Von Malas Herz und Vams Streben

3 2 0
                                    

Jol ritt hinaus in Beros Fall und er verteilte sein Lachen unter den Völkern. Er diente dem Wunsch seiner Mutter und er tat es gerne.

   Mala dagegen hatte noch Wut in ihrem Herzen und sie ließ diese nicht ziehen. Sie befahl Mauern zu erbauen und aus Calicedam eine Festung zu machen. Die Stadt wuchs zu dem Juwel der Knarebe heran, sie trug spiegelnde Gemäuer und erstrahlte im Glanz von Áhn, die Farben der Welt sammelten sich dort und so sah sie aus wie ein Blumenfeld. Doch auch dies stillte nicht Malas Wut.

   Ihre Mutter blieb zurückgezogen in der Thronhalle und verbrachte viel Zeit mit dem Kopf von Beros, doch teilte sie dieses Geheimnis und deren Gespräche nie mit ihrer Tochter.

   Mala ahnte um Geheimnis, doch traute sich nicht zu fragen, und so wuchs ihr Hass und blieb ungestillt. So suchte sie den Kerker auf und lechzte nach Sättigung ihres Hasses bei dem Gefangenen, dem Erna Ir, Silitran. Und sie stand vor seiner Zelle und spuckte. „Ir, du hast keine Vorstellung über die Pein und Qual, welche du mir und meinem Volk brachtest. Ich wünsche meinem Bruder mit seinem Lachen Erfolg, doch sollte er scheitern, dann gewinne ich endlich, wonach ich mich sehne. Ich werde deinen Henkerspruch sprechen und ihn selbst richten!"

   Silitran sah sie an und flüsterte schwach, war er doch hungrig und durstig. „Es soll keinen weiteren Tag brauchen. Trete ein und endet mein Sein, auf welche Art, dies interessiert mich nicht. Ich bin Schwurbrecher und habe mein Sein befleckt. Ich verdammte die Geschichte und die Zukunft meines Volkes. Kein Ir dort draußen trachtet nach euch, hört auf, eure finsteren Gedanken in anderen zu sehen. Die findet ihr nur in euch allein. Ich halte keine Geheimnisse für euch, nur einen Wunsch, einen Wunsch, den wir uns teilen. Befreit mich aus diesem Sein, denn es ist ein Fluch geworden."

   Da trat Mala heran und sah den Ir zu Boden im Dreck und Staub. Doch in ihr wuchs kein Mitleid. „Deine Worte vergifteten einst meinen Bruder, er wird meine Wahrheit da draußen finden. Ein Ir lügt und dies ohne Ehre oder Herz. Du hattest deine Chance zu dienen, mehr als der Wahren zu dienen. Und doch warst du blind."

   „Dieses Bild und diese Wahrheit von euch will ich nicht sehen, drum bleibe ich blind. Nehmt mich heraus, bevor ihr es malt."

   Da lachte Mala. „Wir reden nicht um die Erfüllung eures, sondern meines Wunsches. Ihr nahmt mir den Vater und ich nehme euch mehr."

   Silitran sah zu ihr auf, goldenes Haar in seinem Gesicht. „Euer Vater nahm sich selbst. Zuerst als er mir mein Volk stahl, vergesst den Tag der Ernatrunu, der Ertrunkenen nicht. Und dann, als er versuchte mich zu töten. Wollt ihr mein einziges Geheimnis wissen? Ich sehne mich danach, dass er an diesem Tag Erfolg gehabt hätte. Selbst sein Tod bringt mir meine Brüder und Schwestern nicht mehr zurück. Sie wurden mir auf ewig genommen. Er tat, wie das Nichts es tut. Drum schickt mich ins Nichts, besser noch, werft mich ins Meer, so bin ich wenigstens mit ihnen gemeinsam verdammt." Und er weinte und kein Trug fand sich in seiner Stimme wieder, denn er war Wilir, der weinende Ir.

   Mala wand sich ab, denn sie spürte ihre Wut schwinden und andere Gefühle ihren Platz einnehmen. Sie schreckte und zog sich in ihre Kammer zurück. Dennoch konnte sie die stillen Tränen unter dem goldenen Haar nicht vergessen. Und sie mied den Schlaf und wand sich ihren Pflichten zu, doch bekam Silitran nicht aus ihren Augen. Denn Mala hatte ihr Herz an den Erna Ir verloren, denn er war nicht wie Ir von Klen beschrieben, sondern er war alles, was ein Knarebe sein sollte.

   Die Gedanken an ihn raubten ihr den Schlaf und sie fiel sie krank, Iohelana schlich sich in ihren Körper und starkes Fieber nahm sie in einen heißen Griff. Alle Heiler der Stadt waren ohne Rat, war es eine Krankheit neuer Art, wie so oft in diesen Tagen.

   Da trat Narle aus dem Thronsaal zu Mala und sah ihre Tochter und weinte. Und sie floh zu Beros und suchte heimlich dessen Rat.

   Und dieser sprach aus Liebe. „Einer allein lebt unter euch, der Mala retten kann. Öffnet die Zelle von Silitran und er wird ausreiten und wiederkehren mit ihrer Rettung. Es ist eine Frage der Liebe und eine Prüfung der Hoffnung, Eswibe selbst. Nun geht und trefft eure Wahl."

Das Buch Nalida - Von den Farben bis MalaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt