Hinterhalt der Schlangen

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Seit Harry sich seinen Freunden anvertraut hatte, waren mittlerweile drei Wochen vergangen. Er fühlte sich richtig gut und er konnte sich selbst mittlerweile so akzeptieren, wie er ist. Es war geradezu befreiend, sich nicht mehr schämen zu müssen und ebenso er selbst sein zu können. Das Einzige, was er noch immer für sich behielt, waren seine Gefühle für Draco. Mehr als verstohlene Blicke und ab und an ein Lächeln des jeweils anderen gab es nicht. Seit er Draco vor einigen Wochen, nicht gerade freundlich entgegen kam, versuchte dieser auch nicht mehr mit ihm zu sprechen. Doch in Harrys Fantasie waren sie bereits einige Schritte weiter und Harry wünschte sich, dass es mehr als nur Fantasien waren. Er hatte eindeutige Gefühle für Draco, dessen war er sich nun vollkommen bewusst. Und es war kaum zu übersehen, dass der Blonde mindestens ähnliche Gefühle für ihn hegte. Harry wollte mehr Zeit mit Draco verbringen. Er wollte ihm nahe sein, doch auch wenn der Blonde ab und an heftig mit ihm flirtete, so war der junge Gryffindor zu unsicher, um den nächsten Schritt zu wagen. In seinen Träumen wurde er oft von heftigen und sehr erregenden Szenen, welche sich zwischen ihm und Draco abspielten, begleitet. Nicht selten kam Harry deswegen nachts im Schlaf zum Orgasmus und wachte danach schweißgebadet auf. Bis lang hatte es noch niemand mitbekommen. Es wurde mit der Zeit jedoch immer schwieriger, es zu verbergen. 

Draco hatte ähnliche Probleme. Wenigstens musste er sich nicht vor seinen Freunden verstecken, was diese ganze Sache für ihn, wesentlich einfacher machte. Auch er wollte Harry, sehr sogar. Doch die Angst vor dem Unbekannten, welche auch Harry verspürte, blockierte ihn. Keiner von Beiden war mutig genug, sich dem zustellen, was sie beide so sehr wollten.

Es war Montagmorgen und die Slytherins waren auf dem Weg zum Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste. Draco war müde und hatte miese Laune. Auch er wurde des Nachts, von wilden Träumen wach gehalten. Letzte Nacht wurde er jedoch von Blaise geweckt, weil Draco ihn zuvor, durch heftige Stöhn Geräusche vom Schlafen abhielt. Beschämt hatte er versucht, seine Erregung vor Blaise zu verbergen. Sein bester Freund musste diese jedoch nicht sehen, um zu wissen wie sehr Draco sich Harrys Nähe wünschte. Die Zwei hatten die ganze Nacht darüber geredet und Blaise versuchte, Draco mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.

"Ich weiß nicht, ob ich das kann Blaise", flüsterte Draco leise, während sie zum Unterricht gingen. Dieser fand heute zusammen mit den Gryffindors statt. "Doch du kannst das Dray. Versuch es wenigstens. Rede mit ihm oder mach ihm ein Kompliment. Zeig ihm, dass er dir gefällt. Ein Lächeln alleine, wird dich nicht weiter bringen. Zeig ihm, dass du ihn willst", erklärte Blaise bestimmt. "Das zu sagen ist so viel einfacher, als es zu tun", erwiderte Draco betrübt. "Ich weiß aber er mag dich auch. Das ist kaum zu übersehen, vertrau mir. Ich werde dir helfen." Draco musterte Blaise unsicher, wollte dem ganzen jedoch eine Chance geben. Wie immer rauschte Professor Snape mit wehendem Umhang ins Klassenzimmer. Und wie so oft, ermahnte er alle Schüler erstmal ruhig zu sein, selbst wenn es bereits ruhig war. Harry rutschte unruhig auf seinem Platz hin und her. Er mochte Snape nicht besonders und die Tatsache, dass Draco nur zwei Plätze von ihm entfernt sass, machte es nicht besser. Blaise hatte sich mit Absicht direkt neben Harry gesetzt.

"Wir werden heute wieder mit Schildzauber arbeiten. Was Sie letzte Woche bereits vereinfacht erlernt hatten, werden wir heute intensivieren", verkündete der Professor. "Sie werden sich duellieren und dabei wesentlich stärkere Flüche gegen einander verwenden, als letztes Mal. Wie Sie bereits wissen, erfordert ein stärkerer Schildzauber mehr Konzentration. Ich erwarte also, von jedem Einzelnen von Ihnen, volle Konzentration", befahl er mit ernster Miene. "Sie dürfen sich jeweils zu zweit duellieren. Ihre Partner können Sie sich selbst wählen." Mit diesen Worten hob er seinen Zauberstab und schaffte erstmal ordentlich Platz in dem Raum. Die Schüler begannen, sich nach und nach zu Zweit zusammen zu stellen. Harry und Ron bildeten natürlich ein Team sowie Draco und Blaise. Hermine schnappte sich Parvati und Pansy tat sich mit Millicent zusammen. Nachdem sich alle Schüler ihren Partner gesucht hatten, war der Raum erfüllt von diversen Zaubersprüchen. Hier und da war ein Fluch zu hören, während gleich darauf ein klares und deutliches protego zu hören war. Jeder einzelne von ihnen war in höchster Konzentration, was Blaise nun die perfekte Gelegenheit gab, seinen Plan umzusetzen.

