Von Klens Erbe, Jols Reise und Malas Herz

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So fiel Klen, erster König in der Mitte des Kontinents Auervam, in dem Land Beros Fall, verraten durch das Nichts. Und es war ein Tag der Trauer für die Knarebe. Man warf Silitran in den Kerker in Calicedam, wollte sich später seiner annehmen. Man weinte auf den Straßen der Stadt, am stärksten Narle, diese war allein im Thronsaal, nur der Kopf von Beros neben ihr. Vier Tage war die Stadt gelähmt von absoluter Trauer. Man nannte den Tag von Klens Fall Tag der Hoffnung, glaubten die Knarebe noch immer tief an die Hoffnung.

   Da trat Mala zu ihrer Mutter Narle heran. „Meine Königin, genug der Tränen. Nun lasst sie uns wandeln in Vergeltung und diese ausüben. Die Ir sollen zahlen für ihren Verrat, zahlen für ihren Spott an Diersa. Und ihre Leiber sollen brennen und von unseren Mauern hängen."

   Und Narle schwieg.

   Doch Jol fand sein Wort. „Ergriffen hat dich der Wahn wie Vater. Willst du den Tod säen, Boden für Defala? Lass davon ab. Lass die Ir zurückkehren, sie sind nicht wie wir, Rache liegt ihnen nicht nah."

   Und Narle schwieg.

   Da schrie Mala. „Du siehst sie lieber in unseren Häusern? Unsere Kehlen wollen sie uns aufschlitzen! Die Ir erhoben die Waffen gegen uns, diesen kann man nicht trauen. Lasst sie uns jagen!"

   Und Jol erhob ebenso den Ton. „Wahrlich hat dich Vater gelehrt. Du bist verloren wie er, verloren an Vam. Sollen wir dich auch begraben? Man wird weniger weinen für dich, Schwester, vielleicht kaum schluchzen."

   Da flüsterte Narle leise doch deutlich. „Ihr beide seid Früchte meines Fleisches. Ich konnte meinen Mann nicht einmal bestatten, sein Leib verloren. Schenkt ihr mir diese Gunst? Bleiben von euch Leiber übrig? Bitte lasst ab, zwingt mich nicht zu befehlen als eure Königin. Reicht meine Bitte als Mutter nicht mehr aus?"

   Und die Kinder Narles ließen ab, hielten sich und ehrten ihre Mutter, welche da sprach. „Schließt diese Kammer. Ich richte über den Pfad der Knarebe, doch allein. Ihr sollt unser Schicksal als erste wissen. Geht und lasst mich meine Gedanken sammeln."

   Narle blieb an der Seite des leeren Throns und sie fand Ruhe und suchte ihre Pflicht. Sie hatte ein Volk, nun gefangen in fremden Land, zu führen, ihre Brücke nun verschwunden.

   Da hörte sie eine Stimme, sanft und ruhig. „Zu lernen heißt zu reuen, das wisst ihr nun, wie es einst die Wahre wusste. Doch sollt ihr dabei nicht allein sein, nicht allein in euer Reue."

   Da schnellte sie hoch und griff sich den Kopf. „Wer flüstert in mein Ohr hinein? Falsches Sein der Lüge? Oder Defala selbst? Bist du wahrlich die Hoffnung, hier um mich zu brechen?"

   Und es ertönte ein mächtiges Lachen. „Ihr sprecht in starker Furcht, wart ihr es doch, die mich brach und niederstreckte."

   Da sah Narle, es war der Kopf von Beros, der mit ihr sprach. „Ergriffen hat mich der Wahn meines Mannes, das Tote redet. Ich sollte mich selbst in die kalte See werfen."

   Wieder lachte der Kopf von Beros. „Warum? Wollt ihr reiten auf meinem Leib dort unten? Einem Leib ohne Kopf? Ach ihr Auerbe, redet von Herrschaft des Wandels und doch erkennt ihr Ewiges als nicht ewig. Ich ein Hadujege, Diener der Wahren, und mein Sein kann nie gänzlich aus diesem Bilde schwinden."

   Narle kniete nieder und weinte. „All die Zeit wart ihr hier und nicht gesprochen habt ihr?"

