Benjamin vom Dachboden

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Die Wochen vergingen und ehe ich mich versah brach die letzte Septemberwoche an und somit gab es für meine Mütter nur noch ein Thema: mein 16. Geburtstag.

Ich freute mich zwar auf meinen Geburtstag, aber wenn es nach mir gehen würde, würde der Tag nicht anders ablaufen, als sonst.

Aber Mum hatte sich in den Kopf gesetzt, dass wir dieses Mal richtig feiern würden.

»Dein Vater kommt schon am Freitag hier an und fliegt am Montag zurück nach Paris. Gabrielle muss in Paris bei Élodie bleiben. Die arme Maus hat Grippe«, erzählte Mum, während sie einige Arbeiten korrigierte.

»Deine Großeltern schaffen es leider auch nicht. Dein Großvater hat am Freitag einen Arzttermin und du kennst ja deine Großmutter. Sie würde Frederik nie allein lassen«, sprach sie weiter und ich nickte abwesend, während ich meinen Aufsatz für Englisch fertig schrieb.

»Aber Oma und Opa kommen her. Sie landen bereits morgen Nachmittag und bleiben bis Dienstag«, sagte Mama und setzte sich mit ihrer Tasse Kräutertee neben mich.

»Also haben wir ein volles Haus. Wir sollten vielleicht darüber nachdenken, den Dachboden auszubauen. Louis hat sich zwar für dieses Wochenende ein Hotelzimmer genommen, aber wenn wir Weihnachten dieses Jahr hier feiern, brauchen wir eindeutig mehr Platz«, überlegte Mum, ohne von den Arbeiten aufzusehen.

»Weihnachten verbringen wir dieses Jahr nicht in Lyon?«, fragte ich überrascht und Mum schüttelte den Kopf.

»Es war die Idee deines Vaters. Élodie ist so traurig, dass sie nicht mit herkommen kann. Und deine Großeltern haben ebenfalls zugestimmt. Für deine Großmutter ist es eh immer so viel Stress das Weihnachtsfest auszurichten«, erklärte sie und lächelte mich an.

Wir hatten bis jetzt jedes Weihnachtsfest in Lyon verbracht.

Wir waren mit Oma und Opa nach Frankreich gereist, wo wir mit Papa, Élodie, Gabrielle und meinen Großeltern gefeiert hatten.

»Dann braucht ihr wirklich ein zweites Gästezimmer«, sagte ich leise.

»Es sollte kein Problem sein, zwei weitere Zimmer unter dem Dach einzurichten. Ich könnte meinen Vater fragen, ob das möglich ist. Er ist ja in der Baubranche gewesen, ehe er in Rente gegangen ist«, überlegte Mama laut und nippte an ihrem Tee.

Mum nickte begeistert und ich seufzte.

Es gab definitiv noch sehr viele andere Baustellen an dem Haus. Die Fassade zum Beispiel. Und der Keller.

Dafür, dass einmal im Jahr das Haus voll sein würde, wären zwei zusätzliche Gästezimmer übertrieben.

»Kommen deine Freunde am Sonntag auch? Du hast sie doch gefragt?«

Mama sah mich an und ich schrieb den letzten Satz meines Aufsatzes zu Ende, ehe ich mein Heft zuschlug.

»Ja, ich habe sie gefragt und sie haben alle zugesagt. Und ich wollte euch noch fragen, ob es für euch in Ordnung ist, wenn ich am Samstag bei Miranda schlafe. Wir wollen bei ihr reinfeiern«, sagte ich.

Mum und Mama tauschten einen kurzen Blick und ich sah deutlich das Grinsen in Mum's Gesicht.

Noch nie hatte ich sie gefragt, ob ich bei einer Freundin übernachten durfte.

»Ihre Eltern haben kein Problem damit?«, fragte Mama und ich schüttelte den Kopf.

»Sie haben gesagt, solange nichts kaputt geht und am nächsten Tag alles sauber ist, geht das für sie, in Ordnung. Also?«

»Wenn ihre Eltern damit einverstanden sind, dann ist es in Ordnung. Was wollte ihr denn so Schönes machen?«

Da war sie, die Neugier meiner Mum. Sie grinste mich breit an und ich wusste, dass sie mich die ganze Woche mit Fragen löchern würde.

Olivia - Was Magie bewirktWhere stories live. Discover now