Kapitel 12

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Ein paar Tage später hatte Hermine immer noch nicht mit Ronald gesprochen. Die Gefühle saßen immer noch tief in ihr, und wenn sie an den Moment dachte, wo sie ohne ihn aufgewacht war, spürte sie wie die Verzweiflung und die Wut in ihr aufstiegen.

Sie zog sich ihren Umhang über und marschierte aus dem Schloss hinaus, raus auf die Ländereien.

Ihre Füße trugen sie, wie so oft in letzter Zeit, zu Hagrid. Mit ihm konnte man stundenlang reden, ohne dass einem die Themen ausgingen. Für Hermine war es die perfekte Ablenkung von den letzten Wochen, wo sie im Koma lag.

Gerade ging sie den Weg zwischen dem Gemüse von ihm entlang, da kam Fang bellend auf sie zu, und schlabberte erst einmal ihr Gesicht ab.

„Fang!”, rief sie glucksend, und schob den großen Hund von ihr runter.

„Na komm wir gehen zu deinem Herrchen.”, meinte sie zu ihm, und lief den Weg weiter entlang.

Sie blieb vor der Hütte stehen und klopfte ein paar Mal gegen die Tür. „Hagrid, ich bin's mach auf!”, rief sie, und krauelte Fang währenddessen zwischen den Ohren.

„Mine!”, rief der Halbriese, während er ihr die Tür öffnete.

„Fang, da bist du ja, du kleiner Schlawiner! Hab dich überall gesucht.”, rief er Kopfschüttelnd.

Er ging wieder in das Innere der Hütte und sie folgte ihm auch kurz darauf.

„Hat Ron sich noch nich bei dir gemeldet?”, fragte Hagrid und Hermine schüttelte den Kopf.

„Nein, er kann mir aber auch gestohlen bleiben.”, sagte sie und er sah sie einmal kurz an, ehe er sich der kleinen Küche vor ihm widmete.

„Hier probier mal, is ein neues Rezept.”, sprach er, und hielt Hermine etwas, was stark nach Steinkeksen aussah, hin.

Sie nahm den Keks an und biss vorsichtig hinein. „Danke, Hagrid.”, meinte sie dann, und beschloss, den Keks nicht weiter zu essen.

„Hier, ich hab dir auch was mitgebracht.”, sagte Hermine, und holte eine kleine Keksdose hervor. „Die hab ich selber gemacht.”, strahlte sie glücklich.

„Es war zwar nicht so einfach die Hauselfen zu überzeugen, mir ihre Küche zu überlassen, geschweige denn nicht ihre Kekse zu nehmen, aber es hat sich gelohnt.”, sagte sie Kopfschüttelnd.

„Danke Kleine!”, rief er glücklich, und zog sie in eine Knochenbrechende Umarmung. Im wahrsten Sinne des Wortes.

„Na komm, setz dich. Ich mach uns Tee, und du erzählst wie der Tag war.”, sagte Hagrid nachdem er Hermine endlich losgelassen hatte. Sogleich quetschte sie sich zu Fang auf die Bank.

Während er den Tee kochte, erzählte Hermine also von ihrem Tag.

„Eigentlich war heute nicht so viel los.”, meinte Hermine nachdenklich. „Obwohl, wir hatten heute Zaubertränke bei Professor Snape.”, kicherte sie. Fragend sah er sie an.

„Naja, Harry hat wieder seinen Trank überlaufen lassen. Das zweite Mal schon diese Woche! Und bei Neville und Seamus ist der Kessel explodiert.”, aus dem Kichern wurde langsam aber sicher ein Lachen. „Du hättest das Gesicht von Professor Snape sehen müssen!”, rief sie glucksend.

„Kann ich mir vorstellen.”, sagte der Halbriese mit einem breiten Lächeln auf den Lippen.

„Die drei haben 1 Woche Nachsitzen bei Filch bekommen. Armer Harry! Er hatte ja eigentlich für diese Woche noch ein Date für Ginny geplant. Das dürfte wohl ins Wasser fallen.”, meinte der Bücherwurm nachdenklich.

„So so.”, sagte Hagrid und sah immer mal wieder zu Hermine. Der Tee war inzwischen fertig. Also kam Hagrid mit den zwei riesigen Tassen zum Tisch, stellte je eine vor Hermine und sich ab, und setzte sich in den riesigen Stuhl gegenüber von ihr.

„Danke, Hagrid.”, sagte sie und nahm die Tasse an sich, um einen Schluck daraus zu trinken. Dabei stellte sie fest, dass es sich um den gleichen Tee wie gestern handelte: Erdbeer-Hagebutte. Sie stellte die Tasse wieder auf den Tisch und sagte dann, dass sie einen echt schönen Tag bis jetzt hatte.

„Hast du heut sonst noch was gemacht?”, fragte Hagrid, woraufhin Hermine nur den Kopf schüttelte.

„Und du? Wie war dein Tag Hagrid?”, neugierig sah sie ihn an.

„Nich viel, Mine, nich viel.”, sagte er geheimnisvoll und sah dann zu Fang, welcher an dem Vorhang kaute.

„Fang”, rief Hagrid. „Wirste wohl! Abmarsch!”, rief er aus und Fang ließ den Fetzen los, auf dem er herumkaute, und legte sich neben Hermine.

„Irgendwie glaub ich dir das nicht Hagrid.”, grinste Hermine.

„Weißt du, ich war mal wieder für den Schulleiter was erledigen. Is streng geheim. Aber dir kann ichs ja sagen, oder?”, und er beugte sich vor. „Es ging um den Abschlussball.”, meinte Hagrid. „Aber von mir weißt du nichts!”, sagte er dann und hob einen Finger hoch.

Hermine tat so, als würde sie mit den Fingern ihre Lippen versiegeln, und grinste dann.

Hagrid sah sie an und lächelte.

„Ich hab riesige Sterne geholt! Die sin bestimmt nen Meter groß.”, meinte der Halbriese begeistert.

„Also hat der Ball was mit Sternen zutun?”, murmelte Hermine und Hagrid zuckte mit den Achseln.

„Lass dich überraschen!”, meinte er dann grinsend.

„Mal schauen.”

„Es is schon spät Mine. Du solltest dich langsam los machen.”, sagte der Halbriese, und räumte die leeren Teetassen weg.

„Ich weiß.”, seufzte sie, und stand auf.

„Bis morgen Hagrid!”, rief Hermine und schloss die Tür hinter sich.

Inzwischen war es später Nachmittag geworden, und die Sonne würde bald untergehen.

Als sie sich umdrehte, sah sie von weitem eine Gestalt auf sie zukommen. Sie zögerte etwas, aber lief trotzdem in Richtung Schloss. Doch als die Person immer näher kam, sah sie, dass es Ronald war. Augenblicklich blieb sie stehen und wollte kehrt machen, doch hatte er sie schon gesehen.

„Hermine!”, rief er laut.

Sie biss sich fest auf die Unterlippe und ihr Gesichtsausdruck änderte sich drastisch zu einer wütenden Miene. Ron blieb vor ihr stehen und sie wollte schon an ihm vorbeilaufen, aber er hielt sie am Arm fest.

„Mine wir müssen reden!”, sagte er ernst.

„Ich will aber nicht reden Ronald!”, meinte sie wütend, und riss ihren Arm los.

„Ich weiß gar nicht, wieso du dich so anstellst, Mine!”, sagte er und seufzte genervt.

„Ich stelle mich an?”, meinte sie und sah ihn mit einer solchen Wut an, wie noch nie.

„Du hälst mir immer vor, dass ich mir Zeit für dich nehmen soll, aber du selbst hast es auch nicht getan! Du warst nicht da als ich dich am meisten gebraucht habe, Ronald Weasley!”, schrie Hermine mit Tränen in den Augen. Während sie sprach hatte sie ihm immer mal wieder in die Brust gepiekst, zur Verdeutlichung.

„Was möchtest du jetzt von mir hören, Hermine? Das es mir leid tut, dass ich an unsere Zukunft gedacht habe? Wir werden irgendwann heiraten und Kinder kriegen und wo sollen wir dann deiner Meinung nach leben? Auf der Straße? Du wolltest, dass wir uns ein Haus kaufen, ich gehe dafür arbeiten, während du noch zur Schule gehst!”, sagte er vorwurfsvoll.

„Willst du mir jetzt sagen ich bin daran Schuld?!”, rief Hermine empört.

„Herrgott nochmal, Hermine! Ich will dir doch nur sagen, dass ich einen guten Grund hatte! Noch einen Tag länger hätte ich mir einfach nicht leisten können, von der Arbeit wegzubleiben!”, sprach er zornig.

„Ich gehe jetzt!”, zischte Hermine, und marschierte in Richtung Schloss.

„Fein, dann geh halt!”, rief er ihr hinterher. Während Hermine davon stampfte, sah ihr Ronald hinterher. Wütend legte er seine Hände auf seinen Nacken und fluchte dann laut auf, was Hermine auch noch von weiter weg hören konnte.

Girls before boys - Eine etwas andere LovestoryWhere stories live. Discover now