"Hör zu Dray, Harry steht direkt hinter mir. Du wirst einen Schockzauber auf mich richten und ich werde ausweichen, sodass dieser Harry trifft", erklärte Blaise so leise wie möglich. "Du wirst ausweichen? Aber ich könnte ihn verletzen, wenn er darauf nicht gefasst ist", sagte Draco besorgt. "Nein, nein mach dir keine Sorgen, nutze einen sehr schwach Zauber, dann wird ihm nichts passieren. Sei einfach bereit. Wenn der Zauber ihn trifft, wird er womöglich wütend sein. Er wird glauben, dass du es mit Absicht getan hast und wenn er das tut und dich angreifen will, dann weißt du von nichts. Hast du verstanden?", fragte Blaise mit ernster Miene. "Ich ähm, ich glaube schon. Aber was soll das denn bringen?" Draco erkannte den Zusammenhang nicht sofort. "Nachsitzen", sagte Blaise süffisant. "Und du wirst dann zu ihm gehen und endlich mit ihm reden." Blaise erhob stolz seinen Kopf. "Aber er wird da ja wohl kaum alleine sein?", entgegnete Draco. "Dafür werde ich schon sorgen. Und jetzt mach dich bereit." In diesem Augenblick kam Professor Snape direkt auf Draco zugelaufen. "Mr. Malfoy, ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die Zeit welche Sie zum Üben haben, äußerst begrenzt ist. Wenn Sie also die Freude hätten und mit dem Training beginnen würden..." Er warf Draco einen strengen Blick zu und wandte sich ab. Draco musste grinsen und nickte Blaise zu. Er brachte sich in Position und zielte ganz bewusst, einen leichten Schockzauber auf Blaise. Gekonnt wich dieser, mit einem eleganten Schritt nach links aus und der Zauber traf Harry unerwartet und mit voller Wucht in den Rücken. Völlig überrascht sackte er zusammen. Es tat nicht weh, doch die Wucht, mit welcher der Zauber ihn traf, ließ ihn unweigerlich zu Boden gehen. Wütend rappelte er sich auf, sah erst in Rons überraschtes Gesicht und dann traf sein Blick den von Draco. Es konnte nur er gewesen sein. Das war ja mal wieder typisch, dachte sich Harry. Natürlich würde Draco sich eine solche Chance nicht entgehen lassen. Wie konnte er nur denken, der Blonde würde ihn tatsächlich mögen. "Was soll das Malfoy?! Warum greifst du mich an?" Bedrohlich richtete Harry seinen Zauberstab auf Draco. Dieser hob abwehrend die Hände und versuchte ihm zu erklären, dass er nichts gemacht hätte. Da war es auch schon zu spät und Harry wirkte einen wesentlichen stärkeren Schockzauber zurück auf Draco. Noch bevor der Slytherin reagieren konnte, wurde er von dem Zauber erfasst und heftig gegen die Wand geworfen. Der Aufprall war hart und tat dementsprechend weh. Draco stöhnte auf und Blaise rannte mit einer übertriebenen Euphorie der Besorgnis zu ihm. "Draco, geht's dir gut?", rief er lautstark. Er half seinem Kumpel auf die Beine und grinste ihn zufrieden an. "Gut gespielt", flüsterte er. Draco stand auf und sah Harry wütend an. "Spinnst du, Potter! Ich habe nichts gemacht. Du hast sie wohl nicht mehr alle!", brüllte er mit gespielt wütendem Tonfall. "Du hast angefangen!", konterte Harry. In diesem Moment rauschte Snape wütend auf Harry zu. "Potter, was ist hier los?" Doch bevor er etwas sagen konnte, schrie Draco auch schon los. "Er hat mich grundlos angegriffen Sir!" Draco wollte nicht, dass Harry Ärger bekam aber es war nun mal die einzige Möglichkeit. "Hab ich nicht", schrie Harry wütend. "Natürlich hast du, ich hab's genau gesehen", mischte sich Blaise ein. Erneut wollte Harry kontern, doch Snape fiel ihm ins Wort. "Ruhe, es ist mir vollkommen egal, wer hier angefangen hat. Sowohl Mr. Malfoy als auch Mr. Zabini scheinen der gleichen Auffassung zu sein." Harry war außer sich. "Das ist nicht fair, nur weil die Zwei dem Haus Slytherin angehören..." Wieder wurde Harry unterbrochen. "Hüten Sie ihre Zunge, Mr. Potter!" Snape sah ihn fordernd an. Sofort wollte Harry den Mund aufmachen, um sich erneut zu verteidigen. "Nachsitzen, Mr. Potter! Ich rate Ihnen ein weiteres Mal, den Mund zu halten. Ansonsten sehe ich mich gezwungen, Ihnen auch eine zusätzliche Strafarbeit aufzuzwingen!", ermahnte Professor Snape den aufgebrachten Gryffindor. Niedergeschlagen senkte Harry den Kopf. Er sah ein letztes Mal zu Draco und warf ihm einen mehr als verletzten Blick zu. Dieser presste die Lippen aufeinander und wich dem Blick aus. "Das lief ja besser als erwartet", sagte Blaise triumphierend. "Ja schon", murmelte Draco. "Er tut mir leid, ich wollte nicht, dass er Ärger bekommt." Blaise klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. "Ich weiß aber sieh es positiv, du wirst ihn nachher sehen und kannst ihm alles erklären." Draco lächelte nervös, freute sich jedoch auf die nächste Stunde.

Nach etwa zwanzig Minuten war der Unterricht zu Ende. Harry hatte sich die restliche Zeit bei Ron ausgekotzt. Dieser wollte sich entschuldigen, weil er ihm nicht geholfen hatte. Harry hatte jedoch mit seinem Blick vehement abgelehnt, da Ron sonst bestimmt auch Ärger bekommen hätte. Bis auf Harry verließen alle das Klassenzimmer.

Liebe hält die Zeit an und lässt die Ewigkeit beginnenWhere stories live. Discover now