65

167 27 0
                                    

(Aylins Sicht)

Mittwoch: 31.08.2022, 16:53

Müde reibe ich meine Augen und richte mich im Bett auf. Mit einem Blick auf dem Handy erkenne ich, dass der Tag gekommen ist. Der Tag, an dem ich endlich Bausa live auf der Bühne erleben werde. Maxwell hatte mir nämlich letztes Jahr an Weihnachten Tickets geschenkt, und nun kann ich endlich meinen Traum leben und ihn live sehen. Notiz an mich selbst: Maxwell ein krasses Geburtstagsgeschenk kaufen. Auf meinen Lippen taucht ein Schmunzeln auf, während ich mich in meinem großen Spiegel betrachte. Meine Schminke ist verschmiert und ich sehe aus wie ein Panda. Gott! So kann ich mich niemals blicken lassen, fährt es mir durch den Kopf und ich kichere leise. Ich sollte langsam anfangen, mich fertig zu machen, und die Dusche ist der erste Halt auf meiner Liste, weshalb ich mich schnell ins Badezimmer verkrieche. Das warme Wasser prasselt beruhigend auf meine Haut und ich schließe genießerisch die Augen. Sonntag hat mich wieder völlig aus der Bahn geworfen. Ich hätte mit allem gerechnet, aber nicht, dass er mich einfach so küssen wird. Auch wenn ich es wirklich genossen habe, darf ich nicht so leicht einknicken. Ich kann nicht zulassen, dass er wieder nur mit mir und meinen Gefühlen spielt. Leise seufze ich und schalte die Dusche aus, um mich in einem Handtuch einzuwickeln. Plötzlich klingelt es an der Tür und ich sprinte aus dem Bad. Mein Handtuch klammere ich fester um mich, während ich die Tür öffne und Maxwell bereits vor der Tür steht. „Oh Gott Bienchen! So wollte ich dich niemals in meinen Leben sehen. Zieh dir verdammt noch mal was an!", beschwert sich Maxwell und hält sich mit verzehrtem Gesicht die Hand vor den Augen. „Man sieht doch nichts." „Los jetzt!", ruft er laut und läuft schnell ins Wohnzimmer. Lachend schüttele ich meinen Kopf und begebe mich in mein Zimmer, um mich für das Konzert fertig zu machen.

"Bist du endlich soweit?", ruft Max bereits zum hundertsten Mal aus dem Wohnzimmer, und ich höre, wie die nächsten Dartpfeile auf Raphaels Gesicht landen. "Wir müssen in einer Stunde da sein, sonst verpassen wir alles." "Ja, ich bin gleich so weit, ich weiß nur nicht, was ich anziehen soll." "Du siehst in allem gut aus. Ist doch egal, was du anhast. Ich will endlich feiern gehen." "Ja, genau. Aus dem Grund, dass wir feiern gehen, würde ich gerne etwas Passendes anziehen. Gib mir noch fünf Minuten, dann bin ich soweit." Schnell schlüpfe ich in meinen Jumpsuit, kämme mir noch einmal die Haare und fahre mit dem Lipgloss über meine Lippen. Heute habe ich mich entschieden, nicht allzu viel Make-up aufzutragen und einfach nur meine Haare in ihren Naturwellen über meinen Rücken fallen zu lassen. „Jetzt bin ich fertig." "Na endlich", ruft Maximax, springt vom Sofa auf, greift nach seinen Autoschlüsseln und läuft zur Garderobe. "Wenn du genauso lange brauchst, um dich zu entscheiden, welche Schuhe du anziehst, dann gehe ich ohne dich." "Bist du bescheuert? Natürlich ziehe ich meine Sneaker an. Ich möchte doch keine Fußschmerzen bekommen." "Gott sei Dank" lacht er erleichtert. Ich ziehe schnell meine Schuhe an und lasse mich mit gespieltem Entsetzen von ihm mitziehen. "Bausa würde es mir übelnehmen, wenn ich ihn heute sitzen lasse. An Maxwells Auto angekommen steige ich lächelnd auf der Beifahrerseite ein und blicke zu ihm rüber. "Aylin, endlich strahlst du wieder!", bemerkt er, als er mich heute zum ersten Mal richtig ansieht. "Danke, Maximax! Ich freue mich eben auf den heutigen Tag", erwidere ich lachend, während ich mich anschnalle. „Freust du dich schon auf Julian?" „Julian?", frage ich ihn verwundert, während Maxwell den Wagen startet und aus der Parklücke fährt. „Bausas echter Name ist Julian. Ach Mensch Aylin du bist schon so lange ein Teil von uns, dass muss du doch wissen", neckt er mich grinsend und fährt lässig durch die Straßen von Berlin. „Man kann eben nicht alles wissen", seufze ich und verschränke meine Amre. „Oh ist Aylo jetzt Mad...o Ayl...o", nervt er weiter und grinst mich schelmisch an. „Du Arsch", zische ich ihn an, doch muss mir mein eigenes Lachen verkneifen.

