Kapitel 9

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Stumm saßen wir am Esstisch und löffelten den Eintopf in uns hinein. Lediglich das leise Knistern des brennenden Holzes und das Schaben des Löffels in den Schüsseln waren zu hören. Diese Stille tat mittlerweile nur noch in den Ohren weh. Stur starrte ich auf die Tischplatte und würdigte den Herrschaften keines Blickes. Noch immer brodelte es in mir, aber im Gegensatz zu vorhin, erlosch die Glut langsam.

»Wird sie dir je verzeihen?«, fragte Kjell unverblümt an Killian gerichtet. Ich ignorierte sie weiterhin. Er antwortete ihm nicht, aber ich war mir sicher, dass sich die beiden auch ohne ausgesprochene Worte sehr gut austauschen konnte.

Erneut provozierte er eine Reaktion meinerseits. »Wenn sie nicht so dicht machen würde, hätte ich ihr schön längst gesagt, dass ihr Eintopf ein Traum für meine Geschmacksknospen ist.« Ich verdrehte die Augen.

Nur er redete am Tisch. Und sein nächster Kommentar traf ins Schwarze.

»Sie ist«, sprach er leise, während er seine Stimme um noch eine Nuance senkte, als er weitersprach, »rundlicher als du mir berichtet hattest.«

Fassungslos drehte ich meinen Kopf zu diesem schamlosen Fae und funkelte ihn an. Seinen Kopf stützte er auf seinen Händen ab und blickte vielsagend zu seinem Freund.

»Kjell!«, stieß Killian wütend hervor. Aber genau das schien dieser Bastard gewollt zu haben. Neben seiner gehobenen Augenbraue und diesem schelmischen Glitzern in den Augen, verzog er einen Mundwinkel selbstgefällig nach oben, als er bemerkte, dass ich ihm nun Beachtung schenkte. Zufrieden lehnte er sich zurück und wandte sich mit seinem Oberkörper mir zu. Leider saß er direkt neben mir, während Killian uns gegenüber Platz genommen hatte. Er zog das Knie auf die schmale Bank und stemmte seine Hand darauf.

»Also«, sprach er, »nachdem ich endlich eure Aufmerksamkeit habe, möchte ich euch etwas mitteilen.«

»Was war denn so wichtig, dass du der Meinung warst, uns höchstpersönlich die Ehre zu erweisen?«, brummte mein Mentor sichtlich genervt.

»Mein lieber Freund, in den letzten Tagen eures Exil, hat sich im Königreich einiges getan.«

Killian richtete sich auf und auch ich wurde hellhörig. »Was meinst du damit?«

»Die Menschen planen einen Aufstand.«

Nervös lief ich in der kleinen Hütte umher, die Arme fest vor meinem Brustkorb überkreuzt. Kjell hatte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Händen in die Pritsche gelegt und starrte an die Decke.

»Kannst du endlich stillhalten? Du treibst mich mit diesem Hin und Her noch in den Wahnsinn!«, beschwerte sich der Fae, doch ich überging seinen Kommentar.

»Killian müsste doch schon längst wieder da sein oder?«

»Wenn du alle fünf Minuten fragst, kommt er auch nicht schneller wieder. Jetzt setz' dich endlich hin, verdammt!«

Nun tat ich ihm doch den Gefallen und ließ mich auf den alten Holzstuhl am Kamin nieder. Ich fing an an meinen Fingernägeln herumzuzupfen und wippte mit dem Fuß auf und ab. Kjell war die Ruhe selbst, während mein Kopf die schlimmsten Horrorszenarien zusammenreimte. Stöhnend richtete er sich auf und warf mir einen genervten Blick zu.

»Jetzt schau nicht so deprimiert und zieh' deine Stirn nicht so kraus. Davon kriegst du nur Falten.« Nun war ich es, die ihm einen vielsagend bitterbösen Blick zuwarf. Doch noch bevor ich etwas bissiges erwidern konnte, hörte ich schwere Schritte auf die Tür zukommen. Sofort schoss ich in die Höhe und wartete gespannt. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Ein erleichtertes Seufzen glitt über meine Lippen als sich die vertraute Maske durch den Türspalt schob und einen vollgepackten Beutel neben dem Rahmen abstellte.

Swords of AmarantheaWhere stories live. Discover now