Der Wolf und die Lachmöwe

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Kim HongJoong POV

Ich lag auf einem der Sofas in unserem Versteck und fingerte lang ausgestreckt nach dem Controller für die Spielekonsole, der auf dem Couchtisch lag. Ich brauchte Entspannung und zocken war das Richtige dafür.

Ich hatte ihn gerade erwischt, als ich ein Klappern aus unserer Küche hörte, das mich ablenkte und mich neugierig machte. 'Macht Seonghwa uns etwa was zu futtern? Das wäre jetzt nicht schlecht, ich hätte jetzt schon Appetit auf was Süßes, oder so?'

Ich legte den Cotroller also wieder zurück und lief in die Küche um nachzusehen.

Zu meiner Enttäuschung räumte er nur auf.

"Was machst du?" fragte ich trotzdem neugierig. Er hatte nämlich vorhin schon gegessen, das wusste ich.

"Ich habe unserem Gast nur eben was zu Essen gebracht, leider konnte ich ihr nur zwei kleine Brötchen schmieren, wir haben kaum was hier" Er fuhr gerade mit einem Küchentuch über das Brotmesser. Er sieht mich nicht an, aber ich höre das Bedauern deutlich aus seiner Stimme.

Ohne groß darüber nachzudenken, schlug ich ihm das Brotmesser aus der Hand, dass er eben zurück in den Schieber legen wollte, es fiel klirrend auf den gefliesten Fußboden. "Nenn sie nicht Gast!" fauche ich aufgebracht.

Er legt das Tuch beiseite und sieht mich ruhig an. "Sie hat nichts getan, Hong Joong."

"Aber Ihr Bruder und Jeon Jungkook!" Ich merkte selbst, dass meine Stimme ein bisschen so klang, wie bei einem trotzigen Kindergartenkind, welches seinem Sandkastenfreund die Schaufel weggenommen hat und der Erzieherin weißmachen will, es könne nichts dafür, der andere habe angefangen.

Seonghwa schien das nicht zu bemerken, er bückte sich, hob das Messer auf und fragte nun "Jungkook?"

Ich hatte keinen Bock auf so ein Gespräch und ging zur Tür. Ich wollte ihn einfach hier stehen lassen, aber ich erstarrte mitten im Türrahmen als ich seine nächste Frage hörte "Warum ist sie hier?"

Ich schlug mit meiner flachen Hand kräftig gegen das Holz. Meine Handfläche zwiebelte jetzt zwar etwas, aber ich ignorierte es. Das Geräusch war wie Musik in meinen Ohren, und ich dachte kurz darüber nach, nochmal zuzuhauen. 'Warum zur Hölle fragen das alle? Es nervt'

"Warum hältst du sie hier fest? Was hat Jungkook damit zu tun?"

Ich warf ihm über die Schulter einen abschätzenden Blick zu, ich wusste gar nicht, dass Seonghwa so neugierig sein kann. Da sieh mal einer an. Ich grinse ihn an, und überlege, wie ich ihn jetzt am besten zappeln lassen könnte...

doch er fing einfach an zu kichern und brachte mich damit komplett aus dem Konzept. "Jetzt weiß ich, warum sie dich Wolftyp nennt." Japste er mitten in seinem hohen Lachen, was mich immer an eine Lachmöwe denken lässt.

Wolftyp? Mir fällt die Kinnlade runter. Ihr Ernst?

"Besser als Lachmöwe" zischte ich zurück "Sie sollte mal dein Lachen hören" Grinsen musste ich jetzt aber trotzdem, und wenn ich ehrlich bin, fand ich Wolftyp gar nicht so schlecht.

Seonghwa hatte sich nun wieder gefasst. "Sie braucht Klamotten, Handtücher und Hygieneartikel wenn sie länger hierbleiben soll, daran schon gedacht?"

Klingt seine Stimme jetzt schon wieder vorwurfsvoll? Mensch, kann der heute nerven. Ich dreh mich rum und schlappe rüber zum Sofa.

Aber Seonghwa kommt hinterher und fläzt sich auf das andere Sofa, stützt seinen Kopf auf seine Hand und sieht mich auffordernd an.

"Wenn du denkst, dass ich dich mit diesem Thema jetzt in Ruhe lasse, hast du dich aber geschnitten" setzt er unnötiger Weise noch hinzu.

'Nee, Alter, das seh ich schon, dass du jetzt keine Ruhe gibst.' Ich lege meinen Kopf in den Nacken, starre hoch zur grauen Betondecke und seufze.

