Kapitel 21

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Wieso hatte sie sich auch nur so zugeschüttet? Und ausgerechnet Luna geküsst?! Verdammt! Sie würde bestimmt ihre Freundschaft beenden wollen. Und verübeln konnte sie es ihr noch nicht einmal.

Als sie an den Kuss dachte kribbelte es verdächtig in ihrer Magengegend. Nein! Das durfte einfach nicht sein! Nicht Luna! Sie hatte das alles einfach nicht verdient.

Innerlich war ihr das Ganze sehr peinlich gewesen. Wie viele Leute hatten das alles gesehen?

Jetzt wäre sie bestimmt das Gesprächsthema Nummer eins. Doch war dies zweitrangig.

Sie lief auf ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und griff sich an den Kopf.

„Scheiße, scheiße, scheiße!”, flüsterte sie panisch vor sich hin.

Sie ließ sich an der Tür hinabgleiten, und weinte still vor sich hin. Das Ganze durfte einfach nicht passiert sein!

Erst die Sache mit Ron und jetzt verlor sie eine ihrer besten Freunde. Das war einfach zu viel für sie.

Wieso musste sie sich auch ausgerechnet in Luna verliebt haben?! Konnte es nicht irgendjemand anderes sein? Hermine wollte doch nur, dass diese liebevolle und wundervolle Person Teil ihres Lebens blieb.

Verzweifelt raufte sich Hermine die Haare.

Wieso musste alles nur so unfassbar kompliziert sein?! Ein ein- und ausknopf für Gefühle wäre gut, dachte sie verbittert.

Sie konnte sich schon vorstellen wie Luna reagieren würde, wenn sie Hermine gegenübertrat.

Luna würde bestimmt nie wieder ein Wort mit ihr wechseln. Ihre Freundschaft würde diese peinliche Stille nicht ertragen. Und Hermine auch nicht.

Laut schluchzte sie auf, und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.

Das Leben war bitter. Einfach nur bitter. Dabei war ihr Luna so wichtig. Vielleicht sollte sie mit ihr reden und ihr klar machen, dass der Blondschopf ihr wichtig war.

Doch kurz nachdem sie es in betracht gezogen hatte, verwarf sie den Gedanken schon wieder. Luna würde ihr vorhalten wie bescheuert sie sei, und was für dumme Vorstellungen sie haben würde.

Außerdem hätte Hermine zu viele Ängste, um das durchzuziehen. Am liebsten würde sie sich unter ihrer Decke vergraben und liegen bleiben. Und doch blieb sie direkt vor ihrer Tür sitzen.

Sie ließ ihren verweinten Blick zu ihrem Bett gleiten und kleine Fetzen der Erinnerung an gestern Abend kamen in ihr hoch. Lunas bittender Blick, ihr Lächeln an ihren Lippen. Ihre Hände um ihren Nacken.

Und schon wieder liefen ihr die Tränen in Strömen die Wangen hinunter. Sie umklammerte ihren zitternden Körper und schluchzte vor sich hin.

Was hatte sie sich nur jetzt schon wieder eingebrockt? Was musste sich ihr dummes Herz auch ausgerechnet in ihre beste Freundin verlieben?!

Wie soll sie ihr nur je wieder unter die Augen treten? Und außerdem war Luna bestimmt Heterosexuell.

Kurz stockte Hermine. Was war sie überhaupt? Sie nahm immer an, sie sei Heterosexuell. Aber sie liebte doch Luna und mit Ron war sie auch zusammen gewesen. War sie Bisexuell? Oder Lesbisch? Sie wusste es nicht.

Doch dann kam ihr wieder in den Sinn, dass Luna nie wieder mit ihr Reden, geschweige denn sie sehen, wollen würde.

Also bedeutete das mit der Sexualität rein gar nichts. Es hatte keinen Wert. Nichts hatte einen Wert. Nichts war von Bedeutung. Hermine fühlte sich derzeit einfach nur elend.

Sie hatte es verbockt!

Und trotzdem musste sie an Luna denken und der Gedanke an sie, war tief in ihrem Kopf verankert gewesen. Plötzlich erinnerte sie sich an so viele schöne Momente mit ihr. Wo sie zusammen in Hogsmead waren oder wo sie gegeneinander Zauberschach spielten.

