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(Aylins Sicht)

Dienstag: 29.03.2022, 18:07

Erschöpft stopfe ich meine Weste und mein Namensschild in das Schließfach und greife nach meiner Tasche. Nachdem ich die Tankstelle verlassen habe, nehme ich an der Bushaltestelle auf einem der Bänke Platz. Ich greife nach meinem Handy und ein Blick auf die Uhrzeit sagt mir das ich noch fünf Minuten habe, bis mein Bus kommt. Schnell wähle ich Raphaels Nummer, da er mich gebeten hat ihn anzurufen, wenn ich Feierabend habe. "Hallo?" ertönt seine rauchige Stimme in meinem Ohr. "Rapha!" betone ich gespielt ärgerlich seinen Namen, "sag mir jetzt endlich, was wir heute unternehmen. Du weißt, wie sehr ich Überraschungen hasse." Sein Lachen ertönt am anderen Ende, was mein Herz erwärmen lässt. "Amore", ich kann sein grinsen förmlich spüren, "ich weiß doch wie sehr du sie hasst, aber ich liebe es einfach dich zu ärgern." Meine Wangen erröten leicht bei dem Wort 'liebe' und ich mach drei Kreuze, dass er mich gerade nicht sehen kann. "Dann rede ich nicht mehr mit dir", warne ich ihn und hänge noch ein dramatisches hm mit dran. Erneut ist sein raues Lachen zu hören und auch ich muss grinsen. Wie kann ich bei diesem Mann ernst bleiben. "Oke, oke, du hast gewonnen. Ich will nicht mit Stillschweigen bestraft werden." Immer noch ist sein Grinsen zu hören und ich schmunzele. "Wir gehen heute in ein nobles Restaurant essen, ich habe für acht Uhr einen Tisch reserviert." "Wir gehen also was essen?" versichere etwas verwirrt. "Ja Amore, wir gehen essen. Ich hole dich um halb acht ab." bestätigt er mir meine Frage. "Siehst du, deswegen hasse ich Überraschungen und ich dachte schon du hast, Gott weiß was, mit mir vor", etwas erleichtert aber auch etwas bedrückt atme ich aus. "Wieso? An was hast du den gedacht?" "Kein Ahnung, ich habe eigentlich an nichts gedacht", gebe ich ehrlich zu, "aber ich habe schon einige schlechte Überraschungen erlebt, da geht man immer vom schlimmsten aus." Als ich meinen Bus erblicke, erhebe ich mich von meinem Sitzplatz und hole schnell meinen Fahrausweis raus. "Naja, ist jetzt aber auch egal. Mein Bus ist da, ich muss auflegen. Wir sehen uns später Rapha." "Bis später Amore", und mit diesen Worten beende ich das Telefonat.


Dienstag: 29.03.2022, 19:24

Prüfend lasse ich noch schnell einen Blick über mein Outfit wandern, bevor ich mit meinem Mantel in der Hand, Naomis Wohnung verlasse. Ich habe mich heute für ein enges, olivgrünes Kleid entschieden, welches auf einer Seite schulterfrei ist. Es reicht mir bis übers Knie und durch den kleinen Schlitz, kann man etwas von meinem Oberschenkel sehen. Nachdem ich weiß, welchen Effekt dieser Schlitz auf Raphael hat, konnte ich nicht widerstehe es anzuziehen. An den Füßen trage ich beige Pumps und der dazu passende Mantel rundet mein ganzes Outfit noch ab. Als das Klingeln des Fahrstuhls ertönt, richte ich noch schnell meine Haare und verlasse das Gebäude. Draußen angekommen erblicke ich auch schon Raphael, welcher an seinem Wagen angelehnt eine Zigarette raucht. Ich nehme mir die Zeit und betrachte ihn für eine Sekunde genauer. Er hat sich heute für eine schwarze Hose und einem schwarzen Hemd entschieden. Das Hemd, welches er heute trägt, betont seinen gut gebauten Körper und durch die Anspannung, kommen einige seiner Muskeln zum Vorschein. Noch bevor ich das Sabbern anfangen kann, schüttele ich mich und laufe auf ihn zu. Als er mich sieht, blitzen seine Augen auf und er eilt er mir die letzten Schritte entgegen.

"Amore", er greift nach meiner Hand und zieht mich das letzte Stück an sich ran, "ich glaube dein heutiges Outfit übertrifft alles." Langsam lässt er seine Hand an meine Hüfte und danach weiter zu meinem Hintern wandern. Als er mit der anderen Hand auf den Schlitz an meinem Bein zeigt, sieht er mich verschmitzt an, "das machst du doch mit Absicht." "Wie kommst du drauf?" fragend sehe ich ihm in die Augen und versuche mir dabei nichts anmerken zu lassen. Aber durch seinen gequälten Gesichtsausdruck kann ich mir ein Kichern nicht unterdrücken. "Du weist nicht wie schwer es ist, dir immer zu widerstehen und dich nicht jedes Mal wieder rein zuschleifen und sie dir vom Leib zu ziehen!" erregt schließt er die Augen und atmet tief auf. "Aber heute geht das nicht! Heute ist es wichtig das wir gehen." Entschlossen greift er nach meiner Hand und zieht mich zu seinem Wagen. "Warum ist es heute so wichtig? Ich dachte wir gehen nur was essen?" Verwirrt schaue ich ihn an. "Stimmt wir gehen nur essen", nervös kratzt er sich am Hinterkopf. "Es ist nur", setzt er erneut zum Sprechen an, unterbricht sich aber wieder, um nach den passenden Worten zu suchen. "Das Restaurant! Genau, das Restaurant ist sehr beliebt und dort eine Reservierung zu bekommen ist sehr schwer." Als wir an seinem Auto ankommen, öffnet er mir die Beifahrertür und ich nehme dankend Platz. Nachdem er ums Auto gejoggt ist und sich neben mir fallen lässt, sehe ich ihn wieder verwirrt an. "Aber wie kommt es, dass wir jetzt eine Reservierung dort haben? Du hast mich doch erst vor zwei Tagen gefragt, ob wir ausgehen wollen?" Leicht ertappt hält er in seiner Bewegung inne. Für einen kurzen Moment ist er still, bis er plötzlich wieder zu sprechen beginnt. "Ich habe schon vor längerem eine Reservierung angefragt und vor zwei Tagen wurde ich angerufen, dass was frei geworden ist. Da habe ich sofort zugeschlagen." Nachdem er seine Erklärung beendet hat, hebt er langsam seinen Blick. Ich erkenne Nervosität in seinen Augen, aber auch Unsicherheit und Angst. Wovor hat er Angst? Verheimlicht er mir etwas? Etwas verunsichert von seiner Antwort nicke ich und lehne mich in den Sitzt, während er den Wagen startet. Was wenn die Reservierung nicht für mich gewesen ist? Ich lasse meinen Blick aus dem Fenster gerichtet, während mich meine Gedanken von innen auffressen.

Zwei Fremde (Raf camora FF)Where stories live. Discover now