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(Aylins Sicht)

Samstag: 27.08.22, 12:48

"Hast du die Flasche Wein dabei?", fragt Naomi mich, während sie ihre Sandalen anzieht. "Natürlich! Sogar gekühlt", kichere ich und warte geduldig auf meine beste Freundin. "Na dann los geht's", lacht sie und verlässt unsere Wohnung. Schnell folge ich ihr nach draußen, wo mir die Sonne direkt entgegen kommt, weshalb ich mir meine Sonnenbrille aufsetzte. Wir haben beschlossen den Weg zu Lisa und Joe zu laufen, damit wir beide uns auf dem Weg gemütlich betrinken können. "Es ist so heiß", beschwert sich Naomi und wedelt sich mit ihrer Hand Luft zu. "Ich liebe es", kichere ich leise und sehe zu ihr. "Ist das Wein noch kalt?", sie sieht mich mit einem gequälten Gesichtsausdruck an. "Etwas." "Dann gib ihn her", lacht sie und hält ihre Hand hin. Schnell gebe ich ihr die kühle Flasche und sie hält sie sich an die Stirn. "So, jetzt ist es besser", murmelt sie zufrieden, was mich kichern lässt.

Samstag: 27.08.22, 13:12

"Hey Mädels", ruft Lisa laut, als sie uns die Tür öffnet. "Hey Maus", begrüße ich sie und umarme sie fest. "Wohin mit dem Wein?", Naomi drängt sich durch die Tür und hält fragend die Flasche nach oben. "Also, dass was noch davon da ist, kann in den Kühlschrank", antwortet Lisa und läuft mit mir durch ihr Wohnzimmer in den Garten. "Meine Señorita ist da", quietscht Mary erfreut und rennt auf mich zu, um mich in ihre Arme zu nehmen. "Wie geht es dir?", fragt sie und ich lächle sie an. "Alles ist super", gebe ich ihr zu verstehen und begrüße alle andern. Nur bei einem halte ich Abstand. Raphael sieht bedrückt auf den Boden, während er sich mit John an dem kleinen Tisch unterhält. Schnell wende ich meinen Blick von ihm wieder ab und wende mich an die Mädels. "Also Aylin, das ist meine kleine Stieftochter Tyga", stellt uns Mary ein kleines Mädchen vor, welche schüchtern auf Mary zuläuft. Sie ist mir vorher gar nicht aufgefallen, aber John hat uns schon öfter ihr erzählt. "Hey kleine", begrüße ich sie und sehe in ihre tiefbraunen Augen. Sie hat zwar dunkele Haare und eine Karamellfarbene Haut, aber dennoch hat sie so viele Ähnlichkeiten mit John. "Hallo", kommt es leise, aber dennoch lächelnd von ihr. "John! Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine schöne Tochter zeugen kannst", kichere ich und blicke zu dem besagten Mann rüber. "Tja, da hast du den Beweis", lacht er und kommt mit schnellen Schritten auf seine Tochter zu, um ihr ein Kuss auf die Wange zu geben. Kichernd drückt sie ihn von ihr weg und sieht ihn sauer an. "Dein Bart piekst mich", beschwert sie sich lächelnd und reibt ihre Wange. "Wenn du möchtest Maus, können wir später noch kurz in den Pool springen", schlägt Lisa ihr vor und zeigt hinter sich, auf den aufgestellten Pool im Garten, welcher erstaunlich groß ist. "Gute Idee! Ich brauche auch eine Abkühlung", gesellt sich Naomi dazu und beißt in ein Stück Wassermelone. "Von wo hast du die jetzt her?", verblüfft sieht Lisa sie an. "Was denn, ich habe mich nur an eurem Kühlschrank bedient", grinst sie und zuckt mit den Schultern. Lachend schüttele ich den Kopf, "dann gib wenigstens einen Bissen ab, wenn du schon das Essen klaust." Sie hält mir Augen verdrehend die Wassermelone entgegen und ich beiße genüsslich rein. "Ich sehe, ihr habt schon Hunger. Dann fange ich gleich mit dem Grillen an", gibt uns Joe Bescheid und ich hebe als Antwort meinen Daumen nach oben. "So lange können wir in den Pool, oder?", mit großen Augen sieht Tyga uns bittend an. "Natürlich kleine, ich rufe gleich Malina dazu. Sie hängt schon seit Stunden in ihr Zimmer fest", beschwert sich Lisa über ihre Tochter. Freudig klatscht Tyga in ihre Hände und zieht Mary an der Hand ins Haus, um ihren Badeanzug anzuziehen.

