Kapitel 8

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Ein lautes Klopfen riss mich aus dem Schlaf.

»Komm rein« Die laute Stimme an meinem Ohr, ließ mich erschrocken zusammenfahren und erst jetzt wurde mir mein Umfeld so wirklich bewusst. Ich war an einem Körper gelehnt, dessen Arme mich fest umschlungen hielten. Das Kinn auf meinen Kopf geschützt. Wiegte mich, wie ein Kleinkind. Zusammengekauert vor dem offenen Feuer des Kamins.

»Sshh« Er strich mir behutsam über den Hinterkopf.

Die Hüttentür öffnete sich knarzend und Schritte näherten sich. Direkt hinter uns verstummten sie.

»Ist sie wach?«, fragte eine mir unbekannte Stimme«.

»Noch nicht ganz.« Er verlagerte mich und nahm mein Gesicht in seine Hand.

»Rhea?«. Killian strich mit dem Daumen über meine Wange. »Wach auf, bitte.«

Langsam öffnete ich die Augen und bemerkte, dass er mich erneut verzaubert hatte. Diesmal konnte ich eindeutig seine Augen erkennen, nur sein restliches Gesicht zeigte sich mir als verschwommener Fleck. »Wie geht's dir?« Sein intensiver Blick haftete auf mir und suchte in meinen Augen nach der kleinsten Regung. Ich nickte langsam. Mit meinen Lippen formte ich das Wörtchen »gut«, doch es kam kein Ton aus meinem Mund. Mein Hals war wund vom Schreien und schmerzte beim Schlucken. Sorge zeichnete sich in dem kristallklaren Blau ab und zum ersten Mal entdeckte ich in seinem rechten Auge etwas Faszinierendes: Die obere Hälfte seiner Iris war braun statt blau. Ich konnte meinen Blick davon kaum abwenden. Und so bemerkte ich nicht, dass ich meine Hand an seine Wange legte. Bei meiner Berührung schloss er kurz die Augen und lehnte sich gegen meine Handfläche. Bartstoppeln kitzelten meine Haut und eine Gänsehaut breitete sich auf meinen Armen aus.

»Was ist mit deinem Auge?«, hörte ich mich fragen.

Ein Lächeln spiegelte sich in seinen Augen und er seine Lider senkten sich.

»Nichts. Es ist einfach so.« Sein Blick traf wieder meinen und es fühlte sich an, als würde er tief in mein Innerstes schauen. Ich erwartete ein unbehagliches Gefühl, doch es blieb aus. In seinen Augen hing... alles. Mir fehlten die Worte um dieses »Alles« zu beschreiben, aber es war, als würde ein letztes Teil in einem Puzzle sich zusammenfügen. Einrasten.

Ein Hüsteln unterbrach diesen stummen Austausch von Allem und Nichts und blinzelnd kehrten wir in der Realität zurück. Keine Ahnung, wie lange unsere kleine Unendlichkeit andauerte, aber es schien genug gewesen zu sein, um den Unbekannten nervös zu machen. Killian wandte seinen Blick zu ihm und lehnte sich nach hinten. Weg von mir. Diese abrupte Distanz entzog mir förmlich meine Wärme und Kälte blieb zurück, bei der kurz zuvor noch dieses wundervolle Gefühl der Gänze herrschte. Überrumpelt schüttelte ich mir das Frösteln ab und schenkte den jungen Mann neben uns Beachtung. Er begrüßte mich mit einem Grinsen, das von einem zum anderen Ohr reichte. Ich musste ihn nicht kennen, um dieses durch und durch spitzbübische Lächeln entziffern zu können. Seine braunen Rehaugen leuchteten. Ich konnte in ihnen so viel Wärme und Liebe erkennen, dass ich nicht anders konnte, als sein Lächeln zu erwidern. Hellbraune Locken kringelten sich in seiner Stirn und sie standen in sämtliche Richtungen ab. Er strahlte pures Leben aus: Eine freche Hochmut, Charme, aber auch etwas, das Hoffnung in mir weckte, deren Ursprung mir bis dahin nicht bewusst war. Und ich wusste nicht wieso, aber ich fing an zu lachen. Einfach so. Ein kleines Kichern brach aus mir hervor, so als hätte ich einen alten Freund nach einer unendlichen Zeit wieder getroffen. Freude, die so hervorsprudelte. Seine Grübchen gruben sich noch tiefer in seine Wangen und die Lachfältchen um seine Augen verdoppelten sich.

Freund. Das war mein einziger Gedanke. Ich kannte ihn nicht, aber schon ab diesem Moment hätte ich ihn mein Leben anvertraut. Erstaunt über dieses Gefühl, verrutschte mein Lächeln und ich löste den Blickkontakt. Unsicher suchte ich nach Killians Augen, die mich so liebevoll musterten, dass mein Inneres anfing zu schmelzen.

Swords of AmarantheaWhere stories live. Discover now