Hermine waren so viele Kleinigkeiten aufgefallen, die Luna betrafen. Wie sie leise vor sich hin summte, wenn sie nachdachte. Oder die Art, wie sie die Silben betonte. Der verträumte Ausdruck in ihren Augen... und einfach alles an ihr lernte sie mit der Zeit zu lieben.

Auf einmal klopfte es an Hermines Tür.

„Hermine?!”, rief Ginny durch die Tür. Doch die Brünette antwortete nicht.

Eigentlich wollte Hermine keinen sehen, aber die Gryffindor trat trotzdem herein. Jedenfalls versuchte sie es, denn Hermine saß immernoch vor der Tür, und blockierte diese so.

„Herm-?”, wollte sie fragen, doch stockte sie als sie eben diese durch den winzigen Spalt der Tür sah.

„Lass mich rein, Mine!”, forderte die Rothaarige.

„Nein.”, murmelte Hermine leise, doch Ginny hörte sie trotzdem.

„Bitte, Hermine!”, flehte ihre Freundin.

„Geh.”, antwortete sie matt.

„Das werde ich auf gar keinen Fall! Was ist passiert? Rede mit mir! Bitte!”, flehte sie nochmals, woraufhin Hermine schließlich aufstand, und zu ihrem Bett ging.

Erleichtert öffente Ginny die Tür und trat herein. Sie sah Hermine und ging auf sie zu, setzte sich zu ihr an das Bett. Plötzlich vergrub Hermine ihr Gesicht in Ginnys Schulter und fing an bitter zu weinen.

Sofort legte Ginny tröstend einen Arm um Hermine. „Was ist los, Mine?”, fragte sie vorsichtig nach.

„Luna.”, brachte Hermine nur zwischen ein paar Schluchzern heraus.

„Geht es um das was gestern Abend passiert ist?”, harkte Ginny nach.

„Woher-?”, wollte sie fragen, doch Ginny unterbrach sie. „Das ist jetzt nicht wichtig.”

„Ja!”, antwortete Hermine schließlich auf die von Ginny gestellte Frage, und weinte nur noch mehr.

„Du magst sie.”, stellte die Rothaarige sachlich fest.

„Ich liebe sie!”, schluchzte Hermine laut auf. Überrascht wurde sie angesehen.

„Oh, Mine.”, stieß Ginny mitfühlend aus. „Rede doch mit Luna! Du weißt doch, sie beißt nicht.”

Daraufhin sah Hermine Ginny an, als würde sie vorschlagen, dass sie vom Astronomieturm springen solle.

„Was denn?! Es war nur ein Vorschlag! Aber ziehe es bitte in Betracht.”, bat die Gryffindor.

„Ich versuche es.”, seufzte sie.

Langsam aber sicher beruhigte sich Hermine wieder.

„Weswegen bist du eigentlich hergekommen? Du kannst sicher nicht hellsehen?”, fragte sie neugierig.

„Wir waren für heute verabredet, weißt du noch? Ich wollte dich fragen ob wir es auf morgen verschieben könnten, da wir eh heute alle einen Kater haben.”

„Wäre vielleicht besser.”, murmelte Hermine.

„Kann ich dich alleine lassen, Mine?”, fragte Ginny.

„Ich denke schon.”, murmelte die Brünette und gähnte leise.

„Schlaf dich erst einmal aus.”, sprach Ginny lächelnd, und ging zur Tür heraus.

Hermine legte sich auf das Bett und blinzelte immer wieder, in dem Versuch wach zu bleiben.

Sie nahm noch wahr, wie die Tür sich schloss und sah dann zur Decke. Sie streckte ihre Beine aus und legte eine Hand auf ihre Stirn.

Das Ganze war einfach zu viel für einen Tag gewesen! Sie war so geschafft wie schon lange nicht mehr. Müde gähnte sie.

Langsam aber sicher schlossen sich ihre Augen, und Hermine drivtete in die Welt der Träume.

Girls before boys - Eine etwas andere LovestoryWhere stories live. Discover now