Gaalnu, die erste Stille zu Nali

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Fertig waren die schaffenden Arten auf Nali und die Ideen schrien und sie waren froh, denn sie sahen den Kampf gegen das Nichts Defala gewonnen.

   Da sprach die Wahre. „Lasst nun ab von unseren Kindern, meinen Geschwistern. Nicht geschaffen haben wir sie, dass sie gelenkt werden sollen durch uns. Alleine sollen sie schreiten und werkeln, eigenständig Heer sein gegen die Mächte des Nichts."

   Die Ideen neigten sich und sie sprachen. „Ja, dies soll sein. Lass es Gaalnu nennen, erste Stille zwischen den Wesen auf Nali und den Ideen, sehen sollen wir und lernen, auf das wir schaffen können besser, kommt die Zeit dafür.

   Es rief die Wahre. „Nun suchen wir, suchen wir das Nichts Defala und treiben und jagen es, dass es schwinden wird, das Bild Nali und die Werke darauf sein lässt." Und sie sah vom Bild ab und suchte nach Defala, denn sie kannte ihre Schwächen nicht und so sah sie nicht das Nichts verborgen im Bild, Diersa war trotz zweier Augen blind.

   Die Ideen schrien es ihr nach und jubelten, doch waren sie gebunden an das Bild Nali, so konnten sie nur aus diesem hinausblicken, die Sicht nach Defala schärfen. Und sie sahen nicht mehr auf das Bild, hatten sie auch nicht Veminiunni und waren blind.

   So begannen die ersten Jahre gemessen am Tanz Áhns um das Bild und dem ewigen Auf und Ab von Ra und Ar. Es waren die Zuhe Ir, die Licht und Schattenelfen, die begannen zu zählen und zu schreiben, erst Tage, dann Wochen und schließlich Jahre. Sie nannten es Gaalivne, Ehrung der Zeit und Studium dieser.

   Die restlichen Ir blieben und liefen durch die Wälder und Felder, Klippen und Täler, selbst durch die tiefen Meere. Sie alle waren nackt wie Tiere und freuten sich am einfachen Sein. Sie liefen als Stämme und in einem solchen leitete keiner, die Welt der Ir war ruhig.

   Nur die Zuhe Ir blieben in ihrem Tal allein, schufen sich Bräuche alt und lang. Sie schrieben und sangen und schafften, und sie nannten ihr Tal Áhnliku, das Sonnenfalltal, und waren froh. Sie richteten ihre Leben nach dem Bund zwischen Li und Na und sie schufen sich Roben hell und dunkel, und ihre Haut wandelt sich hell und dunkel, wollten sie doch sein wie Li und Na.

   Auch die Ir des Feuers und der Kälte liefen nicht frei wie Tiere. Sie schützten sich mit Kleidung und Wand gegen ihre Schöpfer, die, die ihnen Leben schenkten und doch nach ihnen trachteten. Diese Ir hassten ihre Ideen, waren sie verdammt auf ewigen Kampf gegen sie. So fluchten sie über ihre Herren und liebten sie doch, gab es sie doch wegen ihnen und zu sein heißt mächtig zu sein.

   Ein jeder Ir achtete die Grenzen der Wahren, trat nie über Tal, Berg, Fluss oder Kerbe, hielt sich fern von anderen Völkern, lebte bei seinesgleichen. So lebten und lachten und sangen sie, mehrten sich und hielten ihr Land in Ehren.

   Die Zuhe Ir sahen dies und sie schrieben es nieder. Sie dichteten die Geschichte des Bildes Nali und sie schrieben es in ein Buch und nannten es das Buch Nalida. Und dessen Seiten füllten sich, wurden es doch irgendwann Seiten des Leids und Schmerzen, doch dies wusste keiner zu diesen Tagen.

   Die Isonal kannten diese Ruhe nicht. Sie fraßen sich tief in Nali hinein, umgaben sich mit ihrem Leib und schafften. Die Zwerge der Berge, die Tifial, gruben sich durch Stein und Schlamm und errichteten große Hallen tief in Nali selbst. Taten sie dies nicht, um dem Bild zu trotzen, sondern brauchten sie den Platz für mehr und mehr ihrer Werke. Und sie schufen diese und lagerten sie in den Leib Nalis und ihre Könige weinten und planten, doch schufen niemals selbst. Sie hielten sich in der Erde und gruben, als würden sie Nali selbst aushöhlen wollen.

