Die andere Hexe

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Ich hatte mich nach draußen auf den Schulhof verzogen und stand nun unter einer alten Eiche, die Teil des Schulgartens war.

Ich hatte die Hoffnung, dass ich hier weit genug von allem entfernt war, was sich irgendwie von meiner Magie angegriffen fühlen könnte.

Ungeduldig hielt ich mir mein Smartphone ans Ohr und trat von einem Fuß auf den anderen, bis Mum endlich abnahm.

»Hope, was ist los? Warum rufst du an?«

Ich hörte die Besorgnis in ihrer Stimme. Sie wusste, dass irgendwas passiert sein musste.

Ich hatte sie noch nie angerufen, wenn ich in der Schule war, oder ich wusste, dass sie arbeitete.

»Mum... Irgendwas stimmt mit meinem Amulett nicht. Ich... ich habe gerade eine Coladose zum Explodieren gebracht und eine Glasscheibe ist zersprungen. Der Rubin ist eiskalt und ich habe keine Ahnung, was ich machen soll, oder wieso das passiert ist!«

Meine Stimme zitterte und ich presste meine Lippen aufeinander, während ich mit meiner freien Hand das Amulett an meinem Hals umfasste.

Noch immer war der Stein kalt und mit jeder Sekunde, die verstrich, hatte ich mehr Angst davor, was passieren könnte.

»Beruhig dich Liebling«, sagte Mum.

»Erzähl mir ganz genau, was vorgefallen ist. Was hast du gemacht, ehe das passiert ist?«

Ich atmete tief durch und versuchte mich zu beruhigen.

»Ich war in der Cafeteria und habe mit einigen Mitschülern zusammengesessen. Wir haben einfach nur geredet und plötzlich ist die Coladose einfach explodiert. Und als ich die Cafeteria verlassen wollte, ist noch eine Glasscheibe von einer Tür zersprungen«, sagte ich und schluckte.

»Und der Stein in deinem Amulett ist kalt, sagst du?«

»Ja, er ist eiskalt. Wie tot. Aber er muss warm sein. Lyanna meinte, dass der Stein mit meinen Kräften in Verbindung steht. Wenn er warm ist bedeutet das, dass meine Kräfte und er im Gleichgewicht zueinander sind, sodass sie leichter zu kontrollieren sind und die ganzen seltsamen Dinge, die um mich herum passieren, nicht mehr passieren«, sagte ich und wischte mir eine Träne von der Wange.

»Und normalerweise ist der Stein warm und fühlt sich so an, als würde er leben. Aber er ist eiskalt. Meine Kräfte haben sich, trotz des Steins entladen Mum!«

»Hope, du musst dich beruhigen!«, sagte Mum laut und ich verstummte.

»Ich weiß, dass es dir Angst macht und es ist auch sehr beängstigend. Aber du darfst deine Ängste und Gefühle nicht die Kontrolle übernehmen lassen, verstanden?«

»Ja, aber wie? Ich kann nicht wieder in die Schule gehen, wenn der nächste Wasserhahn explodiert oder die Sprinkleranlage aktiviert wird«, gab ich zurück.

»Das wird nicht passieren. Du sagst, der Stein ist kalt, weil deine Kräfte sich entladen haben, richtig?«

»Ja«, antwortete ich leise seufzend.

»Hör zu, deine Quelle der Kraft ist die Kraft des Blutes. Deshalb hat sich deine Magie schon im frühen Kindesalter so stark manifestiert. Ich habe mit der Quelle der Luft gerechnet, aber egal. Worauf ich hinaus will ist folgendes: deine Magie hat ständig Zugriff auf ihre Quelle. Dein Blut«, erklärte Mum ruhig.

»Scheinbar hat sich in dir so viel Magie angestaut, dass der Stein sie nicht mehr kontrollieren konnte. Du musst den Stein einfach wieder aufladen«, sprach sie weiter.

»Und wie? Duantia hat mir kein Ladekabel dazu gegeben, als sie mir das Amulett umgelegt hat«, antwortete ich und konnte gegen den Sarkasmus in meiner Stimme nichts tun. Mum lachte.

Olivia - Was Magie bewirktOnde histórias criam vida. Descubra agora