Cinco ~ Churros

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Als ich am Samstag um halb drei bei Caro im Hausflur stehe, schlägt mir ein wundervoller Geruch entgegen. Eigentlich habe ich gerade mit meinen Eltern gegessen und mich extra für nach der Mittagszeit verabredet, aber hier riecht es eindeutig nach Frittiertem.

„Du kommst genau richtig", begrüßt mich Caro, bevor sie mich stehenlässt und wieder in der Küche verschwindet. Von dort höre ich ein lautes Kichern, dann Olivers Stimme.

„Aufräumen heißt nicht, dass du das Mehl im gesamten Haus verteilen sollst", nörgelt er, was überhaupt nicht zu dem lauten Lachen passt, das daraufhin erklingt. Da Caro in der Küche verschwunden ist, folge ich ihr einfach.

Gerade pustet ein Mädchen mit einer Menge blonden Löckchen Caro eine ganze Handvoll Mehl ins Gesicht, die lachend versucht, ihr auszuweichen. Dann schnappt Caro sich die offene Tütet und das andere Mädchen japst erschrocken.

„Chicas", ermahnt Oliver, der neben einem großen Topf am Herd steht, die beiden, doch auch sein rechter Mundwinkel zuckt beim Anblick seiner vollgestaubten Schwester.

„Vosotros vais a limpiar", sagt er dann und ich habe natürlich keine Ahnung, was es heißt, allerdings würde ich wegen des Untertons darauf tippen, dass er ihnen droht, wenn auch leicht belustigt.

Am liebsten würde ich die entspannte Szene einfach verlassen und wieder gehen. Als hätte ich es geahnt, bemerkt Oliver mich in diesem Moment und seine Stimmung schlägt offensichtlich um. Sein Gesicht verschließt sich und sein Lächeln verschwindet und er dreht sich wieder zum Herd.

Auch das Mädchen mit den Löckchen bemerkt Oliver Stimmungsumschwung und ihr Blick wandert suchend zu Tür, wo sie mich entdeckt. Während Caro das Mehl wieder abstellt, kommt das andere Mädchen auf mich zu.

„Hola", begrüßt sie mich, „Ich bin Mari mit langem a, bitte bloß nicht das i betonen. Du bist also Caritas Nachilfling, wie heißt du?"

„Ich heiße Lennox", antworte ich auf ihren fröhlichen Wortschwall und ergreife etwas verlegen ihre ausgestreckte Hand. Sie rollt das r genauso wie Caro und Oliver, wenn er Spanisch spricht, deswegen würde ich fast vermuten, dass sie ebenfalls Spanisch kann. Irgendetwas habe ich falsch gemacht.

„Wir machen gerade Churros", erklärt Caro, die sich neben Mari stellt und deutet mit einer Handbewegung auf das Chaos hinter sich.

„Die wieder im Zucker gewendet werden müssen", grummelt Oliver am Herd. Mari dreht sich einmal auf der Stellt im Kreis und läuft dann zu ihm. „¡Ya voy!"

„Das ist die letzte Portion, dann können wir gleich essen. Hilfst du mir?", Caro nimmt vier Teller aus dem Schrank und drückt sie mir in die Hand, um im nächsten Moment eine große Schüssel mit Schokosoße auf den Tisch zu stellen.

Kurz halte ich leicht überfordert inne, dann verteile ich die Teller. Mari nimmt eins der Kissen von den Stühlen und setzt sich, nachdem sie anscheinend die letzten Churros unter Olivers Anleitung in Zucker gedreht hat.

Sie grinst und schleckt ihre Finger ab. Dabei sieht sie zugegebenermaßen irgendwie süß aus. Oliver dagegen wäscht sich an der Spüle die Hände, bevor er sich mit an den Tisch setzt. Eigentlich unnötig, denn die Churros, die sich auf einem großen Teller stapeln, kleben sowieso.

„Also", Mari legt den Kopf schief und sieht mich an, „Lennox...darf ich die Lenni nennen? Nein? Schade, ich mag Spitznamen. Also Lennox, erzähl doch mal etwas über dich! Was ist deine Lieblingsfarbe?"

Ich blinzele und mein Gehirn ist kurz mit der Menge an Worten überfordert. Dafür sieht Oliver irgendwie ziemlich zufrieden aus. Wenn er nicht sein Image bewahren müsste, würde er sicher lächeln.

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