Diez ~ taller de arte

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Trigger: Homophobe Ausdrücke

(es ist nicht extrem, aber ich wollte es trotzdem vermerken, lieber zu oft, als zu selten)

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Am Mittwochnachmittag ist Frau Martin wieder da, weshalb der Kunstworkshop, der eigentlich die gesamte Woche dauern sollte, wenigstens an diesem Nachmittag doch noch stattfindet.

In einigen Wochen, kurz vor den Sommerferien, gibt es ein großes Schulfest und die Schüler sollen jeweils etwas präsentieren, in dem sie besonders gut sind. Deswegen finden nach dem Unterricht und in den letzten Wochen auch während der Schulzeit kleine Workshops statt.

Für den Kunstworkshop der und Zehntklässler haben sich nur neun Leute eingetragen. Aus den drei Klassen, die wir in unserem Jahrgang sind, interessieren sich die wenigsten wirklich für Kunst und da man dabei tatsächlich viel Freizeit opfern muss, ist die Anfrage minimal.

Außer mir und Oliver hat sich natürlich auch Adrian eingetragen, dazu noch zwei Mädchen aus unserem und ein paar Leute aus dem zweiten Kunstkurs.

Wie selbstverständlich setzt sich Adrian neben Oliver an einen Gruppentisch und ich geselle mich dazu, da ich die anderen kaum kenne. Adrian begrüßt Oliver leise und ich nicke ihm zu. Bevor ich noch etwas sagen kann, bittet Frau Martin um unsere Aufmerksamkeit.

„So meine lieben Künstler. Wir haben viel Arbeit vor uns und wenig Zeit. Deswegen lasst uns gleich loslegen. Ich habe bei jedem von euch schon einige Werke im Auge, die ich gerne ausstellen würde, aber damit man auch erkennt, von wem sie sind, möchte ich gerne von euch allen Portraits, um sie dazu zu stellen."

Eins der Mädchen aus dem anderen Kurs reißt erschrocken die Augen auf und ich verdrehe meine bei diesem Anblick. Hat sie etwa gedacht, dass wir hier nichts tun müssen? Wo ist sie die letzten Jahre gewesen?

„Lass mich euch kurz erklären, wie ich mir das vorstelle, dann dürft ihr loslegen. Ich weiß, ihr habt durch mein Fehlen viel Zeit verloren, doch ich hoffe, dass ihr trotzdem schöne Werke in der verbleibenden Zeit hinbekommt", fährt Frau Martin fort, ohne die mangelnde Begeisterung von einigen zu beachten.

Wir sollen Paare bilden und uns sowohl gegenseitig, als auch selbst malen oder zeichnen. Beide Portraits sollen dann nebeneinander aufgestellt werden. Dazu werden einige Bilder aus dem Unterricht ausgehängt, die Frau Martin besonders gelungen findet.

Offensichtlich kann man zu neunt nicht nur Paare bilden und natürlich hätte ich vorrausahnen können, dass ich Teil der Dreiergruppe sein würde. Adrian wirft mit einen entschuldigenden Blick zu, als er sich freiwillig meldet, um Oliver in unsere Gruppe aufzunehmen.

Es ist keine Überraschung, dass er der einzige ist, der alleine geblieben ist, denn sein säuerlicher Blick zeigt genau, wie viel er von der Aufgabe hält.

„Wir müssen ja nicht zusammenarbeiten", leitet Adrian das Gespräch ein und blickt kurz zwischen uns her. Dann scheint er eine Entscheidung getroffen zu haben und redet weiter: „Oliver, möchtest du lieber mich malen oder Lennox?"

Ich kann mir ein Schnauben gerade so verkneifen. Warum soll er entscheiden? Weil Adrian weiß, dass wir uns nicht mögen, geht mir dann auf. Vermutlich hat er Sorge, dass Oliver sonst nicht mitarbeitet.

„No voy a pintar Lennox", murmelt Oliver, als wäre es das verständlichste auf der Welt und ich verkneife es mir gerade so, schon wieder wegen der Sprache zu meckern.

„¡Vale! Dann mache ich Lennox und du, Lennox, machst Oliver", antwortet Adrian und sofort schnappt sich Oliver eine Leinwand und wendet sich von uns ab.