Nach einer viertel Stunde kommen wir am Veranstaltungsort an. Maxwell parkt etwas weiter weg und wir steigen aus. Die ganzen Menschen stehen in einer Schlange vor der Halle und warten darauf, dass sie endlich rein können. Leise seufze ich, als ich bemerke, dass es verdammt viele Menschen sind. "Are you ready for this?" fragt Maxwell mit einem breiten Grinsen und stößt mich an meiner Schulter. "Natürlich, Ich bin mehr als bereit", antworte ich mit einem Lächeln, und werde von Maxwell zu den Security gezogen. „Maxwell man du drängelst dich vor, dass ist unverschämt gegenüber den anderen!" „Wenn du nicht willst, dass wir bis morgen früh hier stehen und ich Fan-Selfies mache, dann folge mir einfach", beschwert er sich und wechselt einen kurzen Blick zu dem Mann in der Warnweste. Leise seufze ich und blicke das junge Mädchen in der ersten Reihe endschuldigend an. Schnell zerrt mich Maxwell hinter sich her, als der Mann die Tür öffnet und wir ins Innere gelangen. Hinter uns wird sofort die Tür wieder verschlossen und ich sehe verwirrt zu Maxwell. „Sind wir jetzt eingesperrt?", frage ich und folge ihm wieder mal. „Nein, wir verbringen nur die Zeit hier drinnen solange die ganzen Fans anstehen", erklärt er mir und bewegt sich zur Bar. Ich nicke ihm zu und hocke mich an die große Theke. „Was kann ich euch beiden bringen?", fragt uns die nette Barkeeperin, welche nebenbei den Kühlschrank befühlt. „Zwei Bier", gibt er ihr zu verstehen, während ich mich erstaunt in der großen Halle umsehe. Es ist verdammt groß, ich kann nicht glauben, dass die Jungs auch in solchen Hallen gespielt haben. Die Barkeeperin stellt die zwei Flaschen vor Maxwell hin, welche er dann zu mir rüberschiebt. "Prost auf einen unvergesslichen Abend", sagt er und reicht mir eine kühle Flasche. Schnell stoße ich mein Bier gegen sein und nehme einen großen Schluck.

Mittwoch: 31.08.2022, 19:05

"Ich kann es kaum erwarten!" Aufgeregt klatsche ich in die Hände und springe von einem Fuß zum anderen. "Wann geht es endlich los?" „In ein paar Minuten sollte es so weit sein", beruhigt mich Maxwell und schenkt mir ein großes Grinsen. Erneut schaue ich bereits zum hundertsten Mal auf mein Handy und checke die Uhr. "Okay, also bis jetzt hatten wir schon den Vor Act, er müsste in den nächsten Minuten da sein." Zufrieden nicke ich und stecke das Handy wieder weg. Langsam erlöschen nacheinander die Lichter und eine leise Melodie fängt an zu spielen. Mit großen Augen sehe ich zu meinem besten Freund, welcher stolz das Bühnen Bild betrachtet. Was für ein Freak. Die ersten Akkorde einer Gitarre erklingen und die Menge beginnt wild zu Kreischen. Nachdem auch der Beat droppt, fällt der Vorhang und Bausa springt auf die Bühne. „Was geht ab Berlin!" ruft er laut ins Mikrofon und fängt sofort mit seinem ersten Song 'Was du liebe nennst', an. „Das ist doch dein Lieblings Song", lacht Maxwell und zwickt mich. Kichernd nicke ich und umarme ihn kurz. „Danke Maximax für diesen Tag." „Für meinen Amor immer doch", witzelt er und ich pieke ihn mit meinem Nagel in den Bauch.