   „Ist man ewig, so kann man auch mal nur hören. Und sprechen tat ich, doch nur zu einem, der nicht genannt werden soll aus meinen Lippen. Wird man alt wie ich, man fängt an zu sehen, das gleiche Gesicht mit honigbraunen Haaren und meerblauen Augen."

   Narle sprang auf. „Wir müssen deinen Leib suchen, bergen müssen wir ihn. Beheben kann ich meinen Fehler und retten können wir dich. Oder trachtet ihr nach mir, trage ich doch den Titel Schänder der Hadujege."

   „Nein, ich trachte nach niemanden. Ich bin hier, um zu dienen. Und ihr seht endlich den Weg der Wahren. Einst war ich ein ungebundes Kind, geboren aus wilden Ideen selbst. Erst danach fand ich den Pfad von Diersa. Warum euch also nicht dasselbe Recht gewähren. Aber heilen könnt ihr mich nicht. Mein Leib fiel in die Tiefe, zu Iwido, meinem Bruder und Verräter. Ich spüre meinen Körper nun als Diener des Nichts, ich spüre ihn wandern unter dem Meer, ewig auf der Suche. Doch ich bin hier und ich bin."

   Narle hielt den Kopf und fand zu sich. Und Beros hegte keinen Groll, sondern sah sie als Kind des Bildes, seine Schwester, und er sprach. „Nun diene ich der Wahren und ich diene mit Rat. Ich sehe euren Riss, redet und ich werde nicht richten noch urteilen, sondern euch meine Weisheit schenken."

   „Seht Beros. Die falsche Brücke ist nicht mehr. Der Gang in unsere Heimat ist verloren, drum sind wir hier gefangen. Ich fürchte um mein Volk. Werden die Ir uns suchen, sie alle ihren Schwur brechen und uns jagen? Sollen wir sie suchen, entweder in Freundschaft oder im Krieg? Sollen wir die Mauern erhöhen, uns hier befestigen?"

   Da lachte Beros erneut. „Auerbe. Habt zwei Hände und fragt, welche davon greifen kann, scheint zu verängstigt beide zu befehlen. Ihr habt einen Sohn, fröhlich und schlau. Und ihr habt eine Tochter, stark und eisern. Was Klen zerbrach, dies ist nicht mehr zu heilen. Doch ihr seid nicht mit ihm gefallen. Schützt eure Knarebe, doch kümmert euch auch um die Ir, gebt ihnen Land. Bietet ihnen Boden für Verzeihung an."

   Narle ließ Jol und Mala rufen und sie sprach. „Jol, kleide dich im Stoff der Ir und reite hinaus, dein Zeichen ist unsere Reue. Die Völker von Beros Fall sollen dich als neuen Knarebe sehen. Meide Gefahr und achte auf dich. Ich will dein Lachen noch einmal in diesen Hallen vernehmen."

   Und Jol tat es.

   „Mala, beruhige dein Sein und sammele deinen Geist. Bleibe hier und sichere Calicedam. Baue die Mauern höher und rüste die Krieger. Ein Schutz ist nützlich, auch für möglich nächsten Feind. Sei rasch." Da senkte Narle die Stimme. „Und befrage den Erna Ir in unserem Kerker, finde heraus, was die Ir vielleicht gegen uns planen. Doch schinde ihn nicht. Er ist kein Feind."

   Und Mala tat es.

   Narle behielt ihr Wissen um Beros als Geheimnis für sich und mit jedem Tag schätzte sie ihn als Berater. Er schenkte ihr Weisheit ohne Hass und begann sich um die Knarebe zu kümmern.

   Jol ritt aus, dies für fast ein Jahr. Er suchte Beros Fall und dessen Völker auf. Dabei fand er Eswibe in sich und brachte Freundschaft und Kunde aller dieser Völker mit sich zurück nach Calicedam.

   Mala sprach mit Silitran und wollte sie es nicht, sie verlor ihr Herz an den Ir. Und sie tat es gleich mit den ersten Auerbe, sie stürzte das Bild ins ewige Ungleich. Und bis heute flüstert und flucht man die Erinnerung an den Namen Mala. Denn noch bis heute fließt das Blut Vam durch dieses Bild.

   Und die Zuhe Ir sahen dies und schrieben es nieder, im Buch Nalida.

Das Buch Nalida - Von den Farben bis MalaWhere stories live. Discover now