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(Aylins Sicht )

Freitag: 19.11.2021, 18:13

Frisch geduscht betrete ich mein Zimmer. Wenn man das so nennen konnte. Ich wohne immer noch bei John und Mary. In zwei Tagen ist es dann soweit und ich sehe meine Kindheitsfreundin Naomi endlich wieder. Am Sonntag wird dann auch unser Umzug stattfinden. Sie hat zwar nur eine zwei Zimmer Wohnung, aber als Übergang wird das reichen. Etwas bedrückt senke ich meinen Kopf, egal wie sehr ich mich auch auf Nao freue, diesen Ort hier werde ich trotzdem vermissen. Ich seufze, wird es denn so bleiben zwischen den anderen und mir, auch wenn ich ausgezogen bin? Schnell schüttele ich meinen Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Ich streife mir eine Jeans über, ziehe mir mein weißes Top an und schlüpfe noch in meinen kuscheligen Cardigan. Kurz schmiege ich mich noch an den weichen Stoff, als ich auch schon meine Haare und meine Schminke richte. Während ich da vor dem Spiegel stehe und mein Gesicht leicht mit Make-Up bepinsele, werde ich von dem klingeln meines Handys aus meinen Tagträumen geweckt. 

Eilig zog ich dies aus der Hosentasche, Naomis Name leuchtet auf dem Bildschirm auf. Mit einem lächeln im Gesicht nehme ich den Hörer ab. "Aylo, du geile Sau!" schreit mir meine beste Freundin per FaceTime entgegen. "Rate mal was heute schönes passieren wird!", immer noch mit einem breiten grinsen im Gesicht schüttelte ich nur den Kopf, "Nein, ich habe absolut keine Ahnung". "Hey, warte mal", unterbricht sie unser Gespräch, "Wieso hast du dich so hübsch gemacht und wo willst du hin?" Fragend zieht sie ihre Augenbraue nach oben. "Maxwell und noch ein weiterer Kumpel von John wollen heute mit mir zur Kirmes gehen", gebe ich leicht verlegen von mir. Nach dem gestrigen Geschehen bin ich nicht nur völlig aufgewühlt sondern auch etwas verwirrt. Ich musste die ganze Nacht verarbeiten was passiert ist. Ich bin noch nie vorher vor den Bullen weggerannt, geschweige den habe ich mich vor ihnen versteckt oder gekifft. Das rauchen war eigentlich nicht das Problem, denn es war das erste mal das ich richtig runter kommen konnte und mal nicht an Emir denken musste. Aber den Muskelkater verzeihe ich Maxwell nicht, schnaube ich noch leicht. Aber was wäre eigentlich passiert wenn Raf uns nicht unterbrochen hätte? Und warum war er überhaupt da und hat sich nicht früher bemerkbar gemacht? Mehrere Fragen beginnen sich in meinen Kopf zu bilden und ich befürchte schon mit Kopfschmerzen zu rechnen. 

"Hallo? Erde an Aylin!", kommt es wieder aus dem Hörer geschrien. "Hörst du mir überhaupt zu", schnauzt mich meine beste Freundin an und verzieht ihre Lippen zu einem Schmollmund. "Ich bin da, ich bin da", ich hebe ergeben meine Hände. "Gut, also, wie bereits erwähnt bin ich früher in Berlin angekommen und wollte dich eigentlich überraschen", erneut beginnt sie zu schmollen. Ich kann nicht anders als leicht zu quietschen. Sie ist schon da? Aber sie wollte doch erst am Sonntag kommen. "Nao, mach dir da keine Sorgen. Die anderen werden bestimmt kein Problem damit haben wenn du mitkommst. Ich kann dich doch nicht alleine lassen, wenn du extra für mich früher gekommen bist." Ich schenke ihr ein aufrichtiges Lächeln. "Also wenn das sicher für die anderen in Ordnung geht, dann würde ich mich sehr freuen." Sie drückt ihr breites Grinsen in die Kamera. "Ich schicke dir die Adresse, dann können wir uns direkt dort treffen", gebe ich ihr noch zu wissen, während ich schon in WhatsApp eine Nachricht tippe. "Perfekt Liebes, ich würde aber später nachkommen. Ich muss vorher noch etwas erledigen." Mit einem Nicken und einem Küsschen verabschieden wir beide uns. 


Freitag: 19.11.2021, 20:28

Schnell eile ich zur Haustür und hüpfe ich in meine Boots. Gerade wollte ich zu meiner Winterjacke greifen, als mir Maxwells Jacke, welche er mir gestern Abend gegeben hatte ins Auge fiel. Kurz halte ich inne. Sollte ich sie vielleicht anziehen, geht es mir durch den Kopf. Ich seufze verzweifelt. Es wird schon nichts schief gehen, versuche ich mich zu ermuntern, greife nach seiner Jacke und laufe zum Fahrstuhl. Nachdem dieser im untersten Stockwerk angekommen ist, verlasse ich John und Marys Wohngebäude und laufe auf Maxwells Wagen zu. Seinen lilanen Schlitten kann man schon von weitem entdecken. Mit einem leichten Schwung öffnete ich seine Autotür und lasse mich auf den mittleren Sitz hinten fallen. "Aylinchen Bienchen," grinsend dreht sich Maxwell zu mir nach hinten. "Maximax!" erwidere ich seinen Gruß und schlage lachend bei ihm ein. Diese Namen haben wir uns gestern Abend noch auf dem Nachhause weg ausgedacht und ich muss jedes mal aufs neue lachen. Mein Gott, wie viel haben wir eigentlich geraucht. "Freust du dich schon?" stellt mit Maxwells eine Frage während er seinen Wagen in Bewegung bringt. "Ja man, Mega!" platzt es voller Vorfreude aus mir heraus. Das letzte mal war ich mit Emir vor ca. 10 Jahren auf einem Jahrmarkt. "Ich wollte euch noch Fragen, ob es in Ordnung wäre wenn eine Freundin von mir mit kommt?", ich richte meinem Hundeblick zuerst an unseren Fahrer und anschließend dem Beifahrer. "Du hast Freunde?" gespielt zieht er seine augenbraun in die Höhe. Ich kichere, diese Geste erinnert mich an Naomi. "Ich dachte wir sind Freunde. Schämst du dich nicht? Du Fremdgeherin!",  gespielt führt er sich auf, was mich noch mehr zum lachen bringt. "Aww Maximax", beginnt Alex ihn zu necken, "wurdest du jetzt schon ersetzt?", er fährt ihm spielerisch über den Rücken um ihn zu trösten, was Maxwell nur mit einem grimmigen Blick erwidert. "Also ich nehme das als ein Ja?", unterbreche ich die beiden und ziehe auch schon mein Handy aus der Hosentasche um Naomi bescheid zu geben, noch bevor ich von beiden ein zustimmendes nicken erhalten konnte. 

Zwei Fremde (Raf camora FF)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