Veinticuatro ~ confesión

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Am Sonntagmorgen stehe ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht auf, beflügelt vom gestrigen Nachmittag, meinem Traum und dem festen Vorhaben mich heute bei meiner Familie zu outen.

Als ich in die Küche komme, bemerke ich sofort, dass Alina nicht da ist. Ich werfe meiner Mutter einen fragenden Blick zu. „Alina fühlt sich nicht so gut, sie hat sich nochmal hingelegt", meint sie, bevor ich meine Frage stelle.

Auch wenn meine Mutter mit keinem Wort etwas Derartiges angedeutet hat, springt mein Kopf sofort zu einer Situation, in der Alina sich ebenfalls ‚nicht gut'gefühlt hat.

Vor meinem inneren Auge verbinden sich die Farben zu Menschen und Gegenständen und Bilder entstehen. Ich kann mich an diesen Tag erinnern, als wäre er ein Film in meinem Gehirn, den ich immer und immer wieder abspielen kann.

Ich habe schon lange aufgegeben, diese Erinnerung verdrängen zu wollen, ich habe sie sogar Szene für Szene gezeichnet, aber noch immer ist sie wie eingebrannt. Die Bilder habe ich gut versteckt, tief unter mein Bett geschoben.

Zuerst wir vier, an meinem Geburtstag, beim Frühstück, dann Alina, wie sie aufsteht, sagt, dass es ihr nicht gutgeht und dann, wie sie plötzlich ausrastet, den Tisch umkippt und dann gesellt sich zu den Bildern auch noch der unglaubliche Schmerz aus dem Moment, in dem meine Hose Feuer gefangen hat.

Auch jetzt greife ich mit meiner Hand unbewusst an meine Hüfte und versuche das Kribbeln der Narbe zu vertreiben. „Sie hat Halsschmerzen, vermutlich eine Erkältung", fügt mein Vater hinzu, doch mir ist bereits der Appetit vergangen.

Wortlos drehe ich mich um und gehe wieder nach oben. Erst in meinem Zimmer atme ich zittrig aus und lasse mich dann auf mein Bett fallen. Ich kneife die Augen zusammen, lege mich auf den Bauch und drücke das Gesicht gegen mein Kopfkissen, doch es bringt alles nichts, das unangenehme Gefühl bleibt.

Bestimmt eine halbe Stunde vergeht, in der ich mich nicht bewege, doch als mein Handy vibriert hebe ich den Kopf und greife danach. Es ist eine Nachricht von Oliver. Er schreibt, dass er es schön fand, dass ich gestern da war.

Ich starre auf den Bildschirm, sehe, dass Oliver noch online ist und unter normalen Umständen hätte ich sofort geantwortet, doch gerade ist mir nicht danach. Stattdessen blicke ich auf das Wort ‚online' bis es verschwindet und schalte erst dann den Bildschirm wieder aus.

Dann greife ich mir ein Notizbuch und beginne zu zeichnen, um meinen Kopf ein wenig zu leeren. Muster aus Flammen ziehen sich über die erste Seite, daneben Alina mit leerem Blick und dunklen Schatten unter den Augen.

Ich lasse meiner Hand mit dem Stift freien Lauf, ohne, dass ich wirklich darüber nachdenke, was ich zeichne und so fällt mir erst nach der halben Zeichnung auf, dass Olivers Gesicht an die Stelle der düsteren Bilder getreten ist.

Mein Mundwinkel hebt sich leicht und ich stelle das Bild fertig. Ich hätte ihn vielleicht doch antworten sollen. Ich will gerade nach meinem Handy greifen, als ein leises Klopfen an meiner Tür erklingt.

Ich brumme zustimmend und Alina streckt den Kopf in mein Zimmer. „Hey, darf ich reinkommen?", fragt sie leise und ich nicke und klappe schnell das Notizbuch zu.

„Geht es dir besser?", will ich wissen, woraufhin sie mir einen besorgten Blick schenkt. „Ja, mein Hals tut weniger weh, aber ich wollte eigentlich fragen, ob bei dir alles okay ist. Mama hat gesagt, dass du heute Morgen einfach wieder nach oben verschwunden bist."

Ich zucke die Schultern. „Schon okay, alles gut." Alina setzt sich neben meine Füße und mustert mich kurz. Ohne, dass sie etwas sagen muss, weiß ich, dass sie mir nicht glaubt, immerhin sitze ich mittags noch im Schlafanzug im Bett und neben mir liegt ein Notizbuch und ein Bleistift.

