Veintisiete ~ Visita

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Ich bin krank.

Selbst als es mir am Dienstagnachmittag wieder bessergeht und ich wieder essen kann, ohne dass mein Hals sich anfühlt, als würde er brennen, liege ich nur untätig im Bett. Nachdem ich in der Nacht so gut wie gar nicht geschlafen hatte, ging es mir am Montag richtig dreckig.

Ich war nicht wirklich traurig darüber, egal ob ich mich jetzt bei Alina angesteckt habe, oder ob es an der Kälte lag, die Ausrede war mir recht, nicht in die Schule gehen zu müssen. So hatte ich noch eine Schonfrist, bevor ich Max und Oliver wieder gegenübertreten muss.

Über die Decke wandert ein schwarzer Punkt und ich verfolge ihn mit meinem Blick, bis er unter dem Fensterrahmen verschwindet. Beim Husten tut mein Hals weh und mir ist nach Heule zumute. Ich atme tief durch und versuche das lebhafte Bild von Oliver, wie er aus meinem Zimmer verschwindet, zu verdrängen.

Ein Klingeln an der Haustür reißt mich aus meinen Gedanken und ich erwarte, dass Schritte nach unten laufen und die Tür öffnen. Als es ein zweites Mal klingelt geht mir auf, dass ich alleine bin, weil meine Eltern arbeiten und Alina Therapie hat, also quäle ich mich aus dem Bett.

Bei den ersten Schritten ist mir kurz schwindelig und ich muss schon wieder husten, dann laufe ich langsam die Treppe nach unten. Ich erwarte fast, dass die Person, die geklingelt hat schon wieder gegangen ist, doch hinter der Tür steht immer noch ein Schatten.

Ich greife nach der Klinke zögere dann jedoch. Ich wundere mich, wer das sein könnte, der um diese Zeit klingelt. Der Postbote wäre nicht so hartnäckig, Luis weiß, dass ich krankt bin und sonst fällt mir niemand ein, der einfach so vorbeikommen könnte.

Kurz schießt mir Olivers Name durch den Kopf, doch nachdem ich keiner seiner Nachrichten beantwortet oder auch nur gelesen habe, seit er abgehauen ist, wird er wohl nicht einfach herkommen. Nicht nach dem, was passiert ist.

Das dritte Klingeln reißt mich aus meiner Starre, die Person muss gesehen haben, dass ich schon direkt hinter der Tür stehe, also öffne ich diese langsam. Dahinter kommt Caro zum Vorschein, die mich prüfend ansieht.

„Du bist also auch krank", stellt sie dann fest und hebt die Augenbrauen, „Aber bei dir sieht man es wirklich." Ich schnaube auf ihren Kommentar hin und kann mir vorstellen, was sie meint.

„Wer ist denn noch krank?", will ich wissen, meine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Gleichzeitig bedeute ich ihr, nach drinnen zu kommen, weil die kühle Luft von draußen mich frösteln lässt. Vor ein paar Tagen war es noch schön warm, doch das Gewitter scheint die Kälte zu uns gebracht zu haben.

Caro folgt mir ins Wohnzimmer und ich wickele mich in eine Wolldecke ein, bevor ich sie fragend ansehe. „Oliver", meint sie daraufhin, „Jedenfalls behauptet er das. Aber mittlerweile bin ich recht sicher, dass er jemandem aus dem Weg gehen will."

Die Aussage nehme ich mit einem Brummen zur Kenntnis und sie scheint mich mit einem Blick zu durchbohren. Nach einigen Augenblicken seufzt sie. „Du erzählst mir also auch nicht freiwillig, was passiert ist."

Sofort verspannt sich mein gesamter Körper und ich atme zischend ein. Was weiß sie und woher? „Wie kommst du darauf, dass etwas passiert ist?", flüstere ich mühsam.

Caro legt ungläubig den Kopf schief. „Also, lass mich überlegen... Oliver kommt am Sonntagabend triefend in Klamotten von dir nach Hause und ist seitdem total neben der Spur. Er behauptet, er ist krank und kann nicht in die Schule, obwohl er gesund aussieht. Er guckt alle fünf Minuten auf sein Handy, als erwartet er eine wichtige Nachricht und legt es dann wieder zur Seite."

„Dazu kommt, dass du auch krank bist und nicht in der Schule warst und deine Reaktion gerade hat mich auch nur in meiner These bestätigt. Oliver redet mit niemandem und hat sich in seinem Zimmer verschanzt, also muss ich dich fragen: Was ist zwischen euch passiert?"

