Verbotene Zauber und ihre Folgen

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»Obwohl die Hexengemeinschaft schon immer darauf geachtet hat, sich vor den Menschen zu verbergen, verschärften sich die Regeln bezüglich unserer Magie drastisch, als die erste Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

Nachdem sie einen Mann mit Hilfe von Magie heilte, wurde sie als Hexe entlarvt und verbrannt. Sie erteilte so außerdem den Startschuss für die Hexenverfolgung, der nicht nur Hexen zum Opfer fielen, sondern auch viele unschuldige Frauen und Mädchen.

Der hohe Rat beschloss daraufhin zum Schutz der Gemeinschaft, dass Hexen und Magier ihre Kräfte nicht mehr so offensichtlich einsetzen dürfen und außerdem verboten sie Heilzauber vollständig...«

Ich hielt inne und versuchte das Gelesene zu verarbeiten und kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe herum.

Also wurden Heilzauber verboten, weil eine Hexe wegen genau so einem Heilzauber verbrannt wurde? Wir könnten so viel Gutes mit der Magie machen. Krebs heilen, oder andere Krankheiten, für die es noch keine Heilung gibt.

»Worüber denkst du nach?«

Carter sah mich an und ich zuckte mit den Schultern.

»Komm schon, wenn es dem Aufsatz dient, dann will ich es auch wissen. Ich dachte, wir arbeiten zusammen«, gab Carter zurück und ich seufzte.

»Es war nur ein Gedanke, der mir durch den Kopf ging. Hier...«, sagte ich und schob ihm das Buch zu. Sofort überflog Carter den Text, während ich bereits fortfuhr.

»Ich habe gerade daran gedacht, wie viel Gutes wir mit unserer Magie vollbringen könnten, wenn die Hexenprozesse nie gewesen wären. Wahrscheinlich gäbe es schon keine Krankheiten mehr auf der Welt und-«

»Ich unterbreche dich nur ungern, aber so schön das auch klingt, so fatal wäre es auch. Überleg' mal, wie unsere Welt dann jetzt aussehen könnte. Viele Krankheiten, die im Laufe der Jahrhunderte existiert haben, haben auch dafür gesorgt, dass die Forschung vorangetrieben wurde. Wenn sich die Menschen nur auf unsere Magie verlassen würden, dann wären wahrscheinlich viele Dinge nie erfunden worden«, sagte Carter und sah mich an.

»Ja schon, aber... es würde doch nichts dagegensprechen, die Regeln wieder zu lockern. Mit Hilfe von Magie könnte zum Beispiel ein Mittel gegen Krebs gefunden werde«, sagte ich und Carter zuckte mit den Schultern.

»Mag sein, aber was bringt es, alle Krankheiten dieser Welt zu heilen? Die Menschen würden alle alt werden, lange leben und die Welt würde noch weiter in eine Überpopulation abrutschen. Lebensraumknappheit, Essensknappheit selbst in reichen Ländern der Welt... Es klinkt unfair und hart, aber es ist gut so, wie es ist«, gab er zurück und ich sah ihn fassungslos an.

»Du findest es also gut, dass Menschen an schrecklichen Krankheiten sterben?«

»Das habe ich nicht gesagt«, sagte Carter und verdrehte die Augen.

»Ich meine damit lediglich, dass es Krankheiten geben muss, damit alles im Gleichgewicht bleibt. Ja, es ist unfair, dass Menschen wegen Krankheiten sterben, die wir rein theoretisch heilen könnten. Aber überleg' doch einmal, was die Konsequenzen wären, eine Welt ohne Krankheiten zu haben«, fügte er hinzu und ich seufzte.

»Wahrscheinlich hast du recht...«, gab ich widerwillig zu und dachte wirklich einen Moment darüber nach.

Carter hatte Recht damit, dass die Menschen immer älter werden würden, was unweigerlich dazu führen würde, dass die Ressourcen schrumpfen würden. Weniger Lebensraum, Lebensmittelknappheit...

»Dagegen könnte man doch aber auch mit Magie vorgehen«, überlegte ich laut und Carter sah seufzend von seinem Buch auf.

»Nur bis zu einem gewissen Grad. Ja, wir können dafür sorgen, dass Pflanzen schneller wachsen und erntefähig sind. Aber irgendwann wäre einfach kein Platz mehr da. Man würde Wälder abholzen und bebauen müssen, Naturschutzgebiete würden irgendwann auch dran glauben müssen... Davon abgesehen wären irgendwann die natürlichen Ressourcen, wie Stein, Erz, Öl und so weiter erschöpft. Mehr Müll würde produziert werden, Treibhausgase...«

Olivia - Was Magie bewirktWhere stories live. Discover now