„Du kannst Spanisch?", frage ich Adrian leise und er nickt. „Wusste ich überhaupt nicht", füge ich noch hinzu. Dabei wird mir klar, dass ich eigentlich nichts wirklich über Adrian weiß. Dabei haben wir seit fast zwei Jahren zusammen Kunst.

Nachdenklich ziehe ich ein Blatt für meine Skizze aus meiner Tasche. Ich würde mich und Adrian schon als Freunde bezeichnen, doch wie kann ich das, wenn ich nicht einmal weiß, was er macht, außer Kunst. Kenne ich meine anderen Freunde auch so schlecht?

Ich vertiefe mich darin, Oliver in verschiedenen Posen zu skizzieren. Immer wieder landen meine Gedanken bei dem Foto von meinem Geburtstag. Ich würde sein Lachen gerne so malen, doch ich bin mir nicht sicher, ob das so eine gute Idee ist.

Irgendwann bleibt Frau Martin neben Oliver stehen und fragt leise etwas. Ich nutze den Moment, um seinen bisherigen Fortschritt anzusehen.

Anstatt sich mit einer Skizze aufzuhalten, hat er bereits angefangen in Grautönen die Umrisse von Adrians Gesicht zu malen. Bisher sieht es ziemlich realistisch aus, auch wenn ich nicht vermute, dass Oliver noch Farbe dafür verwenden wird.

Als Frau Martin sich mit einem „dann schau doch mal, was du noch so findest", von ihm verabschiedet, senke ich meinen Blick schnell wieder auf das Blatt vor mir, damit Oliver mich nicht bei Starren erwischt.

Das tue ich in letzter Zeit erstaunlich oft. Wie gut, dass Oliver noch nichts gemerkt hat, sonst wäre das ziemlich unangenehm. Vermutlich ist es so schon merkwürdig genug, denn es gibt eigentlich keinen Grund, Oliver so anzusehen.

Immerhin kommt mir plötzlich eine Idee für mein Selbstportrait, die ich sofort skizziere. Um mit dem Malen zu beginnen, habe ich keine Zeit mehr, stattdessen zeichne ich gedankenverloren eine Skizze von Oliver nach der anderen, doch keine gefällt mir ausreichend.

Kurz bevor die Stunde endet, werden wir von einem lauten Klopfen unterbrochen, bevor jemand, ohne die Antwort abzuwarten, die Tür öffnet. Es ist Max, hinter ihm kann ich Tim und Luis erkenne.

Er winkt mir auffordernd zu und Frau Martin ist sichtlich über die Störung genervt. Trotzdem stehe ich auf und frage, ob ich eventuell jetzt schon gehen darf. Nachdem ich nicht viel zum Aufräumen habe und Frau Martin es mir erlaubt hat, stehe ich fünf Minuten später vor der Tür.

„Genug gepinselt für heute", meint Max grinsend und boxt mich in die Seite, „Wie hältst du es nur so lange mit diesen Schwuchteln aus?"

Bei dem Wort zucke ich zusammen und stocke kurz. Luis verzieht das Gesicht, doch wir beide sagen nichts, sondern gehen einfach weiter. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet und Luis hat sich überhaupt nicht auf Max Kommentar bezogen. Warum sollte er?


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Hola amig@s

Ich habe mir echt schwergetan, das Wort "Schwuchtel" zu schreiben, weil ich homophobe Ausdrücke wirklich verabscheue und es selbst ungern schreibe. Leider spiegelt das aber die Realität wieder, da derartige Ausdrücke noch immer von vielen als Beleidigung verwendet werden. Ich will das auch nciht verfälschen, so sehr ich den Ausdruck  hasse.

Sorry, dass ich das jetzt so groß betone, aber ich hing gerade eine ganze Weile an der Stelle und wegen der Story wollte ich sie wirklich so schreiben, aber auch wenn es das Gegenteil meiner Meinung ist, schreibe ich es nicht gerne.

Keine Sorge, Homophobie wird zwar später noch weiter vorkommen, aber ich werde keine ewig langen Texte mehr schreiben, wenn das der Fall ist, ich wollte das nur mal loswerden.

Was haltet ihr von der Aufgabe und was denkt ihr, wie wird Lennox Oliver malen?

Und was haltet ihr von der Unterbrechung am Ende?

Man liest sich

Sisi <3<3<3

¡No Desiste!Donde viven las historias. Descúbrelo ahora