Ich seufze und vergrabe das Gesicht in der Decke über meinen Knien. Sofort schießt die komplette Situation wieder in mein Gedächtnis und ich wünsche mir nicht zum ersten Mal, ich würde mich nicht so gut daran erinnern.

Der Kuss war schön, schöner als jeder, den ich bisher hatte, doch das wird überdeckt von der Tatsache, dass Oliver danach sofort abgehauen ist. Weil der Kuss für ihn sicher ein Fehler war. Um diese Bestätigung zu vermeiden, habe ich ihn seitdem ignoriert, auch wenn das nicht auf Dauer klappen wird.

„Lennox?", bohrt sie nach und ihr Unterton verrät mir, dass sie nicht nachgeben wird. Also kann ich es genauso gut einfach gleich erzählen. „Ich hab etwas Dummes gemacht", gebe ich beinahe lautlos zu.

„Was?", hakt sie sofort nach. Ich seufze noch einmal und lasse das Gesicht in der Decke vergraben. „Ich habe ihn geküsst." Ich sehe sie nicht an, um nicht auch in ihrem Blick zu lesen, wie dumm ich war. Wie falsch ich die Situation verstanden habe.

Ich warte auf eine Reaktion, doch anstatt etwas zu sagen, legt Caro mir einfach die Hand auf den Arm. Erst als ich aufsehe, spricht sie wieder. „Warum bist du so sicher, dass es dumm war?", fragt sie dann sanft.

„Weil er rausgerannt ist, nachdem es passiert ist und gesagt hat, dass es ihm leidtut?", gebe ich zurück und obwohl ich mir eigentlich sicher bin, klingt es wie eine Frage. Caro lässt meine Sicherheit irgendwie schwinden.

„Vielleicht hast du ihn falsch verstanden", schlägt sie vor. Ich schnaube und schüttele den Kopf. Ich habe es sicher nicht falsch verstanden. Wir könnte ich?

Verzweifelt vergrabe ich den Kopf wieder in der Decke, Olivers Gesicht vor meinen Augen lässt sich nicht wegblinzeln und zu meinem Entsetzen spüre ich nun doch, wie meine Augen feucht werden, obwohl ich mir geschworen habe, nicht wegen so etwas zu heulen.

Caro rutscht neben mich und legt ihren Arm um meine Schulten, während ich versuche, meine Augen vor dem Überlaufen zu bewahren. „Vielleicht solltet ihr trotzdem nochmal miteinander reden. Du bedeutest ihm viel und ich schätze, er wartet auf eine Nachricht von dir", murmelt sie nach einer Weile.

„Ich weiß nicht", gebe ich dumpf zurück, doch Caro drückt aufmunternd meinen Arm. „Ich müsste dann so langsam los", meint sie dann, „Vielleicht ist es ja nicht so schlimm, wie du denkst."

Ich seufze und verabschiede mich von ihr. Eine Weile bleibe ich auf der Couch sitzen und schlinge meine Arme und meine Knie, doch dann packt mich die Neugier, was Oliver geschrieben hat.

Ächzend stehe ich auf und schleppe mich wieder nach oben in mein Zimmer. Ich lasse mich auf Bett fallen und greife nach meinem Handy. Es sind vier neue Nachrichten, die letzte von heute Vormittag.

Oliver: Können wir reden?

Oliver: Lennox, es tut mir leid, dass ich einfach so gegangen bin.

Oliver: Können wir BITTE darüber sprechen?!

Oliver: Bitte, ich meine es ernst.

Oliver: Lennox?

Ich atme zittrig aus und lege das Handy zur Seite, ohne zu antworten. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll, was ich erwarten soll, wenn ich mit ihm spreche. Was wenn er mir sagt, dass es ein Fehler war, obwohl es sich für mich so richtig angefühlt hat?

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Hola amig@s!

Wie geht es euch?

Ich fühle gerade ziemlich mit Lennox, ich bin auch krank und hab auch noch zwei Klausuren verpasst, die ich jetzt nachschreiben muss. Aber es ist immerhin schon besser als gestern...

Also, was denkt ihr zu dem Kapitel? Meint ihr, Caro hat recht?

Und denkt iht, Lennox kann sich dazu durchringen, mit Oliver zu reden? Und was würde bei dem Gespräch rauskommen?

Das alles erfahrt ihr nächste Woche im leider schon letzten Kapitel. Aber seid nicht allzu traurig, ich arbeite fleißig an etwas, das euch hoffenlich genauso gut gefallen wird und vielleicht gibt es ja ein Wiedersehen...

Man liest sich

Sisi <3<3<3

¡No Desiste!Where stories live. Discover now