Samstag: 27.08.22, 15:29

"Aylin spielst du mit mir Meerjungfrau?", fragend sieht mich Tyga an, während ich mit den Mädels im Pool entspanne. "Ich bin dabei, aber ich finde Mary muss auch mitspielen." "Meine Haare!", ruft Mary quälend und Tyga beginnt mit dem Schmollen, weshalb sie zum Schluss nachgibt, und ein paar Runden mitspielt. Wir haben die letzte Stunde mit einer kalten Flasche Sekt im Pool verbracht, während ich vergeblich versucht habe, Raphaels Anwesenheit zu ignorieren. Aber seitdem der feine Herr oberköperfrei am Grillen ist, ist es schon fast unmöglich nicht zu schauen. Kleinen Schweißtropfen fließen über seine markanten Muskeln und glitzern in der prallen Sonne. "Erde an Aylin?", erschrocken zucke ich zusammen und sehe Mary fragend an. "Tut mir leid, ich war gerade mit den Gedanken wo anders." "Kein Problem, aber das Essen ist fertig", lacht sie und nimmt die beiden Mädels an die Hand, um ihnen aus dem Pool zu helfen. Gott mir ist noch nicht einmal aufgefallen, dass bereits alle aus dem Pool verschwunden sind. Schnell steige ich ebenfalls raus und trockne mich mit meinem Handtuch ab, um an dem Tisch Platz zu nehmen. Das Fleisch und die Kartoffeln werden bereits auf den Tellern verteilt, während die zwei kleinen am Diskutieren sind, was sie später spielen werden. Mit einem Lächelnd höre ich ihrem Gespräch zu, bis eine tiefe Stimme mich aus dem Bahn zieht. "Aylin? Kannst du mir den Salat reichen?", kommt es fragend von Raphael und mein Blick wendet sich sofort zu ihm. Einige Sekunden halte ich seinen Blick stand, greife dann aber nach der Schüssel und reiche diese wortlos weiter. "Danke", kommt es leise von ihm und ich nicke ihm kurz zu. Schnell nehme ich einen großen Schluck aus meinem Glas und kippe die kalte Flüssigkeit meine Kehle runter.  Es wird wohl doch nicht so leicht wie ich es dachte.

Samstag: 27.08.22, 19:46

Lachend schwinge ich meine Hüften und sehe zu Naomi, welche bereits mit den nächsten Getränken auf mich zu kommt. "Wo ist eigentlich dein Schwachkopf?", frage ich meine beste Freundin und stupse sie mit den Ellenbogen an. "Maxwell ist bei seiner Familie, aber ich sehe ihn heute Abend noch", erzählt sie mir und lächelt mich an. "Er holt mich hier ab", ergänzt sie noch kichernd. "Dann wünsche ich euch beiden viel Spaß", lache ich und wackele wissend mit den Augenbrauen. Mary hat vorhin die Musik angemacht und seitdem tanzen wir zu viert wie wilde Hühner. Wir verschwinden höchstens, um die Gläser abwechselnd nachzufüllen.  "Ich liebe euch so sehr", lallt Mary in mein Ohr und umarmt mich plötzlich von hinten. "Ich dich auch mein Schatz", kichere ich und lehne mich nach hinten an ihre Brust. "Hey!" ruft John plötzlich "klaue meine Frau nicht Aylo!", neckend strecke ich ihm die Zunge raus und klammere mich fester an seine Verlobte. "Zu spät! Das hat sie schon", fügt Mary lachend hinzu, während er als Antwort seinen Mittelfinger ausstreckt. "Den stecke ich dir später in den Arsch", warnt sie ihn und gibt haucht ihm ein Luftkuss zu. "Wusste gar nicht, dass du auf sowas stehst", prustet Joe los und kassiert als Antwort einen Schlag in seine Seite. "Digga man", beschwert sich Joe und zerzaust Johns blonde Locken. "Lasst uns lieber noch einen trinken, bevor wir zwei verletzte haben", Lisa greift sich die kleinen Shotgläser und füllt für alle Wodka rein. "Raf trinkst du auch einen?", fragend hält John ihm ein Glas entgegen, aber er schüttelt den Kopf. "Ich bin mit dem Auto da." "Tja mehr für uns", neckt Lisa ihn und reicht uns allen die kleinen Gläser. "Auf diesen wunderbaren Tag", ruft Mary und hebt ihre Hand in die Höhe. "Darauf stoße ich an", kichere ich und kippe mir die bittere Flüssigkeit in den Hals. Schnell verziehe ich mein Gesicht und stelle das Shotglas wieder auf den Tisch ab. "Und jetzt tanzen auch die Jungs", bestimmt Mary und zeigt auf ihren Verlobter. "Oh Gott nein", gequält verzieht er sein Gesicht und schüttelt den Kopf. "Platz frei für John", jubelt Naomi und die anderen feuern mit an. Kichernd zieht Mary ihn auf die Wiese und zwingt ihn zum Tanzen. Lachend schüttele ich den Kopf und sehe mir das Theater von weiter weg an.