"Du hast sie den ganzen Tag hungern lassen!" Wieder ein Vorwurf. Soll ich sie zählen? Mal sehen auf wieviel Vorwürfe er es schafft.

Aber er übertreibt es echt. Ich greife nach dem Kissen unter meinem Kopf und schleudere es zu ihm rüber. Er fängt es mit der anderen Hand, die nicht seinen Kopf hält ab. Guck an. Die Lachmöwe hat Reflexe.

"Ich hatte eben zu tun" murmelte ich. Ich war es nicht gewöhnt 'Gäste' hierzuhaben, um die ich mich kümmern musste, wenn wir sonst Leute hierher gebracht hatten, bekamen die auch nix zu Essen, und schon gar keine Hygieneartikel. Wenn dann bekamen die unsere ganz besondere Aufmerksamkeit, wenn wir Informationen aus Ihnen rausholen wollten, und sonst nix.

"Und Yunho?" Fragte er nun.

Ich drehte mich zu ihm und stütze ebenfalls meinen Kopf auf meine Hand "der musste den anderen helfen, da sie eine Panne mit dem BMW hatten, anschließend habe ich ihn in die Villa geschickt. Er soll dort seinen Fuß kurieren. Ich bin nämlich kein ganz so schlechter Mensch, wie du denkst." Ich verspüre kurz das Drängen ihm jetzt die Zunge rauszustrecken, lasse es aber bleiben.

Seonghwa nickte. "Wenigstens hast du ihre Wunde versorgt" Diesmal klang seine Stimme zufrieden.

Jetzt reichts aber! "Sag mal, was bist du denn für eine Tratschtante!" gifte ich ihn an und muss schon wieder an das Kindergartenkind im Sandkasten denken, ich weiß selbst nicht so genau, warum es mich so aufregt, dass Seonghwa anscheinend ziemlich viel mit unserem 'Gast' geredet hat. Und gottverdammt sie ist kein 'Gast'!

"Jetzt verrat mir doch endlich, weshalb sie hier ist!" Bettelt er und irgendwie habe ich das Gefühl, dass das eine sehr lange, sehr ätzende Nacht werden würde, wenn ich jetzt nicht wenigstens ein bisschen nachgäbe.

"Sie ist gut fürs Geschäft" sage ich knapp und dreh mich wieder so, dass ich gegen die Decke starre.

Ich sehe die Fragezeichen, die aus seinen Blicken oder diekt aus seinem Kopf gekommen sind förmlich vor mir unter der Decke schweben.

"Hat sie reiche Eltern?" Rät er jetzt einfach ins Blaue.

"Nope" das macht irgendwie Spaß. Ich muss kichern.

"Kann sie irgendwas besonderes?"

Ich schnaube vor lachen kurz auf "Was soll die denn bitte können?" Das wird ja immer besser.

"Ach komm schon, verrats mir" drängelt er.

"Na ist doch ganz einfach: Hoseok, wird sich zukünftig richtig ins Zeug legen und mit Sicherheit keine Fehler mehr machen, er wird mit Mingi und San nach Busan gehen und sie werden unser Geschäft dort richtig hochziehen und wir werden da ne Menge Kohle scheffeln."

"Da ist noch mehr, oder?" fragt Seonghwa leise.

Ich muss grinsen. Schlauer Junge. "Jungkook hatte anscheinend ein Auge auf sie geworfen, auch wenn ich keinen Schimmer habe, wieso. Ist auch egal. Auf jeden Fall wird er sie nun überall suchen und da er kurz vorher in Y/N's Uni auf Yunho geschossen hat, wird er sich die Schuld geben, dass wir sie geschnappt haben. Er wird sich jetzt also weniger ums Geschäft kümmern können, der Arme, und wir haben hier in Seoul ebenfalls freies Feld!" Ach, das lief wirklich gut. Ich war richtig zufrieden.

"Und du weißt nicht wieso?" kicherte jetzt Seonghwa.

"Hä?" frage ich.

"Warum Jungkook ein Auge auf sie geworfen hat?" Da war sie wieder die Lachmöwe. Also wir verstanden uns normal richtig gut, aber jetzt hätte ich ihn erwürgen können, worauf will er denn nun schon wieder hinaus? Was ist denn nun schon wieder so lustig?

Ich dreh mein Kopf zu ihm rüber.

Er wird wieder ernst und schaut ebenfalls zu mir. Ein kleines Lächeln liegt auf seinen Lippen "Also ich weiß wieso."

"Schon klar" ich hätte ihm jetzt gern noch ein Kissen ins Gesicht gepfeffert, hatte aber keines mehr zur Hand.

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My mafia saviour (bts, ateez)Where stories live. Discover now