   Anders die Wasserzwerge, die Ukharal. Sie lebten nicht im Wasser wie die Elfen es taten, die Meerelfen, Erna Ir, und Seeelfen, Soru Ir. Sie glitten nicht wie Fische durch die Tiefen, sie sahen das Wasser als eine Kraft zu nutzen und zu bändigen. Sie zwangen ihre Wege dem Wasser auf und Wunderwerke nie gesehener Art, in alten wie in neuen Tagen, schufen sie aus dieser Kraft heraus. Doch auch sie blieben für sich und hatten kein Begehr an anderen Dingen außer dem Schaffen. In ihren Räumen aus Wasser selbst geformt hausten sie und lebten.

   Die vielen Isonal Familien schufen, was sie gerade schaffen konnten, eine jede Familie erfand ein Handwerk eigens für sich. Ihre Werke waren von unzähliger Zahl und keines glich dem anderen und sie beschmücken Nali bis heute mit ihren Gaben, sind sie doch farbenfroh.

   Die Auerbe, die Menschen, waren verteilt und alle nicht gemeinsam, fanden ihre Bestimmung so einzeln wie Tropfen im Regen. Ein jedes Volk, Stamm oder Klan lebte nach eigenen Sitten und schuf, was es für richtig hielt. Doch alle hatten eine Wahrheit gleich im Herzen. Sie fürchteten sich vor Oheian, dem Krieg, und die Furcht in ihnen wuchs.

   So bauten sie Tempel, Häuser und Hütten, Burgen und Gemäuer, doch alles aus Angst vor dem Krieg. Und die Angst, Ibini, wuchs heran und packte sie, so ergriffen die Auerbe Knüppel und Stein und begannen sich selbst untereinander zu bekriegen, in ihren Völkern, Stämmen und Clans.

   Und so gebar Oheian die Idee von Auseke, der Krieg unter Seinesgleichen. Dachte Oheian, auch diese Idee würde dem Wandel unterliegen und Zeit der Ruhe finden, doch Auseke zwang sich in einen jeden Menschen und Schaffenden, spottete der Idee des Friedens, Launeili, und nahm nie neben seinem Vater seinen Platz ein.

   So wusste Oheian, die Idee Auseke, der Krieg unter Seinesgleichen ist nicht von Wandel, sondern von Stetigkeit, dauert an bis das menschliche Geschlecht zerfällt. Denn er war getrieben aus der Furcht Ibini und wünschten sich die Auerbe einst aus dieser Furcht alle Geschenke von Defala selbst. Oheian grüßte sein Kind und auch Auseke sah aus dem Bild hinaus, suchte er genauso nach dem Nichts Defala.

   Durch Krieg unter seinesgleichen erblühten die Ideen Defalas, solche tief im Sein aller Völker. Es entstand die Sucht nach mehr, gebunden an das Sein, doch aus dem Nichts geschaffen, Iohegan, der Hunger war geboren.

   Es schlich sich in alle Wesen auf Nali und ein jeder spürte Hunger und Durst, hatten sie vorher nur gespeist aus purer Lust, nun war es Kampf gegen das Nichts aus dem eigenen Sein heraus. Nali spürte Hunger.

   Daneben entstand das Nichts im Wesen selbst, das Fehlen im eigenen Sein, es sprang Iohelena, die Krankheit, hervor und auch sie fand ihren Weg ins Sein aller Wesen auf Nali. Und waren die Leiber der Arten vorher rein und unbefleckt, nun kroch und siechte sie durch ihre Völker, ihr Fleisch und Blut selbst verdammt zum Kampf gegen das Nichts.

   Mehr und mehr Leiden und Plagen krochen hervor und verteilten sich, erinnerten die sterblichen Völker Nalis an die Dauer ihres Seins. Nali spürte Schwäche.

   Nur die Zuhe Ir und die Hadujege blieben verschont, waren sie doch gesegnet von der Wahren selbst.

   So lebten die Völker von Nali, die Ir am Wandeln, die Isonal am Schaffen und die Auerbe am Streiten und Herrschen. Doch die Ideen und Diersa sahen dies nicht, suchten sie doch Defala und seine Diener nicht im Bild, sondern davor. Doch das Nichts blieb verborgen tief im Bild Nali und schwieg und schaute. Die Hadujege schritten über das Bild und achteten und wahrten den Willen der einen Wahren.

   Die Zuhe Ir sahen es, als Kinder von Li und Na sahen sie alles, was von Licht und Dunkel berührt wurde. Und so sahen sie alles auf Nali, hielten sich Li und Na doch überall auf. Und sie sahen es und schrieben es nieder im Buch Nalida.

Das Buch Nalida - Von den Farben bis MalaDonde viven las historias. Descúbrelo ahora