Samstag: 27.08.22, 22:57

"Ich fahre dich nachhause", bestimmt Raphael plötzlich und steht von seinen Stuhl. "Alles gut, brauchst du nicht", lalle ich kichernd und halte mich am Stuhl fest, da meine Sicht leicht verschwommen wird. Doch er schüttelt nur den Kopf und greift nach meinem Arm. "In dem Zustand lasse ich dich nicht alleine fahren", erklärt er mir und zieht mich auf die Beine. "Pass auf sie auf", ruft John laut und er nickt. "Immer doch", antwortet er ihm und hilft mir zu seinem Auto. Ohne seine Hilfe wäre ich wahrscheinlich kein Zentimeter weit gekommen, denn ich kann mein Gleichgewicht noch weniger halten als ein Elefant auf einem Fahrrad. "Nur noch die letzten Schritte", motoviert er mich und ich kichere leise vor mich hin. Vorsichtig setzt er mich auf dem Beifahrersitz ab und rennt ums Auto, um genauso in seinen Wagen einzusteigen. Stumm lässt er den Motor aufheulen und fährt los, während ich Gedankenverloren aus dem Fenster blicke. "Ich vermisse dich Aylin", unterbricht er plötzlich die Stille, weshalb sich meine Aufmerksamkeit auf ihn richtet. Stumm betrachte ich sein Gesicht und sehe zu wie er nervös seinen Wagen durch die Straßen lenkt. "Willst du nichts dazu sagen?", fragt er irgendwann verzweifelt, als immer noch kein Ton von mir kam und ich zucke mit den Schultern. "Was soll ich dazu sagen?", kontere ich und sehe ihn fragend an. Auch in mir breitet sich die Nervosität aus, wir waren seit einem Monat nicht mehr allein. Ich richte meinen Blick auf meine Hände und fange an mit meinen Fingern zu spielen. "Egal was, nur bitte rede mit mir", setzt er wieder zum Sprechen an und ich seufze leise.

"Ich vermisse dich auch, immerhin hast du mich während unserer gemeinsamen Zeit alles vergessen lassen und mein Herz wieder zum Schlagen gebracht", gestehe ich ihm leise und auf seinen Lippen taucht ein kleines Lächeln auf. Das Auto kommt vor Naomis Wohnkomplex zum Stehen und er wendet sein Blick zu mir. "Du wirst mich hassen, aber ich muss das jetzt machen", flüstert er leise und bevor ich seine Wörter realisieren kann, liegen seine Lippen bereits auf meinen. Wie selbstverständlich bewegen sich meine Lippen zu seinen und ich erwidere den Kuss. Meine Hand wandert an seine Wange und er fährt mit seiner Zunge über meine Unterlippe. Für einen kurzen Moment öffne ich wie von selbst meinen Mund, halte aber in der nächsten Sekunde inne. Es ist falsch! Du musst aufhören! Fährt es mit durch den Kopf und ich reiße mich schockiert von ihm los. "Was ist los Amore? Du hast es doch erwidert?", fragt er bedrückt und ich sieht mich etwas panisch an. "Ich kann das nicht", kopfschüttelnd sehe ich ihn an und Tränen sammeln sich in meinen Augen. Panisch reiße ich seine Autotür auf, ich muss so schnell wie möglich aus seiner Nähe verschwinden. Ich bin schon schwach geworden, wer weiß wie weit ich mich wieder auf ihn einlasse, wenn ich jetzt nicht gehe. "Aylin, warte!" Raphael versucht noch nach meiner Hand zu greifen, doch ich bin bereits aus dem Wagen gesprungen und torkele auf die Haustür zu. Ich muss hier weg, war das Einzige, was ich noch dachte.

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Zwei Fremde (Raf camora FF)Where stories live. Discover now