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(Aylins Sicht)

Mittwoch: 01.12.2021, 11:27

Schmunzelnd wache ich von den Sonnenstrahlen auf mein Gesicht auf und blicke durch das Zimmer. Langsam richte ich mich vom Bett auf und ziehe mich um. Suchend wühle ich in meinem Koffer nach Socken. Fuck, ich glaube ich habe sie daheim vergessen. Ich seufze, es müssen hier doch bestimmt noch irgendwo welche rumliegen, fährt es mir durch den Kopf. Frustriert lauf ich zum meinem alten Kleiderschrank und öffne diesen, mit der Hoffnung, dass ich dort ein paar Socken finde. Genervt fluche ich, da nach einigen Sekunden, meine Suche erfolglos bleibt. Als ich plötzlich in der hintersten Ecke meines obersten Regals etwas rechteckiges Spüre. Wie schuppen fällt es mir von den Augen. Etwas hibbelig aber auch nervös ziehe ich die Kiste eilig aus ihrem Versteck und setzt mich im Schneidersitz auf den Boden. Mit zitterigen Händen fahre ich über den Deckel meiner Erinnerungsbox und befreie diese somit vom Staub. So viele Erinnerungen sind hier vergraben. So viele Geheimnisse wurden hier drinnen festgehalten. Wie konnte ich Sie nur all die Jahre vergessen? Schnell greifen meine Finger zum Rand des Deckels und heben diesen herunter. Kaum offenbart sich mir der Inhalt, fällt mein Blick direkt auf die Fotos von mir, Emir, Naomi und all unseren alten Freunden von früher. Ich seufze traurig bei den Gedanken an die alten Zeiten. Kurz schaue ich die Bilder durch, als ich auch schon nach dem nächsten Gegenstand aus der Kiste greife. Ich stocke leicht, als ich meinen Versprechungsring in den Händen halte. Den gibt es noch? Erneut seufze ich. Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern, an dem ich ihn bekommen habe.

Mittwoch: 03.08.2011, 17:26

"Schatz kann ich deine Dusche benutzen?", frage ich Emir und laufe in sein Schlafzimmer. Er sitzt schon wieder vor dem Fernseher und spielt Fifa auf seiner Playstation 3. "Benutz alles was du willst Askim", lächelt er und ich verschwinde wieder in sein Bad. Wir waren heute mit seinen Jungs im Schwimmbad und ich spüre immer noch das Chlor auf meiner Haut. Schnell dusche ich und begebe mich mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt zurück zu Emir. Wie gewöhnlich bediene ich mich an seinem Kleiderschrank und ziehe mich zügig um. Grinsend lenkt Emir seine Aufmerksamkeit auf mich und vergisst dadurch sein dummes Spiel. "Gefällt dir was du siehst?", lache ich und komme näher auf ihn zu. "Ich liebe es ", er beißt sich auf die Unterlippe und legt seine Arme um mich. Ich komme ihm mit meinem Gesicht näher, aber er bremst mich ab, bevor wir uns küssen können. "Ich habe da noch was für dich", erklärt er seine Geste und kramt in seiner Nachttisch Kommode rum. Er holt eine kleine Schachtel heraus und öffnet diese. Ein wunderschöner Ring von Pandora erscheint und der kleine glitzerstein funkelt. "Ich will dir hiermit ein versprechen geben, immer für dich da zu sein", informiert er mich und steckt mir den Ring an. "Ein promise ring?", frage ich ihn und eine kleine Freunden Träne fließt über meine Wange. Emir nickt mit einem Lächeln auf den Lippen und wischt mir die Träne weg. "Ich liebe dich", strahle ich und lege meine Lippen auf seine.

Mittwoch: 01.12.2021, 11:44

Seufzend betrachte ich den Ring, als auch schon Nuray in mein Zimmer gestürmt kommt. "Bist du fertig?", fragt sie mich und betrachtet mein Outfit. "Ja bin ich", ich schließe die Kiste, verstaue sie wieder im Schrank und verlasse den Raum. Nuray folgt mir und zieht sich ihre Jacke und Schuhe an. Ich mache es ihr gleich und wir verlassen das Haus. "Fahren wir mit dem Bus?", fragt Nuray mich und kuschelt sich in ihre Jacke. "Ja, denn in der Stadt kann man schwer parken", lächle ich und laufe zu der Bushaltestelle. "Wie ist es in Berlin? Besser als Stuttgart?", interessiert sich Nuray und sieht mich fragend an. "Viel Wilder, aber besser? Auf keinen Fall. Ich vermisse meine Heimat, aber das Leben in Berlin ist spannend und was ganz anderes", antworte ich ihr und setze mich auf die Bank an der Bushaltestelle. Nuray hört mir gespannt zu und nickt zwischendrin, während ich beginne von meinen Mädels zu erzählen. Minuten später sitzen wir schon in dem warmen Bus und wärmen uns während des Weges auf.