„Lenni, es ist doch nicht schlimm, wenn es dir auch mal nicht gut geht", sagt meine Schwester sanft, „Auch, wenn ich krank bin, muss du nicht immer Rücksicht auf mich nehmen."

Ich antworte mit einem halben Lächeln und sie rutscht kurzerhand zu mir rüber und nimmt mich in den Arm. „Mama hat gesagt, dir geht es nicht gut und mit dieser Aussage sind einfach schlechte Erinnerungen verknüpft", flüstere ich dann.

Zur Antwort macht sie ein leises etwas trauriges Geräusch und drückt mich noch fester. „Es geht mir gut", versichert sie mir dann noch einmal.

Das leise Quietschen meiner Tür lässt mich aufsehen. Unsere Mutter kommt in meine Zimmer und wirft mir ebenfalls einen besorgten Blick zu. „Alles in Ordnung mein Schatz?", fragt sie.

Ich atme langsam aus, lehne meinen Kopf erschöpft gegen Alinas Schulter und schließe die Augen. Neben mir fällt mit einem Klappern das Buch runter, als meine Mutter sich neben mich setzt und mich ebenfalls in den Arm nimmt.

So bleiben wir eine Weile sitzen und gerade, als wir und voneinander lösen, kommt auch noch mein Vater ins Zimmer. Jetzt sind wir alle versammelt, und auch wenn ich es mir anders vorgestellt habe, ist das doch ein passender Moment.

Ich setze mich gerade hin und rücke nach hinten zur Wand, sodass ich alle drei ansehen kann. „Ich wollte euch noch etwas sagen", beginne ich unsicher und von nun an gibt es kein Zurück mehr.

Ich sehe auf meine Hände, die ich fest ineinander verschlungen habe und spüre, wie mein Herz unangenehm zu rasen beginnt. Ich schlucke, um den Kloß in meinem Hals zu vertreiben und atme noch einmal tief ein.

„Ich bin schwul."

Einen Moment herrscht Schweigen und ich ertrage es einfach nicht, meine Familie anzusehen. Dann rutsch Alina zu mir rüber und drückt mich noch einmal unglaublich fest. Das gibt mir den Mut, zu meiner Mutter zu sehen.

Sie scheint die Information noch zu verarbeiten, doch als sie meinen Blick bemerkt lächelt sie, beinahe erleichtert. „So wie du geguckt hast, hatte ich schon Angst, es wäre etwas Schlimmes", meint sie dann und legt die Hand auf mein Bein.

Mein Vater steht noch immer in der Tür und hat nachdenklich den Kopf schiefgelegt. „Ich hoffe, du findest einen Mann der kochen kann." Wir lachen alle kurz nervös, doch ich bin unglaublich erleichtert. Ich wüsste nicht, was ich gemacht hätte, wenn sie ein Problem damit gehabt hätten.

„Da heißt, es ist für euch in Ordnung?", vergewissere ich mich trotzdem. „Natürlich", antwortet meine Mutter sofort, „Solange du glücklich bist." Mein Vater nickt bekräftigend und Alina haucht ihre Zustimmung gegen meinen Hals, an dem sie ihr Gesicht vergraben hat.

„Jetzt würde ich gerne für uns alle kochen", meint mein Vater, „Aber wir müssen zu Rudi und eigentlich sollten wir schon unterwegs sein. Tut mir leid Lenni!"

„Alles gut", sage ich, denn mich stört es nicht, dass sie noch wegmüssen. Das Wichtigste war, dass sie es okay finden und das tun sie. Meine Eltern werfen mi beide ein Lächeln zu, bevor sie aus meinem Zimmer gehen.

Alina hingegen macht es sich auf meinem Bett bequem und sieht mich erwartungsvoll an. „Und, gibt es da jemanden?" Das Grinsen, dass sich auf meinem Gesicht ausbreitet verhindert, dass ich das verneinen kann und eigentlich will ich das auch nicht. Vielleicht finde ich wirklich einen Freund, der kochen kann.

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Hola amig@s!!

Warum sagt mir eigentlich keiner, dass ich das Kapitel vergessen habe? Also im Ernst, ich hab das total verpeilt und ihr weist mich nicht darauf hin?

Hier ist es jedenfalls. Was sagt ihr dazu? Wie fandet ihr das Gespräch von Lennox und seine Familie?

Nächste Woche sagt mir mal einer, wenn ich das Kapitel vergesse, sonst bekommt ihr es nicht. Also wirklich. Es ist doch alles vorbereitet und ich muss nur meinen Kommentar schreiben, dafür habe ich doch Zeit...

Man liest sich...

Sisi <3<3

¡No Desiste!Onde histórias criam vida. Descubra agora