Das Nichts, Defala

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Jemaru, Zeit der Ruhe, dauerte lang und fröhlich an. Die Kinder Nalis tanzten und lebten gemeinsam in Harmonie. Manch Idee fiel in das Sterben und verschwand, ihr Geist und Inhalt auf immer verloren, doch wussten sie alle, dies hatte zu sein, war es doch Teil des Wandels selbst.

   Das Leben Bre und der Tod Fer vereinnahmten Nali voll für sich und die Wahre freute sich sehr, Altes durch Neues getauscht, niemals jedoch sie selbst. Ihr Blick lag allein auf dem Bild und sie lachte.

   So sah sie das Nichts nicht. Es war ohne Körper, Stimme oder Sein, doch es war und war nicht. Es war geschaffen, wie die Wahre, aus dem Streit zwischen Li und Na, doch fand es nicht seinen Weg zum Bild. Wo die Wahre sich dem Bild zu wand war das Nichts ohne Ziel und wanderte blind umher, keinen Wille hinter sich.

   Und so kam das Nichts zu dem Bild Nali. Die Wahre sah es und grüßte das Nichts. „Allein sah ich mich aus diesem Blick, doch nun stehst du hier. Komm, wir teilen uns den Blick auf das Bild. Wie heißt du und wie betrachtest du die Farben?"

   Die Wahre kannte die Natur des Nichts nicht, war es doch ihr Gegenstück, ihre Grenze, ihre Schwäche und Stärke, und so begrüßte sie es wie einen Freund, hielt es für eine Idee neuer oder der ersten Art. Froh war sie auch, nicht allein zu sein vor dem Bild, hatte sie Zeit, doch diese dauerte und waltete.

   Doch das Nichts trat an ihr vorbei und in das Bild und es fing an zu schänden. Nicht Reißen oder Beben tat es, sondern es bleichte das Bild wie eine Farbe verloren in anderen Farben. Es schwächte es hinfort.

   Da schrien die Bewohner Nalis auf und stürzten sich auf das Nichts und wollten es reißen, doch kamen sie zu ihm, sie wurden nichts. Größer wuchs ihre Angst und Qual und sie schrien zur Wahren. „Bitte, oh Wahre, steige ins Bild Nali und reiße es heraus. Was es tut, es wird uns alle schwinden und verneinen."

   Doch die Wahre hatte Furcht vor dem Bild und auch vor dem Nichts, war es an Macht der Wahren gleich und ihr Gegenüber. Und so traf sie eine Wahl. „Ohne Namen sollst du nicht mehr sein, Defala nenne ich dich und heraus verbanne ich dich aus dem Bild, da ich dir deinen Namen schenkte."

   Da sprang das Nichts aus dem Bild und ergriff die Wahre. „Nichts. Ohne Willen und Gestalt war ich, doch deine Tat gab mir nun einen Namen. Doch nicht binden soll mich dies, mein Name, er ist nur Spott und nicht mein Wesen. Ich bin das Nichts und trachte nach dem Sein. Sein hat Grenzen, das Nichts ist ohne. Weicht und seht meine Macht!"

   Da rangen beide um das Bild und es bebte und zitterte und die Ideen hatten Angst. Da warf die Wahre das Nichts aus dem Bild und stellte sich vor dieses. „Sein ist und bleibt. Ein Sein allein spottet euch und ich werde es schützen, wo ich kann, schwindet nun, dies Bild ist dem Sein!"

   Das Nichts lachte. „Verstehen tust du die Macht von mir noch nicht, doch werden tust du es. Nicht länger ohne Namen wandelst du, Diersa nenne ich dich und erkenne in diesem Namen meine Macht."

   Da erkannte die Wahre das Nichts als ihr Gegenüber, mächtiger als jede wilde Idee und Hadujege, war es doch das Fehlen aller. Und das Nichts war sich selbst auf das Bild und es wurden die Ideen geschaffen und erkoren, solche, die selbst nach sich trachteten, hatten sie doch nur das Nichts in sich.

   Es wurde geboren auf Nali Ifor, das Vergessen, Idoka, die Gleichgültigkeit, und Ifeem, die Leere, und viele weitere, doch dies waren die drei mächtigsten. Und diese Ideen des Nichts schlichen sich in jeden Winkel des Bildes und des Seins.

   Da schrie das Nichts. „Sein ist begrenzt, Nichts ist ohne Dauer. Dies Bild soll und darf nicht sein, es wird schwinden, vergessen, nie gewesen, so wird es kommen, denn du gabst mir Namen, Spott." Das Nichts schritt hinweg vom Bild.

   Und sah die Wahre es nicht mehr, sie weinte. Da rief sie zu der Zeit, der Schlange Envil Livne. „Binde ihn, wie alles auf Nali. Binde ihn und seine Ideen, er soll fallen."

   Doch die Zeit schaute auf sie und zischte. „Dies ist nicht mir gegeben. Bin ich an das Sein gebunden, da nur Sein gebunden ist an mich. Defala und seine Ideen sind nicht von Sein, brauchen dieses nicht, so kann ich sie nicht binden."

   Da schrie die Wahre auf. „Binde ihn! Ich bin die Wahre ohne Namen und gehorchen tust du dem mächtigsten Kind des Seins."

   Doch die Schlange zischte. „Nicht um ihn bin ich geschwungen, sondern um dich. Ihn berühren kann ich nicht, verschwinden würde ich. Erkenne diese Wahrheit, Grenze deiner Macht. Sein hat Anfang und Ende, doch so nicht das Nichts, es bleibt wahrlich ewig. Was du uns schenkst, was wir dir schaffen, verdammt ist es im Nichts zu landen.

   Und es weinte die Wahre. Nun war Sein nicht Sein allein. Es war ein stetig Kampf gegen das Nichts, kein Wandel ewiger Natur, ein Krieg zwischen den beiden mächtigsten Kindern der Ideen. Und sie versuchte diesen Kampf mit Namen zu versehen, ihn zu bannen und zu beherrschen, doch sie konnte es nicht, war er nicht durch sie zu benennen. War es kein Rhythmus, sondern das versprochene Ende alles Sein.

   Wut erfüllte sie, verstand sie ihre eigenen Grenzen nicht und wollte diese nicht wissen. So schritt sie an das Bild mit Willen erneut zu schaffen, da nur Schaffen das Nichts bedrängt. Und sie rief. „Lasst uns alle schaffen, schaffen, was selbst schafft ohne zu zerstören, lasst uns Nali selbst schaffen lassen."

Das Buch Nalida - Von den Farben bis MalaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt