdammt nochmal meine Aufgabe, mein Outing gewesen wäre, aber etwas veranlasst mich dazu, auf der Stelle umzudrehen und zu flüchten.

Ich höre das Pochen meines Herzens viel zu laut in meinen Ohren und alles andere ist von einem Rauschen überdeckt. Hinter mir ertönt ein Knacken, als hätte irgendjemand jemand anderem die Faust gegen die Nase geschlagen.

Ich hoffe, der Getroffene ist Max, aber ich drehe mich nicht um. Ohne irgendeine Ahnung, wohin ich laufe, tragen mich meine Füße zu dem Klo im Erdgeschoss, zu dem ich schon einmal gelaufen bin.

Meine Sicht ist verschwommen und ich klammere mich heftig atmend am Waschbecken fest Mein Blick ist auf den Spiegel gerichtet, doch ich sehe nichts. Mir ist irgendwie schwindelig und ein komisches Gefühl, dass ich nicht einordnen kann, durchströmt mich.

Mit jeder Sekunde wird es schlimmer und ich habe das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und gleichzeitig wird mir unglaublich übel.

Ich meine, dass jemand hinter mir die Tür öffnet und ein Schatten sich neben mich stellt, doch ich kann nicht sagen, ob ich mich nicht doch täusche. Ich versuche krampfhaft, meinen Atem wiederzufinden, und dass jemand etwas sagt, nehme ich zuerst überhaupt nicht wahr.

Beim zweiten Mal höre ich undeutlich meinen Namen durch das Rauschen und beim dritten Mal dringt die Stimme mit einem besorgten Unterton zu mir durch. Ich erkenne sie sofort, doch mein Kopf scheint es nicht zu verarbeiten.

In meinem Gehirn herrscht komplette Leere. Etwas Warmes, seine Hand, legt sich auf meinen Arm und erste jetzt merke ich, dass ich zittere. Als sein Griff fester wird und er nochmal eindringlich meinen Namen wiederholt, fällt mir auf, dass ich immer noch nicht reagiert habe, doch mein Kopf ist nicht imstande, Worte zu bilden.

¡No Desiste!Where stories live. Discover now