Mittwoch: 31.08.2022, 21:39

„Das war fantastisch", sage ich zu Maxwell, und er nickt zufrieden. "Danke, dass du mich mitgenommen hast. Es hat mir wirklich geholfen...ihn zu vergessen", lächle ich Maxwell an und sein Blick wird weicher. „Na dann lass uns den Tag noch besser machen", schlägt er vor und bleibt weiter hin in der Halle stehen. Plötzlich bemerke ich Bausa in der Nähe des Backstage-Bereichs, umgeben von einigen Fans, die versuchen, ein Autogramm oder ein Selfie zu ergattern. Meine Aufregung steigt und ich könnte schwören, dass mein Herz gleich herausspringt. Als Maxwell auf Julian zusteuert, um sich kurz mit ihm zu unterhalten, fühlte ich mich wie in einen falschen Film. "Maxwell mein Bruder"," Baui Maui". "Wir haben uns lange nicht mehr gesehen", lacht Julian und schlägt mit Maxwell ein. "Das stimmt. Wir haben uns das letzte Mal bei deiner Club Show gesehen. Da hast du mich spielen gehört und heute höre ich dich singen.", erinnert sich Maxwell grinsend und blickt suchend durch die Menschen. "Hey, Aylin!", ruft Maxwell mich zu sich und hilft mir durch die kreischenden Fangirls durchzudrängeln. „Und wen hast du mir denn da schönes mitgebracht?", fragt Julian und richtet sein Blick auf mich. Seine schokobraunen Augen glänzen förmlich und bringen mich in Verlegenheit. „Julian ich möchte dir meine beste Freundin vorstellen, das ist mein Bienchen". "Maximax! Was fällt dir ein? Nenn mich nicht so. Hey, ich bin Aylin schön dich kennen zu lernen", stelle ich mich etwas unbeholfen vor und spiele peinlich berührt mit meinem Finger. Diesen Tick bekomme ich nie wieder heraus. "Die Freude ist ganz meinerseits. Ich fühle mich geehrt heute für dich gespielt zu haben", schmeichelt er und ein Lächeln taucht auf meinen Lippen auf.

„Lasst uns ins Backstage", schlägt Julian vor und öffnet die Tür. Schnell zieht mich Maxwell an der Hand dorthin durch, während ich erstaunt den Raum betrachte. „Maxwell hat mir viel von dir erzählt", kommt es von Julian, welcher sich neben mich auf das Sofa setzt. Erstaunt blicke ich meinem besten Freund an und verschränke die Arme. „Jetzt bin ich mal gespannt, was er dir alles über mich erzählt hat." Unschuldig hebt Maximax seine Hände, „nur das Beste! Das weißt du doch." Lachend schüttele ich den Kopf und richte meinen Blick zu Julian, als dieser wieder zum Sprechen ansetzt. „Er hat mir auf jeden Fall verschwiegen, wie schön du bist." Sein Kompliment kommt völlig unerwartet und lässt meine Wangen erröten. Plötzlich erhebt sich Maxwell aus seinem Sitz und sieht mich mit einem verdächtigen Blick an. „Ich denke, ich sehe da hinten ein paar deiner Leute. Ich geh mal schnell Hallo sagen." Und schon war er verschwunden, als wäre er nie da gewesen.

Julian und ich blieben zurück, und ich spürte eine unterschwellige Spannung zwischen uns. „Dein Auftritt war echt beeindruckend." sagte ich nach einigen Sekunden, um das Schweigen zu brechen. Julian lächelt mich dankbar an. „Aber weißt du, was noch beeindruckender ist? Dein Lächeln." Seine Worte lassen mich etwas stocken und ich schlucke den Klos in meinem Hals runter. Das letzte Mal hat er dir solche Komplimente gemacht. "Du bist ganz schön selbstbewusst, Julian." Er grinst mich frech an und ich kann ein kleines Funkeln in seinen dunkelbraunen Augen erkennen. "Nur wenn es um dich geht. Ich hoffe, das stört dich nicht." Leicht schüttele ich den Kopf. "Überhaupt nicht. Aber du musst schon mehr bieten als nur schmeichelhafte Worte." Julian legte einen Arm um meine Taille und zieht mich ein Stück an sich ran. „Wie wäre es, wenn wir uns bei einem Drink darüber unterhalten? Vielleicht findest du noch mehr an mir beeindruckend." Ich kann die Herausforderung in seinem Blick sehen und zwinkere ihm zu. "Ich nehme die Herausforderung an." Mit einem triumphierenden Grinsen reicht er mir seinen Arm und ich hacke mich bei ihm ein. „Mach dich auf einen verrückten Abend, mit ganz viel Alkohol gefasst", und mit diesen Worten führt er mich aus dem Backstage-Bereich raus zu Maxwell und seinen anderen Freunden.

—————————

Zwei Fremde (Raf camora FF)Onde histórias criam vida. Descubra agora