Vier Stationen später betreten wir einen Laden, aber verließen diesen wieder mit leeren Händen. Das ging dann die nächsten so weiter, bis wir bei unserem fünften Geschäft ankamen und ich erneut beginne mich durch die Kleider zu wühlen. "Welche Farbe soll den das Kleid haben?", fragt Nuray um die Auswahl zu verkleinern. "Hellblau oder so", gebe ich von mir und suche weiter nach einem passenden Kleid. Nuray hält mir paar Kleider vors Gesicht, aber die waren entweder zu eng oder zu sehr 'zugepackt'. "Wie findest du das?", richte ich mich an sie und halte ein Kleid in die Höhe, welches in einem leichten dunkel blau schimmert und bis zum Boden reicht. "Ja das könnte dir passen", nickt meine Schwägerin und legt es auf den Probierstapel. "Welche Leute hast du eigentlich in Berlin kennengelernt außer deine Mädels?" fragt sie mich, während sie wieder weiter sucht. "John, Marys Freund, Joe, Lisas Freund, Maxwell, mein Bester Freund und Raph...", ich stocke. Eilig versuche überall hinzusehen, aber bloß nicht zu ihr. "Raph...? Wer ist das?", fragt sie mich und wackelt gespielt mit den Augenbrauen. Ich seufze, genau das wollte ich vermeiden. "Er ist ein fremder und außerdem ist er vergeben, aber..." und schon wieder muss ich mich stoppen, sonst hätte ich etwas gesagt, was ich selber nicht in mein Kopf haben wollte. "Aber?", hackt sie trotzdem nach und sieht mich verwirrt an. "Aber...ich glaube, ich hab das passende Kleid gefunden", wechsele ich schnell das Thema und hole ein Hellblaues Kleid von der Stange, das mit kleinen Strasssteinen besetzt war. Genau diese Farbe habe ich gesucht. Nuray verdreht die Augen, aber richtet sofort wieder ihre Aufmerksamkeit auf das Kleid. An ihrem aufgeregten Klatschen kann ich erkennen, dass sie es genauso liebt wie ich. "Probiere es an, sofort!", quietscht sie und schiebt mich in die Kabine rein.

Etwas perplex ziehe ich das Kleid an und es liegt wie angegossen auf meinem Köper. Es bedeckt etwas mein Dekoltee, ist eng anliegend, was meine Kurven nicht nur schmeichelt sondern sie auch noch betont. Das Hellblau gibt meiner von Natur aus Karamellfarbenden Haut einen Schimmer und sticht dadurch mehr heraus. Ich laufe aus der Kabine raus und blicke meine Schwägerin fragend an. Sie starrte mich förmlich mit aufgerissenen Augen an und lächelte über beiden Ohren. So muss sich Raphael fühlen wenn ich ihn anschaue. "Wow Aylin...es ist wunderschön" stottert sie und betrachtet mich begeistert. Also, die erste Sache auf der Liste ist abgehackt. Fehlt nur noch meine Psyche vorher auf die reihe zu bekommen und dann kann die Hochzeit starten. "Ich brauche Socken", seufze ich und Nuray verfällt in lachen. Grinsend bezahlen wir das Kleid, gehen in den nächsten H&M und besorgen mir Socken. Danach machen wir uns wieder auf den weg nachhause.

Mittwoch: 01.12.2021, 21:11

Müde lasse ich mich in das Bett fallen und blicke zum Schrank. Ich wünschte ich könnte noch einmal das Mädchen von damals sein. Das Mädchen zu der man gesagt hat "Sie wird immer von Emir geliebt werden". Ich hoffe innerlich, dass ich noch einmal seine Liebe spüren kann. Tränen schießen aus meinen Augen und ich wische sie eilig mit meinen Ärmel weg. Es verletzt mich alles immer noch. Die Tränen fließen weiter meine Wange runter, doch ich drehe mich einfach zur Seite und schließe meine Augen. Am besten versuche ich einfach zu schlafen, um diese Erinnerung aus meinem Kopf zu verdrängen.


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Zwei Fremde (Raf camora FF)Where stories live. Discover now