Doce ~ excursión

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Mein Handy vibriert am Freitag in der Kunststunde mehrmals hintereinander und Oliver wirft mir einen genervten Blick zu. Zum Glück dürfen wir früher gehen und auf dem Weg nach draußen öffne ich die Gruppe, in der wir die Details für den Nachmittag besprochen haben.

Mari: papá kann euch alle im auto mit an den see nehmen und fährt uns auch zurück

Caro: perfecto

Caro: wann und wo treffen wir uns?

Mari: papá arbeitet bis vier, wie wäre es mit halb fünf

Caro: passt das für alle? Bei passt es

Luis: passt

Tim: yo

Mari: schreibt mir, wo wir euch abholen sollen

Ich: bei mir geht es auch

Ich stecke das Handy in die Tasche und beeile mich mal wieder, rechtzeitig nach Hause zu kommen, damit ich mich noch umziehen kann. Zum Glück ist es heute tatsächlich so warm, dass man sogar im See baden kann.

Ich sprinte förmlich nach oben und packe meine Tasche. Gerade bin ich wieder auf dem Weg nach unten, als plötzlich jemand meinen Namen ruft. Erst bin ich irritiert, weil meine Eltern beide noch arbeiten, doch es ist nur Alina.

Ich bin immer noch nicht daran gewöhnt, dass sie wieder da ist. „Hey", was gibt's?", frage ich und werfe einen kurzen Blick auf meine Armbanduhr.

„Wo willst du denn so eilig hin?", will sie grinsend wissen und hebt fragend die Augenbrauen.

„Ich fahre mit ein paar Leuten an den See. Baden und so. Du weißt schon", ich zucke zur Untermalung die Schultern.

„Ist der Idiot auch dabei?", will Alina natürlich sofort wissen und ich schüttele den Kopf. „Deswegen freust du dich so", meint sie daraufhin und ich runzele dir Stirn.

„Ist ja auch egal. Viel Spaß", sagt sie dann und umarmt mich kurz und verschwindet mit einem kleinen Winken wieder in ihrem Zimmer. In genau diesem Moment klingelt es an der Haustür.

Ich falle fast, auf der Treppe und binde meine Schuhe nur halb, bevor ich die Tür aufreiße und fast in Caro renne, die lachend auf der anderen Seite steht. „Tu dir nicht weh", rät sie mir süffisant grinsend und bleibt demonstrativ stehen, bis ich meine Schnürsenkel zu perfekten Schleifen gebunden habe.

Das Auto von Maris Vater ist ein dunkelblauer Kleinbus mit acht Sitzplätzen. Caro klettert nach hinten in die letzte Reihe und ich rutsche in der Reihe davor neben Luis und Tim, der am Fenster sitzt.

„¿Tenemos todos?", fragt Maris Vater vom Fahrersitz und Mari ruft ein „sí" von der Rückbank. Ich drehe mich kurz nach hinten, um sie zu begrüßen, doch die Person, die neben ihr sitzt, lässt mich kurz stocken.

„Hey", sage ich dann möglichst unbefangen zu Mari und Oliver und wende mich nach vorne. Eigentlich sollte es mich nicht so überraschen, dass er hier ist, aber ich kann mir Oliver überhaupt nicht in Badesachen vorstellen.

Dann kommt mir der Kommentar von Alina eben wieder in den Sinn. Okay, Max ist nicht hier, aber es wäre doch besser, wenn er da wäre, schließlich sind wir beste Freunde, richtig? Aber irgendwie passt er nicht in die Gruppe.

Ob das bei Luis und besonders Tim anders ist, wird sie zeigen, doch ich schaffe es definitiv nicht, mir einzureden, dass ich Max gerne dabeihätte. Ohne ihn ist es einfach entspannter. Wann haben wir angefangen, uns so voneinander zu entfernen?

„Wie war der Kunstworkshop?", fragt Luis und knufft mich mit dem Ellbogen in die Seite, um meine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.

Ich grinse und hebe eine Augenbraue. „Willst du das wirklich wissen?" Er schnaubt. „Nah, nicht wirklich", kommt es von Tim.

„Sag bloß, ich seid auch nicht solche Kunstfanatiker?", will Mari und steckt ihren Kopf neben mir zwischen die Rückenlehnen, um Tim und Luis anzugucken.

„Nope, das überlassen wir schön Lennox. Aber, wenn du nicht so auf Kunst stehst, was machst du denn dann gerne?", gibt Tim zurück und Luis und ich wechseln einen überraschten Blick.

„Ich spiele mit Caro Handball und tanze. Aber ich mag Kunst schon, also ich mache gerne Fotos und so. Ich meinte nur, dass ich nicht so übertrieben gerne zeichne oder so, wie Oliver, oder in Museen gehe und Bilder von überwiegend toten Männern angucke, wie Caro. Was machst du so?"

Wie ich, als wir uns das erste Mal getroffen haben, ist auch Tim in erster Sekunde etwas von Maris Redeschwall überfordert, doch dann beantwortet er die Frage und wir überlassen die beiden ihrem Gespräch.

Schon schweifen meine Gedanken wieder ab, obwohl ich wirklich versuche, mich auf den Ausflug einzulassen. Zu meinem Glück fängt in dem Moment im Autoradio ein neues Lied an und Caro verlangt lautstark, dass Maris Vater es lauter dreht.

Die beiden Mädchen hinter mir fangen an, laut mitzusingen. Ein wenig schief ist es, doch Mari und Caro ist es anscheinend total egal. Ich selbst kenne das Lied nicht, denn es ist natürlich Spanisch. Als es vorbei ist, jubeln Tim und ich übertrieben laut und auch Luis klatscht in die Hände.

Die Stimmung ist ausgelassen und ich habe das Gefühl, dass Luis und Tim sich wirklich gut mit den anderen Beiden verstehen. Irgendwann spüre ich einen Blick in meinem Nacken und drehe mich nach hinten, nur um zu sehen, wie Oliver seinen Kopf zum Fenster dreht.

Er sieht nicht aus, als wäre er freiwillig hier. Eigentlich schaut er genauso, wie in der Schule. Betont desinteressiert guckt er auf das Schild des Kiosks, der neben dem Parkplatz am See steht, während wir anderen uns bereitmachen, auszusteigen.

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¡Hola amig@s!

¿Que tal? Wie geht es euch so?

Ich bin irgendwie gelangweilt, aber auch nicht. Und ich habe eigentlich nichts zu tun. Aber nächste Woche geht es wieder in die Schule, dann bin ich wieder total beschäftigt.

Sobald ich meinen Stundenplan habe, gucke ich, wie ich die Updates lege und sage euch dann spätestens nächsten Mittwoch Bescheid.

Denkt ihr, der Ausflug wird gut laufen, oder eher nicht?

Man liest sich

Sisi <3<3<3

¡No Desiste!Where stories live. Discover now