11. Türchen

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LOUIS

Montag, 11. Dezember

Heute war wieder ein Auswärtsspiel angesagt, aber diesmal blieb ich zuhause. Gegen die Arizona Coyotes würden die Chicago Devils auch ohne mich gewinnen.

Zwar wollte ich jede Minute des Tages mit Harry verbringen, aber ich wollte nicht, dass es ihm vielleicht zu viel wurde und er mich für anhänglich hielt. Dabei hätte ich sein Gesicht den ganzen Tag knutschen können, ohne ihm überdrüssig zu werden. Aber Harry war ein Mann, ein Eishockeyspieler, und er war hart im Nehmen, da wollte er sicher nicht den ganzen Tag von mir belagert und angebetet werden.

Allerdings wusste ich so alleine gar nichts mit mir anzufangen. Meine Playstation reizte mich nicht, fernsehen schon gar nicht, und sonst gab es nicht viel zu tun. Verdammt, ich kannte Harry erst seit 11 Tagen, was hatte ich denn vorher in meiner Freizeit unternommen?

Total demotiviert schaltete ich den Fernseher ein und starrte dann gedankenverloren auf die sich bewegenden Bilder.

Glücklicherweise meldete sich mein Telefon und ich sah, dass mein Freund Oli, der sonst der Hallensprecher war, mir geschrieben hatte. Er hatte ein wenig Auszeit von seiner Frau und der neugeborenen Tochter bekommen und wollte ein wenig Fußball spielen.

Ich sagte sofort zu, und so trafen wir uns auf einem Fußballplatz. Endlich konnte ich mal wieder Fußballschuhe tragen und einen Ball treten! Ich vermisste Fußball hier in Amerika, ich verfolgte zwar noch immer meine Doncaster Rovers und mein geliebtes Manchester United, aber ich war ewig nicht mehr in einem Stadion gewesen, hatte alkoholfreies Bier getrunken und mir die Seele aus dem Leib gebrüllt.

„Was gibt es Neues?", fragte Oli mich und ich grinste. „Ich hab jemanden kennen gelernt." „Cool! Wie ist er?" Oli war der erste gewesen, der erfahren hatte, dass ich schwul war. „Es ist Harry Styles.", nuschelte ich und Oli riss überrascht die Augen auf. „Harry Styles? Unser Harry?" „Jep." „Wie hast du denn das geschafft?" „Durch meinen Charme...", grinste ich und er lachte. „Dein Charme? Lass mich raten, du hast ihn beschimpft?" Verdammt, er kannte mich einfach zu gut. „Jep." „Während eines Spiels?" „So, dass alle es gehört haben." „Shiiiiit, Louis!" „Naja, es hat mir ein Date eingebracht, also war es das wert."

„Ich hab natürlich die Gerüchte gehört, aber dass wirklich was dran ist, hätte ich nie gedacht. Und schon gar nicht, dass er es zugibt." „Harry ist ganz besonders." „Das muss er wohl sein, wenn er dir den Kopf so verdreht hat." „Ja...", grinste ich verträumt und Oli lachte mich einfach nur aus. „Du siehst rosa Elefanten, oder?" „Kann schon sein..."

Ein paar Stunden später war ich wieder zuhause, total verschwitzt, aber happy. Jetzt war mir auch das Fernsehen recht und ich schaltete das Spiel ein, so konnte ich Harry wenigstens zusehen, wenn ich schon nicht dabei sein konnte.

Harry war in Torlaune und eins ums andere Mal schob er den Puck ins Tor. Ich jubelte immer mit der Mannschaft mit und genoss mein Bier. Mit Alkohol...

Leider waren Harrys Tore nicht genug und die Devils verloren mit 7:5.

HARRY

Tja, man konnte nicht immer gewinnen ...

Meine Teamkameraden gingen nach dem Match noch ein bisschen 'feiern', beziehungsweise den Frust ertränken, aber ich hatte keine Lust dazu und wollte es lieber genießen, das Hotelzimmer, das ich mir dieses Mal mit Niall teilte, für mich alleine zu haben.

Ich fläzte mich auf das Doppelbett und rief Louis an.

*Hey*, begrüßte er mich - und schon war ich gut drauf. "Hey". *Du hast echt gut gespielt*. "Danke. Trotzdem verloren. Weißt du, ich glaube, das liegt daran, dass du nicht da warst, als mein Glücksbringer". *Ach ja?*. "Ich denke schon". *Sorry. Nächstes Mal dann wieder*. "Okay. Es freut mich aber, dass du dir das Spiel angesehen hast". *Klar. Du bist verdammt sexy, wenn du spielst*, sagte er und ich grinste dümmlich vor mich hin. "Danke, Baby. Ich wünschte wirklich, du wärst jetzt hier bei mir". *Wenn ich das gewusst hätte, dann wäre ich mitgeflogen. Ich wollte nicht, dass du mich für ein lästiges Anhängsel hältst*, teilte er mir mit, und das überraschte mich jetzt doch sehr.

"Was? Warum sollte ich?". *Keine Ahnung. Ich will einfach nicht, dass es dir too much wird. Du musst dich ja schließlich auf das Spiel konzentrieren und kannst da keine Ablenkung gebrauchen*. "Tja, aber heute haben wir verloren, obwohl du nicht hier bist". *Ja, das stimmt*. "Eben. Du bist definitiv kein lästiges Anhängsel für mich. Ich sehe dich eigentlich schon als meinen Boyfriend", sagte ich, und für fünf Sekunden schwieg Louis.

*Ehrlich?*. "Ja". *Okay, aber wie viele Girlfriends oder Ehefrauen der anderen Spieler sind denn bei den Auswärtsspielen dabei?*. "Keine". *Eben*, sagte er, und dann fingen wir beide an zu lachen.

"Okay okay. Sehen wir uns morgen?". *Klar*. "Ich könnte eigentlich vom Flughafen direkt zu dir fahren, dann könnte ich deine Wohnung auch mal sehen". *Die ist aber nichts Besonderes*. "Egal. Ich würde trotzdem gerne sehen, wie du so wohnst". *Na gut, von mir aus*. "Ich rufe dich an, wenn wir gelandet sind". *Alles klar. Bis morgen dann*. "Bis morgen. Bye". *Bye*.

Eine Stunde später kam Niall ins Hotelzimmer, und da wir beide hungrig waren, bemühten wir den Zimmerservice und aßen dann im Bett. Und ich stellte fest, dass es mir guttat, endlich offen und ehrlich über mich selbst sprechen zu können, mit jemandem, der mich für nichts verurteilte.

"Und du hast jeden, den du vor Louis hattest, verheimlicht?", fragte er mich und knabberte gleichzeitig an einem Chicken Wing. "Nicht mit Absicht, aber ja. Ich wollte es nicht an die große Glocke hängen, aber wenn es jemand rausgefunden hätte, wäre es mir auch egal gewesen". "Naja, Gerüchte gab es ja". "Jep, weil ich nie was von den Bunnys wollte, was anscheinend nicht normal ist". "Ist es auch nicht", sagte Niall und lachte. "Tja...".

Ich unterhielt mich an diesem Abend echt gut mit Niall, und als ich schließlich schon am Einschlafen war, war ich einfach nur happy.

CHICAGO - AdventkalenderWhere stories live. Discover now