Der erste Schultag

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Der erste Schultag nach den Ferien war schon immer schwer für mich gewesen. Man hatte immer sofort gemerkt, dass ich die totale Außenseiterin war.

Während all die anderen Schüler sich über ihre Ferien unterhielten und sich gegenseitig Urlaubsbilder zeigten, hatte ich immer einsam irgendwo herumgestanden und mir gewünscht, ich würde dazu gehören.

Eventuell hatte ich mir auch hin und wieder gewünscht, dass ich unsichtbar war. Vor allem wenn Emma Krüger und ihre Freunde ankamen und mich fragten, wie meine Ferien waren.

Das erste Mal als dies passierte (es war in der sechsten Klasse gewesen) hate ich mich gefreut und wollte antworten, als sie lachte.

»Denkst du echt, es interessiert uns, du Freak?«, hatte sie gesagt und war lachend mit ihren Freunden weitergezogen.

Der erste Schultag an einer komplett neuen Schule, war noch einmal ein ganzes Stück anders. Und durch die ganzen, schrecklichen ersten Schultage, die ich hatte, hatte sich eine Paranoia in mir festgesetzt.

Ich erwartete schon beinahe, dass Marie Heidelberg oder Emma Krüger auftauchten und riefen: »Hey! Da ist die seltsame Olive!«

Aber nichts dergleichen geschah.

Niemand beachtete mich großartig, als ich den Schulhof der »Highgate Academy« überquerte und das altehrwürdige Gebäude betrat.

Wahrscheinlich beachtete mich deshalb niemand, weil ich genauso aussah, wie all die anderen Schüler auch.

Ich trug eine weiße Bluse und darüber einen dunkelblauen Blazer mit dem Schulwappen auf der linken Brust.

Die rote Krawatte hatte Mum mir heute Morgen gebunden und mir auch gleich gezeigt, wie es ging, damit ich es ab morgen allein konnte.

Ich hatte mich außerdem für den schwarzen Faltenrock entschieden, statt für die Hose, auch wenn ich deshalb die weißen Kniestrümpfe tragen musste.

Aber wenigstens ließ die Schule den Schülern die Wahl, welche Ausführung der Uniform sie tragen wollten.

Glücklicherweise war auch der Weg zum Sekretariat gut ausgeschildert, sodass ich niemanden fragen musste, wo ich hinmusste. Ich konnte den Schildern folgen und fand mich vor einer blauen Tür mit einer Glasscheibe an der Seite wieder, durch die ich kurz sah, ehe ich klopfte.

Als ich den Raum betrat, hätte ich die Sekretärin fast übersehen, die hinter einem großen Tresen saß.

Sie war jung und ich wettete, dass man sie für eine Schülerin halten würde, wenn sie die Gänge entlang ging.

Sie hatte blondes, kurzes Haar, welches sie sich zu einem Bob geschnitten hatte und trug eine große, schwarze, klobige Brille.

»Was kann ich für dich tun Liebes?«, fragte sie und lächelte, was sie sofort sympathisch machte.

An meiner alten Schule hatte die Sekretärin immer nur missbilligend die Stirn gerunzelt und so ausgesehen, als verurteilte sie einen, nur weil man das Sekretariat betrat.

»Äh... Ich bin Olivia Raven. Ich... äh ich bin neu«, stammelte ich nervös. Die Sekretärin lächelte noch immer und fing sofort damit an, etwas in ihrem Computer einzutippen.

»Ich bin Mrs. Hiddlstick, die Sekretärin. Aber sicher war dir das bereits klar. So, wo haben wir dich...«, sagte sie fröhlich und stützte ihr Kinn auf ihrer Handfläche ab.

»Ah, hier haben wir dich ja. Olivia Hope Raven. Ein wirklich schöner und ungewöhnlicher Name«, sagte sie und druckte einen Zettel aus, den sie mir anschließend entgegenschob.

Olivia - Was Magie bewirktWhere stories live. Discover now